CATL erhöht Investition in Erfurter Werk dramatisch

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Der chinesische Batteriezellhersteller CATL hat beschlossen, die Investitionen in seine geplante Fabrik in Erfurt um den Faktor 7,5 zu erhöhen: Statt der ursprünglich eingeplanten 240 Millionen Euro sollen 1,8 Milliarden Euro in den deutschen Standort fließen.

Überraschend kommt das nicht: Europachef Matthias Zentgraf hatte bereits im Februar gegenüber electrive.net angekündigt, dass die für die erste Ausbaustufe avisierte Kapazität von 14 GWh pro Jahr bei weitem nicht ausreichen wird: „Bei realistischer Planung gehen wir – niedrig gerechnet – von einem Bedarf in Höhe von 100 GWh im Jahr 2025 aus“, so Zentgraf damals.

Offiziell begründet hat Contemporary Amperex Technology den Schritt nun damit, dass der Verwaltungsrat die Entwicklung seines Überseegeschäfts und die Veränderung der Marktnachfrage neu bewerte. In einer amtlichen Veröffentlichung heißt es, dass CATL seine Investitionen in seine Produktions-, Forschungs- und Entwicklungsbasis in Europa auf einen Gesamtbetrag von 1,8 Milliarden Euro ausweiten werde.

Der naheliegende Grund: „Hinter dem Schritt von CATL steht ein Aufschwung in der europäischen EV-Branche, da viele renommierte deutsche Marken wie BMW und Volkswagen ihre Strategien von traditionellen Verbrennungskraftwagen auf EVs umstellen“, sagte Feng Shiming, Geschäftsführer von Menutor Consulting Shanghai, gegenüber der „Global Times“. „Eine Arbeitsteilung mit Chinas Vorteil bei Batterien und Deutschlands Vorteil bei der Automobilproduktion ist die beste Wahl für deutsche Unternehmen.“

Die Batterieproduktion in Erfurt könnte mit der neuen Investition die Ausmaße der Gigafactory von Tesla in Nevada schnell übertreffen. Denn Tesla-Chef Elon Musk strebt mit seiner Batteriefabrik auf lange Sicht ebenfalls eine Kapazität von rund 100 Gigawattstunden an. Zu den Kunden, die CATL von Erfurt aus beliefern will, gehören VW, BMW, Daimler, der französische PSA-Konzern sowie auch Volvo und Jaguar Land Rover.

Für die Marktchancen einer Batterieproduktion deutscher Unternehmen ist der Plan ein Dämpfer, wenn CATL bei der Fertigung in diesem großen Maßstab enorme Skaleneffekte erzielen kann. Aktuell hat nur Volkswagen – in China ein Partner von CATL – angekündigt, in Salzgitter zusammen mit dem schwedischen Unternehmen Northvolt eine Batteriefertigung mit einer Kapazität von 16 GWh (später 24 GWh) aufbauen zu wollen.

Andere Vorhaben warten auf die Vergabe der sogenannten Altmaier-Milliarde, mit welcher der Bundeswirtschaftsminister drei Konsortien fördern will. Rund 30 Prozent der weltweiten Nachfrage nach Batteriezellen will Altmaier bekanntlich bis 2030 aus deutscher und europäischer Produktion beliefern. Doch was heißt das eigentlich in Fabriken? Wir haben für die Vision des Bundeswirtschaftsministers kürzlich eine Beispielrechnung aufgemacht. Und wer sind die entscheidenden Akteure in Frankreich und wo könnte dort ein entsprechendes Werk entstehen? Hierzu haben wir ebenfalls schon vor ein paar Wochen einen Überblick verschafft.
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1 Kommentar

zu „CATL erhöht Investition in Erfurter Werk dramatisch“
Andreas-Michael Reinhardt
27.06.2019 um 12:52
Wie hieß es doch in electrive.net am 13.11.2018 im Beitrag von Peter Schwierz? "Für 30 Prozent Marktanteil bis 2030 brauchen wir in Europa 30 Batteriezellfabriken mit jeweils 33 GWh jährlicher Produktionskapazität. Wir alle wissen: Von diesen steht aktuell – keine". Stand heute wissen wir, neben NorthVolt / Volkswagen und die "DREI von BMWi/EU" ist auch CATL dabei: >100 GW/a.

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