PEM-Forscher vergleichen BYD- und Tesla-Akkus

Ein Team des Lehrstuhls Production Engineering of E-Mobility Components (PEM) der RWTH Aachen hat aktuelle Antriebsbatterien von Tesla und BYD zerlegt und die beiden Akkus miteinander verglichen und berichtet von „überraschenden Resultaten“ – mit interessanten und bisher noch nicht bekannten Zahlen.

Bilder: Tesla, BYD / Montage: electrive

Zur Motivation hinter der Analyse schreibt der PEM, dass es generell nur wenige detaillierte Daten und Analysen zu modernen Elektrofahrzeug-Batterien gebe. „Beide Akteure haben immer nur wenige Daten zu ihren Batterien preisgegeben, so dass die mechanische Struktur und die meisten Eigenschaften der Zellen bis dato im Verborgenen geblieben sind“, sagt PEM-Leiter Professor Achim Kampker zur Wahl der beiden Probanden Tesla und BYD.

Die am 6. März in der Fachzeitschrift „Cell Reports Physical Science“ veröffentlichten Ergebnisse zeigen unter anderem, dass bei Teslas 4680-Zellen eine hohe Energiedichte im Vordergrund steht, während bei der Blade-Zelle von BYD die Volumeneffizienz und kostengünstigere Materialien bedeutsamer sind. Der Studie zufolge ist die Batterie von BYD effizienter, weil sie ein einfacheres Wärmemanagement ermöglicht.

Für die Analyse haben die Forschenden der RWTH die mechanische Konstruktion, die Abmessungen und die elektrischen und thermischen Eigenschaften der Zellen sowie die genaue Materialzusammensetzung der Elektroden untersucht. Zusätzlich wurden die Kosten der Zellmaterialien und die für den Zusammenbau verwendeten Verfahren ermittelt. Der Vollständigkeit halber: Die Tesla-Zelle hat der Lehrstuhl von Munro & Associates gekauft, die aus dem Teardown eines Tesla Model Y 2022 mit dem strukturellen Batteriepack stammt – aufgrund des Alters gab es dabei leichte Unklarheiten zum genauen State of Health (SoH) der Zelle. Die BYD Blade-Zelle wurde online von einem chinesischen Händler mit einem SoH von 100 % (im Jahr 2023) importiert.

pem battery cost analysis byd tesla 2025
Bild: RWTH Aachen

Was der Lehrstuhl als „überraschende Resultate“ bezeichnet, erklärt etwa PEM-Leitungsmitglied Professor Heiner Heimes: „Wir waren überrascht, dass in den Anoden beider Batterien kein Silizium enthalten ist – vor allem bei Teslas Zelle, da Silizium in der Forschung weithin als Schlüsselmaterial zur Erhöhung der Energiedichte gilt.“ Zu der Energiedichte liefert die Analyse auch konkrete Zahlen: Für die LFP-Zelle von BYD wurden 160 Wh/kg und 355,26 Wh/l ermittelt. Teslas 4680-Rundzelle mit NMC811-Chemie erreicht demnach 241,01 Wh/kg und 643,3 Wh/l auf Zellebene. Gerade bei der volumetrischen Energiedichte wird hier der Tesla-Fokus deutlich.

Die Blade-Zelle von BYD zeichnet sich ohnehin durch ihre besondere und namensgebende Größe aus, da die Klingen-ähnlichen Zellen sich über die gesamte Breite des Batteriepacks ziehen – es handelt sich um prismatische Zellen. Konkret haben die Aachener 90 Millimeter Höhe, 14 Millimeter Breite und stolze 965 Millimeter Länge gemessen – also fast einen Meter. Bei Tesla haben die Rundzellen über die Jahre an Größe zugelegt – vom 18650er Zellen im frühen Model S über die 2170-Zellen im Model 3 und Model Y bis hin zu den 4680-Zellen mit 46 Millimeter Durchmesser und 80 Millimetern höhe. „In den vergangenen Jahren gab es einen Trend zu Zellen mit größeren Abmessungen, da dies den Energiegehalt pro produzierter Zelle erhöht und die Integrationskomplexität auf Systemebene verringert“, so die Studie.

Tesla 4680BYD Blade
Maße46×80 mm965x90x14 mm
Gewicht355 g2.700 g
Volumen133 ml1.216 ml
volumetrische Energiedichte643,3 Wh/l355.3 Wh/l
gravimetrische Energiedichte241,01 Wh/kg160 Wh/kg
Nennkapazität23,125 Ah135 Ah
Nominale Energe85,56 Wh432 Wh
Nennspannung3,7 V3,2 V
Spannungsfenster2,5-4,3 V2,6-3,65 V

Eine weitere, von den Aachener Batterie-Experten nicht erwartete Ähnlichkeit der beiden Batterien betrifft die Art und Weise, wie die Zellen zusammengebaut werden. So wurden ihre dünnen Elektrodenfolien jeweils mit dem noch ungewöhnlichen Laserschweißen anstatt mit dem marktüblichen Ultraschallschweißen miteinander verbunden.

