Ulm bewirbt sich um „Forschungsfertigung Batteriezelle“

nissan-batterie-battery-sunderland-aesc-batterizelle-battery-cell

Baden-Württemberg bringt sich mit dem Standort Ulm für die vom BMBF geplante „Forschungsfertigung Batteriezelle“ (FFB) in Stellung – eine Initiative zum Aufbau einer industriellen Fertigung von Lithium-Ionen-Zellen, die einen Forschungs- und einen Industrieteil umfasst.

++ Dieser Beitrag wurde aktualisiert. Sie finden die neuen Infos ganz unten. ++

Was hat es mit der FFB auf sich? Kurz gesagt geht es um den forschungsbegleitenden Aufbau von Produktionslinien zur Zellfertigung. Während die Fraunhofer-Gesellschaft die Planung und den Aufbau der Forschungsfertigung übernimmt, wird ein Industriekonsortium die Entwicklung und Skalierung von neuen Produktionstechnologien angehen. Mit im Boot sind u.a. die Batteriespezialisten BMZ Group, Custom Cells Itzehoe, EAS Batteries, Leclanché und Liacon. Nach der Forschungsphase will das Konsortium mit den großseriennahen Produktionslinien bzw. der dann entstandenen Industrialisierungsplattform Investoren und Kunden gewinnen, um einen zügigen Aufbau einer deutschen Zellproduktion zu erleichtern.

Mit Blick auf die Standortsuche hatte die Fraunhofer-Gesellschaft unterdessen bundesweit acht Forschungseinrichtungen zur Bewerbung aufgerufen. Aus Baden-Württemberg kommt nun die erste offizielle Kandidatur: Die Federführung bei der Bewerbung haben das Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung (ZSW) und das Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Die Landesregierung trägt ihren Teil dazu bei, indem sie 185 Mio Euro Landesmittel in Aussicht stellt und mit einer Kabinettsvorlage die Voraussetzungen schafft, dass sich ZSW und KIT fristgerecht bis zum 15. Mai für die Ansiedlung der Forschungsfertigung Batteriezelle bewerben können.

Die Standortentscheidung soll voraussichtlich Mitte des Jahres fallen. Ulm erfülle die Anforderungen der Gründungskommission optimal, wirbt Baden-Württembergs Wirtschaftsministerin Dr. Nicole Hofmeister-Kraut. „Ulm ist bundesweit einer der wesentlichen Batterie-Hotspots. Der Standort bietet aufgrund des hervorragenden Forschungsumfeldes, der optimalen Infrastruktur und der zentralen Lage im süddeutschen Raum ideale Voraussetzungen.“ Durch die Nähe zu den dort ansässigen Forschungseinrichtungen und Unternehmen könne man von Beginn an von Synergieeffekten auf allen Ebenen profitieren.

Das Bundesforschungsministerium bündelt die Aktivitäten rund um das neue Projekt unter seinem Dachkonzept „Forschungsfabrik Batterie“ und hat zugesagt, in den kommenden vier Jahren weitere 500 Millionen Euro zu investieren, „um die technologische Souveränität Deutschlands in der Batterietechnologie zu sichern“. Das Geld solle der gesamten Wertschöpfungskette – von der Materialforschung, der Konzeption von Zellen und Prozessen bis zur Produktionsforschung und industriellen Batteriezellfertigung – zugutekommen. Bei der „Forschungsfertigung Batteriezelle“ geht es der Auffassung von Ministerin Anja Karliczek vor allem darum, den Transfer von neuen Batteriekonzepten und Produktionsverfahren in die Praxis zu beschleunigen. Zudem hätten Unternehmen die Chance, ihre Batteriekonzepte auf Massenfertigungstauglichkeit zu prüfen.

Update 07.05.2019: Nach Baden-Württemberg nimmt auch Niedersachsen am Standortwettbewerb „Forschungsfertigung Batteriezelle Deutschland“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung teil. Das hat die niedersächsische Landesregierung nun beschlossen. „Die hohe wissenschaftliche Dichte und Kompetenz der Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen sowie die ansässigen Industrieunternehmen im Bereich Batterie prädestinieren Niedersachsen als exzellenten Standort für die neue Forschungsfabrik“, betont Niedersachsens Wissenschaftsminister Björn Thümler. Wo genau die Einrichtung entstehen könnte, kommuniziert er nicht.

Update 09.05.2019: Nach Baden-Württemberg und Niedersachsen wirft nun auch Nordrhein-Westfalen beim Wettbewerb „Forschungsfertigung Batteriezelle“ seinen Hut in den Ring. NRW bewerbe sich mit dem Standort Münster unter Federführung des Batterieforschungsinstituts MEET am Standortwettbewerb des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, teilt die Landesregierung mit.

Update 24.05.2019: Niedersachsen hat nun wie angekündigt seine Bewerbung eingereicht. Als Standort für das vom BMBF initiierte Auswahlverfahren wird Salzgitter vorgeschlagen – die Stadt also, in der Volkswagen künftig Batteriezellen produzieren will. Bei der Liegenschaft im Industriegebiet Salzgitter handelt es sich um ein 160.000 Quadratmeter großes Grundstück mit angrenzender Produktionshalle sowie Büroflächen. Fällt die Wahl auf Niedersachsen, könnte hier die Forschungsfabrik in einem neuen Batterie-Industriepark entstehen.

Auch Schleswig-Holstein hat sich für die Batteriezellen-Forschungsfabrik beworben: Die Landesregierung hat im Schulterschluss mit dem Fraunhofer-Institut für Siliziumtechnologie (ISIT) eine Bewerbung für den Standort Itzehoe auf den Weg gebracht. Im Falle eines Zuschlags stellt die Landesregierung für den Bau der Forschungsfertigung insgesamt 145 Millionen Euro zur Verfügung und würde die Batterieforschung künftig zu einem Förderschwerpunkt machen. Die Stadt Itzehoe und der Kreis Steinburg haben zugesagt, sich finanziell mit insgesamt 15 Millionen Euro an dem Projekt zu beteiligen.
baden-wuerttemberg.de, niedersachsen.de (Update 07.05.2019), wirtschaft.nrw (Update 09.05.2019), niedersachsen.de (Update 24.05.2019), schleswig-holstein.de (Schleswig-Holstein)

1 Kommentar

zu „Ulm bewirbt sich um „Forschungsfertigung Batteriezelle““
ezo
09.05.2019 um 11:10
Wir wollen hoffen, daß da mal was dabei raus kommt. Man sieht alle paar Jahre Forscher in weißen Kitteln, die ganz kurz vor der idealen Lösung stehen. Ich glaube es sind gut bezahlte Jobs aus Steuermittel, je länger man nicht fertig wird, je sicherer der Arbeitsplatz.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Lesen Sie auch