VW Sachsen streicht eine Schicht in Zwickau

Volkswagen hat in seinem Elektroauto-Werk in Zwickau wegen der geringen Nachfrage seit dieser Woche eine Schicht in der Fertigungslinie für den VW ID.3 und Cupra Born gestrichen. Für die zweite Fertigungslinie droht Ähnliches, wenn sich die Nachfrage nicht ändert.

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Bild: Volkswagen

VW Sachsen fertigt in Zwickau bekanntlich auf zwei Linien E-Autos: Die Linie 1 ist für die Kompakt-Modelle ID.3 und den Cupra Born, auf der Linie 2 laufen die SUV-Modelle (und SUV-Coupés) ID.4, ID.5, Audi Q4 e-tron und Q4 Sportback e-tron vom Band. Jene Linie 2 ruht derzeit komplett, weil es einen Lieferengpass bei dem neuen Elektromotor APP550 gibt – wohl bis Anfang Dezember.

Bei der Linie 1, die wegen der mangelnden Nachfrage bereits während der sächsischen Herbstferien im Oktober für zwei Woche gestoppt wurde, wird nun die Nachtschicht gestrichen – es werden also nur noch in der Früh- und Spätschicht ID.3 und Born gebaut. Dieser Schritt hatte sich mit einer Änderung der vor rund 30 Jahren geschlossenen Betriebsvereinbarung angedeutet – Ende September hatte VW die Garantie zum Drei-Schicht-Betrieb gestrichen und sich so die Möglichkeit geschaffen, auf zwei Schichten pro Tag umzustellen.

Je nach Marktlage könnte im nächsten Jahr auch die zweite Fertigungslinie an dem Standort „auf einen klassischen Zwei-Schicht-Betrieb mit Früh- und Spätschicht umgestellt werden“, erklärte ein Standortsprecher gegenüber dem „Handelsblatt“.

Die schlechten Nachrichten für Zwickau reißen damit nicht ab. Neben der erwähnten Produktionspause im Oktober und den fehlenden Motoren für die SUV-Modelle war bereits im September bekannt geworden, dass die befristeten Verträge von knapp 270 Angestellten im Werk nicht verlängert werden – bereits damals gab es den Verweis auf die geringe Nachfrage. Zwickau kann bis zu 350.000 Autos pro Jahr im Drei-Schicht-Betrieb fertigen. Bereits 2022 waren es nur 218.000 Fahrzeuge, für dieses Jahr plant VW laut dem „Handelsblatt“ mit 230.000 E-Autos aus Zwickau.

Aktuell betrifft die Maßnahme nur das Werk Zwickau. Allerdings gibt es für den ID.4 bereits eine zweite Europa-Fertigung in Emden. Beim ID.3 soll in diesem Jahr eine Überlaufproduktion im Stammwerk Wolfsburg (mit zugelieferten Teilen aus Zwickau) starten, beim Q4 e-tron ist eine weitere Produktion im belgischen Audi-Werk Brüssel geplant. Wenn aber nicht einmal das erste Werk in Sachsen voll ausgelastet ist und eine Schicht streicht, wird eigentlich kein zweiter Standort mit noch geringerer Auslastung benötigt.

handelsblatt.com

7 Kommentare

zu „VW Sachsen streicht eine Schicht in Zwickau“
Reiner
15.11.2023 um 13:37
So schauts aus mit der Tranformation zur E – Mobilität. Das Problem mit der Nachfrage hat nicht nur VW sondern andere Hersteller auch. Man muss sich nur die speziellen Angebote und Zusicherungen der Hersteller ansehen und das für eine Antriebstechnologie die nicht für jedermann passend ist. Statt auf einen Antriebsmix zu setzen, wie das Verbrenner Joint-Venture Aurobay (Geely, Aramco, Renault), wird bei vielen europäischen und Deutschen Herstellern nur noch die reine E – Mobilität bevorzugt. Das ist ein großes Risiko meiner Meinung nach, weil die Verbrenner der nächsten Generationen auch Wirkungsgrade von 50% erreichen werden und die E – Fuels sich auch weiterentwickeln. Das Konzept dann als Hybrid ausgelegt mit einer kleinen Batterie zum boosten wäre perfekt. Man muss sich nur fragen, wo ist das Motiv von Aurobay!
Gerd Heinrich
15.11.2023 um 21:20
Immer noch werden in Zwickau eAutos gebaut die vor 23 Monaten bestellt wurden. Die ID-Fahrzeuge sind im Alltag allgegenwärtig., ein voller Erfolg. VW spart und sorgt sich um die Rendite. Sie streichen die teuerste Schicht und scheren sich nicht um die Leute die schon ewig warten. Auch möglich dass die Rendite beim eAuto schlechter ist als beim Verbrenner. Solange die Zulassungszahlen steigen, und das tun sie im Jahresvergleich, scheint mir VW mit den wahren Beweggründen sehr sparsam umzugehen.
Releit
16.11.2023 um 07:12
Das E-Fuels Märchen ist reine Vernebelungstaktik, die wenigsten werden sie diesen extrem teuren Sprit jemals leisten können. Warum die Verbrenner nach über 100 Jahren Entwicklung plötzlich solche Wirkungsgradsprünge machen sollte, würde ich gerne näher erfahren.
Robert
16.11.2023 um 07:49
das ist unsinn das ist ein reine VW Problem sieht man sich die zulassungszahlen weltweit an steigen sie massiv an das Problem von VW ist ganz einfach das schlechte Preis-Leistungsverhältnis viel zu teuer für das was geboten wird, die Zeit der Mondpreise ist zu ende ubnd einige Hersteller wollen das nicht wahrhaben und halten an d3en zu hohen Preisen fest und wundern sich dann dass die Nachfrage zurückgeht und dann noch die überirdisch langen lieferzeiten.
Thomas
16.11.2023 um 09:06
Blanker Hohn.... Man bestellt im September sein Auto und bangt um die Bereitstellung bis Dezember. Das bei angeblichem Mangel an Nachfrage. *lach* Als Kunde befindet man sich im perfekten Krimi und wird rundherum erinnert, dass der gewählte Hersteller dieses Fahrzeug nicht wirklich verkaufen möchte. Dann noch diese Meldungen. Wenigstens sind hier mehr Informationen, als die Katastrophenmeldungen in der allgemeinen Presse. Danke - Electrive - dass dank Euch meine Halsschlagader noch nicht geplatzt ist ;-)
Peter
16.11.2023 um 11:43
In der Automobilindustrie herrschen gerade Zustände wie im Krieg. Eine Propagandaschlacht wo man auch hinsieht. Der Staat, die Energieversorger und diejenigen Autobauer, die immer noch eine 120 Jahre alte Technologie aus Profitgier verkaufen wollen reden Ihren Bürgern / Kunden ein, dass Wasserstoff und/oder eFuels viel besser sind als Elektromobilität. Wen wundert es ... sie versuchen auf den letzten Drücker noch mal schnell ihre veraltete aber abgeschriebene Technologie zu verkaufen. Ohne Rücksicht auf Verluste in Bezug auf Umwelt und die Lebensqualität der zukünftigen Generationen. Die Nachfrage seitens der Kunden ist da. Lediglich die Versorgung wird künstlich mit fadenscheinigen Argumenten gedrosselt. Und da wundern wir uns, wenn die Jugend auf die Barikaden geht und protestiert
dipole
18.11.2023 um 14:41
und wo ist der 45kWh id.3 oder Cupra Born? VAG möchte nicht zu viele e-Autos verkaufen. Es ist billiger 2 statt 3 Schicht zu haben und mehr Gewinn machen.

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