CAM-Studie: Absatz von E-Autos steigt in Europa um 26,2 Prozent
Über alle Antriebsarten hinweg ist der europäische Pkw-Markt von Januar bis Oktober 2025 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um nur 1,9 Prozent auf rund 11 Millionen Neuzulassungen gewachsen. Viel dynamischer entwickelt sich dagegen das Segment der Elektroautos: Hier gab es in Europa (EU + EFTA + Vereinigtes Königreich) stolze 2,02 Millionen Neuzulassungen von Batterie-elektrischen Autos (BEVs) und ein Wachstum von 26,2 Prozent gegenüber dem selben Zeitraum in 2024.
Dadurch konnten BEVs ihren Marktanteil in Europa dieses Jahr deutlich ausbauen auf 18,3 Prozent, während er noch im Gesamtjahr 2024 bei 15,4 Prozent lag. Somit zeigt sich: Trotz des heftigen Gegenwinds, z.B. in Form der Diskussion um Technologieoffenheit und einer möglichen Aufweichung des „Verbrenner-Aus“ in der EU, kommt die Antriebswende voran. Allerdings eher Schritt für Schritt als mit Turbo Boost. Doch eines ist klar: Elektroautos werden Teil von immer mehr Unternehmensflotten und auch immer mehr Privatkunden schaffen sie sich an.
Allerdings zeigt sich, dass die Antriebswende in Europa in verschiedenen Geschwindigkeiten vorankommt: Norwegen führt mit einem Anteil von 95,1 Prozent die BEV-Neuzulassungsanteile an, während Dänemark (66,5 Prozent), Schweden (35,5 Prozent), die Niederlande (35,4 Prozent) und Belgien (33,7 Prozent) ebenfalls zügig vorankommen. Die großen Pkw-Märkte Deutschland (18,4 Prozent), Frankreich (18,9 Prozent) und Großbritannien (22,4 Prozent) liegen nah am europäischen Schnitt von 18,3 Prozent. Trüb sieht es hingegen in Italien (5,2 Prozent), Polen (6,4 Prozent) oder Spanien (8,5 Prozent) aus.

CAM-Chef und Studienleiter Stefan Bratzel sagt: „In Europa befindet sich der Hochlauf der Elektromobilität trotz eines starken Wachstums im Jahr 2025 in einer kritischen Übergangsphase mit einer uneinheitlichen Entwicklung. Es besteht weiterhin eine hohe Verunsicherung der Verbraucher und Skepsis bezüglich des Antriebs der Zukunft, die durch die anhaltenden ideologisierenden Diskussionen rund um Technologieoffenheit und eine mögliche Flexibilisierung des Verbrenner-Aus 2035 weiter befeuert werden. Verunsicherung führt gewöhnlich zur Kaufzurückhaltung und zum Festhalten am Bisherigen und Gewohnten, insofern muss grundsätzlich schnell Klarheit geschaffen werden.“
Weiterhin warnt Bratzel, dass eine mögliche Aufweichung bzw. Flexibilisierung des faktischen Verbrenner-Aus 2035 zwar kurzfristig einen Zeitgewinn und finanzielle Entlastungen für die Autohersteller bringen könnte, etwa beim Wegfall von Strafzahlungen. „Allerdings würde sich dadurch die Innovations- und Wettbewerbskraft für die Autoindustrie im internationalen Vergleich mittel- und langfristig nicht verbessern. Falls etwa die Anstrengungen in Zukunftstechnologien wie der Elektromobilität verlangsamt werden würden, wäre dies sogar ein Pyrrhussieg für die deutsche Automobilindustrie.“
Interessant ist neben der Wachstumsdynamik und der Marktanteile von BEVs gegenüber anderen Antriebsarten auch, welche Länder in absoluten Zahlen die größten Märkte für Elektroautos darstellen. Nachdem Großbritannien in 2024 Deutschland vom Thron gestoßen hatte, sieht es nun nach einem erneuten Tausch beider Länder an der Tabellenspitze aus. So hatte Deutschland zumindest zwischen Januar und Oktober 2025 mit einem Plus von 39 Prozent auf 434.627 neu zugelassene BEVs die Nase vorn, während der vorherige Erstplatzierte Großbritannien um 29 Prozent auf 386.244 Einheiten zulegen konnte. Frankreich, das seine Kaufprämie für E-Autos auch 2026 fortführen will, lag mit 250.418 neu zugelassenen BEVs an dritter Stelle.
Die CAM-Studie zoomt zum Abschluss noch auf den deutschen BEV-Markt und konnte hierzu auch schon die Neuzulassungszahlen des Kraftfahrt-Bundesamts inkl. der Werte für November auswerten. Von Januar bis November 2025 wurden hierzulande 490.368 Elektroautos neu zugelassen – ein Plus von 41,3 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Der BEV-Anteil an den Pkw-Neuzulassungen ist in den letzten 12 Monaten fast kontinuierlich von 14,4 Prozent auf 22,2 Prozent angestiegen und liegt nach 11 Monaten des laufenden Jahres bei 18,8 Prozent. Inklusive des noch fehlenden Monats Dezember rechnet das CAM mit 530.000 Neuzulassungen von BEVs im Gesamtjahr 2025. Das wäre leicht mehr als im bisherigen Rekordjahr 2023 mit 524.219 Einheiten, das aber noch im Zeichen der Ende 2023 ausgelaufenen Umweltprämie stand.

Im kommenden Jahr soll dann die neue E-Auto-Förderung in Deutschland in Kraft treten, bei der je nach Konstellation eine staatliche Kaufprämie von 3.000 bis 5.000 Euro für ein E-Auto winkt. CAM-Chef Bratzel sieht dies aber kritisch: „Grundsätzlich wäre zwar eine zielgerichtete Förderung der Elektromobilität in Deutschland sinnvoll. Mit der geplante Kaufförderprämie besteht jedoch die Gefahr, dass durch lediglich ein kurzes Strohfeuer ausgelöst wird mit Mitnahmeeffekten und einer weiteren Verzerrung für die Restwerte bei Gebrauchtfahrzeugen. Statt teure Kaufprämien auszuloben, wäre ein Programm zur Förderung von Ladestrom deutlich zielführender und nachhaltiger, wie z.B. ein Jahr kostenfreies Laden für Privatkäufer von Neu- oder jungen Gebrauchtfahrzeugen bis zu einer Preisgrenze.“
Abschließend vergleicht die CAM-Studie auch noch die Erfolge der verschiedenen Hersteller auf dem deutschen BEV-Markt, wobei hier wiederum nur die Werte von Januar bis Oktober beleuchtet werden, weil die Herstellerdaten für November noch nicht vorlagen. Dabei zeigt sich, dass der Volkswagen-Konzern klarer BEV-Marktführer mit 192.498 Neuzulassungen ist, ein Plus von 81 Prozent. Treiber war die Marke Skoda, die u.a. dank des erst seit Januar produzierten und schon 100.000 Mal vom Band gelaufenen Kompakt-SUV Elroq um 103 Prozent zulegen konnte. Der BEV-Anteil des Konzerns stieg von 11,2 Prozent auf 19,6 Prozent. Auch die BMW Group wuchs im BEV-Segment deutlich auf 51.545 Neuzulassungen in Deutschland (+29 Prozent), während Mercedes-Benz um 2 Prozent auf 26.976 BEVs nachgab. Hier dürften aber neue Elektromodelle wie der vollelektrische CLA und GLC bald die Wende bringen. Wachstumsstark im deutschen BEV-Markt zeigten sich ansonsten auch die koreanischen Schwestermarken Hyundai und Kia.





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