Allerdings überwiegen die Unterschiede, es ist – wenig überraschend – von „hochgradig innovativen“ und „grundlegend unterschiedlich designten“ Batterietypen die Rede. So gibt es laut der Mitteilung „erhebliche Unterschiede in der Geschwindigkeit aufweisen, mit der sie sich im Verhältnis zu ihrer maximalen Kapazität aufladen oder entladen lassen“. Der Studie zufolge liegt der Blade-Zelle von BYD eine besondere Methode zugrunde, bei der durch Laminierung der Separartorkanten die Anoden und Kathoden im Elektrodenstapel in idealer Position zueinander fixiert werden. Die Tesla-Batterie nutze indes ein neuartiges Bindemittel, das die aktiven Materialien in den Elektroden zusammenhält. Und: „Obwohl die Zelle von BYD viel größer ist als die von Tesla, ist der Anteil der passiven Zellkomponenten wie Stromabnehmer, Gehäuse und Stromschienen ähnlich“, sagt Kampker.

Unterschiedlich fallen auch die Sicherheitssysteme der Gehäuse aus. Anders als die erwähnten 18650- und 2170-Zellen von Tesla, die liegend im Pack verbaut wurden, stehen die 4680-Zellen aufrecht darin. Das heißt, dass die Zelle im Fehlerfall nach unten entlüftet. Die Blade-Zelle entlüftet hingegen (wie die liegend montierten Tesla-Zellen) zur Seite. In beiden Fällen erfolgt die Entlüftung der heißen Gase damit vom Passagierraum weg, aber im Falle der 4680-Zelle auch weg vom elektrischen Kontaktsystem. Das könnte bei einer Entlüftung zur Seite je nach Lage der Zelle im Pack Schaden nehmen. Und: Während bei Tesla der gesamte Behälter der Zelle als Minuspol dient, sind bei BYD beide Pole vom Behälter isoliert.

Bei der 4680-Zelle von Tesla erwähnen die Forscher in der Studie einen recht hohen Innenwiderstand, der beim schnellen Be- und Entladen zu Wärmeverlusten führen kann. „Die Teardown-Analyse zeigt, dass der höhere Innenwiderstand der Tesla 4680-Zelle zu einer größeren Wärmeentwicklung führt, insbesondere bei hohen Ladeständen. Dies könnte eine Herausforderung für das Schnellladen und die langfristige Haltbarkeit darstellen“, heißt es in der Studie.

Um den wichtigen Faktor der Kosten zu ermitteln, wurde jede Komponente der Zellen analysiert und separat gewogen. Beide Zellen kommen mit etwa 60 Prozent auf einen ähnlichen Anteil an aktivem Material, jedoch auf unterschiedlichem Weg: Bei Tesla fällt das Stahlgehäuse der Zelle stärker ins Gewicht als der Alu-Behälter bei BYD, allerdings geht dieser Gewichtsvorteil „durch die hohen Gewichtsanteile der Substratfolie“ der Blade-Zelle wieder verloren. Die Materialkosten wurden anhand frei verfügbarer Materialpreise mit Stand August 2024 geschätzt. Im Ergebnis ist die BYD-Zelle beim aktuellen Preisniveau um mehr als zehn Euro pro Kilowattstunde günstiger – mit 25 €/kWh im Vergleich zu über 35 €/kWh bei Tesla. Die Differenz ist vor allem auf das unterschiedliche Kathodenmaterial zurückzuführen – bei der Anode und dem verbauten Kupfer ist die BYD-Zelle sogar etwas teurer.

Die Studie ist mit Unterstützung des „Münster Electrochemical Energy Technology“ (MEET) und des Fraunhofer-Instituts für Keramische Technologien und Systeme (IKTS) im Zuge des Forschungsprojekts FoFeBat2 entstanden und ist als kostenfreier Download verfügbar. Darin können Sie weitere Details nachlesen, etwa zur Elektroden-Anordnung in den Zellen, der Kontaktierung und auch Details zu den Elektroden (wie zum Beispiel die Dicke der Beschichtungen) selbst sowie den erwarteten Prozessablauf bei der Fertigung.

rwth-aachen.de, cell.com (Studie als Download)

