Magna und Ree wollen E-LCV bauen

Das israelische Startup Ree Automotive will gemeinsam mit dem Zulieferer und Auftragsfertiger Magna leichte elektrische Nutzfahrzeuge (Light Commercial Vehicle, LCV) entwickeln und bauen – auf Basis der Technologie von Ree. Eine entsprechende strategische Kooperationsvereinbarung wurde jetzt unterzeichnet.

Die E-Autos sollen auf der platzsparenden Plattform von Ree basieren und unter der Marke „Powered by Ree“ Mobilitätsdienstleistern sowie neuen Autobauern angeboten werden, denen Zeit und Know-how für die Entwicklung der Technik fehlen. Dabei sollen Größe, Karosserie, Batteriekapazität und weitere Spezifikationen nahezu frei wählbar sein, so das Versprechen. Eckdaten für Mindest- oder Höchstwerte nennt Ree in der Mitteilung nicht.

Bei der „Ree Corner“ genannten Technologie handelt es sich im Grunde genommen um eine Plattform, bei der alle kritischen Fahrzeugkomponenten zwischen Fahrgestell und Rad in den Ecken des Fahrzeugs verbaut werden. Diese vier kompakten Einzelmodule – bestehend aus Aufhängung und Antrieb – sorgt für einen flachen Innenraumboden, selbst zwischen den Achsen. Das soll „beispiellosen Platz“ für Passagiere, Fracht und Batterien ermöglichen.

Dabei setzt Ree auf Radnabenmotoren, die sich bisher in der Elektromobilität noch nicht durchgesetzt haben – Stichworte sind die ungefederten Massen und der Fahrkomfort. Da jedes der vier Module identisch ist, verfügen die Fahrzeuge nicht nur über Allradantrieb, sondern auch eine Allradlenkung.

Mit seiner Plattform will Ree verschiedene Anwendungsfälle abdecken können. Die kleinste Ausführung (P1 genannt) kann bis zu 1,8 Tonnen wiegen und ist für innerstädtische Zustellfahrzeuge für die letzte Meile gedacht. Bei den Varianten P2, P4, P6 und P7 entspricht die Ziffer dem jeweiligen Maximalgewicht in Tonnen. P4 soll ein LCV, E-Shuttle oder SUV ermöglichen, P7 mit sieben Tonnen Gesamtgewicht einen mittelschweren Liefer-Lkw.

Im Rahmen der Zusammenarbeit mit Magna sollen noch die „Ree Corner“-Technologie des Startups und die Integrationskompetenz von Magna und deren Fertigungskapazitäten zusammengeführt werden, wie es in der Mitteilung hießt. Mit den MEV (Modular Electric Vehicles) auf dieser Plattform sollen gewerbliche Kunden „Fahrzeuge basierend auf ihren Spezifikationen und ihrem Branding anpassen und gleichzeitig die Markteinführungszeit verkürzen können“. Die Kooperation mit Magna kam nicht zufällig zustande: Bei dem Börsengang von Ree ist Magna bei dem Startup eingestiegen.

Die Idee einer Skateboard-Plattform für E-Autos und E-Nutzfahrzeuge ist nicht neu, allerdings haben es derartige Konzepte mit Radnabenmotoren oder radnahen E-Motoren bisher nicht in die Serie geschafft. Diese Konzeptstudien haben zudem meist auf wechselbare „Aufsätze“ für die Skateboard-Plattform gesetzt – zum Beispiel der Rinspeed Snap (mit ZF) oder der Mercedes Vision Urbanetic. Ree zeigt bisher nur Bilder seiner Plattform – aber noch nicht, wie mögliche Nutzfahrzeuge auf deren Basis aussehen könnten.

Magna widmet sich seit Jahren vermehrt der Elektromobilität. Das Unternehmen fungiert nicht nur als Auftragsfertiger für den Jaguar I-Pace, sondern wird in Europa auch den Fisker Ocean bauen und steuert hierzu seine eigene E-Plattform bei. In diesem Jahr hat Magna bereits einen eigenen PHEV- und BEV-Antrieb für Pkw und ein E-Antriebsmodul für Pickups und leichte Nfz vorgestellt. Bei dem LCV-Antrieb von Magna handelt es sich aber um einen Achsantrieb.
automobilwoche.de, insideevs.de, prnewswire.com

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