11 Kommentare

zu „PEM-Forscher vergleichen BYD- und Tesla-Akkus“
Nole
07.03.2025 um 13:00
Wenn man schon nichts marktfähiges Eigenes an dem hochsubventionierten, vor paar Jahren auch aus politischen Gründen in MS neu errichteten Hochschulstandort entwickeln kann, analysiert man halt die Zellen der Chinesen (Wettbewerb kann man nichtmal sagen). Na ja, die Professuren sind hochdatiert gesichert.
Peter
10.03.2025 um 10:00
@Nole Falsche Behauptungen (neudeutsch: Fakenews). Die RWTH Aachen sitzt nicht in MS, denn es ist ja nicht dei RWTH Münster. Ansonsten: Wissensgenese funktioniert halt durch Forschung und Publikation und auf der Pubklikation basierender weiterer Forschung. Firmen behandeln solche Ergebnisse als Geschäftsgeheimnis und publizieren sie nicht. Aber hauptsache erstmal mit Falschinformationen einen Kommentar gegen die Wissenschaft rausgeblubbert.
Aztasu
07.03.2025 um 15:17
Vielleicht sollte man sich zu dem Thema erstmals bilden. Volkswagen baut gerade seine eigene Zellfertigung auf, die Zellen werden ab Anfang 2026 in Massenfertigung hergestellt und verbaut. Außerdem gibt es einige hoch spezialisierte Zellhersteller die Zellen und Akkupakete Herstellen
Micha
07.03.2025 um 14:09
Hochsubventioniert? Die Batterieforschung in D stand gerade erst vor dem Aus, bis das BMBF unter Özdemir im Januar zumindest eine Übergangsfinanzierung beschlossen hat.Hochdatierte Professuren? Professuren bekommen alle ihr Tarifgehalt, ob jetzt Batterieforschung, Kulturgeschichte oder VWL.Außerdem würde ich mal behaupten, dass es nicht an der fehlenden Forschung liegt. Es geht darum die Konzepte aus dem Labor zu skalieren und in millionenfacher Stückzahl günstig und mit minimalem Ausschuss zu produzieren. Bis eine solche Fabrik läuft, braucht es erstmal riesige Investitionssummen, an denen nicht zuletzt Northvolt zu scheitern droht.
Gregor
07.03.2025 um 13:12
Evtl. sollte im 2.Absatz noch erwähnt werden, das es vollkommen unterschiedliche Batterietypen sind, die man eigentlich nicht miteinander von Energie und Vorlumen her vergleichen kann. Denn im späteren Text sind die Fakten immer ziemlich stark gemischt dargestellt. NMC und LFP sind schon ein komplett gigantischer Unterschied. Und dann noch Rundzellen vs. "Blade"zellen sind wieder 2 komplett andere Bauformen.Vorallem die Vergleichstabelle mischt alles zusammen, als wären beide Zellen miteinander vergleichbar.Just my 2ct
Josef
08.03.2025 um 08:13
Aha, Wh/L und Wh/kg sind feste Messgrößen und die Form der Batterie, ob eckig oder Rund, ist da völlig egal.
karl klabuster
08.03.2025 um 07:48
So so, kann man nicht miteinander vergleichen … wie will man dann den Unterschied erkennen?
Bademeister
08.03.2025 um 08:00
Das hat mich auch verwundert, da die Zelle von BYD eine LFP Chemie hat und somit von der Energiedichte nicht mit einer NMC konkurrieren kann. Es zeigt allerdings schön den Kostenvorteil der LFP bezogen auf die kWh/€. Wobei man beachten sollte, das bei der LFP Zelle nicht soviele kritische Rohstoffe verbaut sind. Spannend werden die beiden neuen Varianten der Bladezelle, die BYD vorgestellt hat. Eine mit für LFP Chemie deutlich verbesserten Energiedichte und die zweite Variante mit ungefähr gleicher Energiedichte, dabei eine sehr hohe Laderate. Bei beiden Varianten mit ungefähr vergleichbaren Herstellungskosten, wie die aktuelle Generation. Wird interessant, wenn die ersten Autos mit den neuen Bladezellen gebaut werden...
Concerned citizen
08.03.2025 um 16:07
Alles Blabla ohne Bezug zur Realität. Wie viel kwh haben die Autos? Wie schnell laden die Autos vorkonditioniert ab 20% Akku? Niemand muss die Akkus auseinander nehmen um zu verstehen welcher im echten Leben besser ist.
Tatsächlich concerned
09.03.2025 um 08:27
Kann es sein, dass Sie Forschung und Entwicklung mit AutoBild Verbrauchertestes verwechseln ?
Walther Wasserstoff
10.03.2025 um 13:28
This.

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