Evergrande arbeitet an seinem ersten Elektroauto – auch in Deutschland

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Der chinesische Immobilienkonzern Evergrande untermauert seine äußerst ambitionierten E-Auto-Pläne durch die Gründung eines Joint Ventures mit dem deutschen Antriebsspezialisten Hofer Powertrain zur Entwicklung und Produktion von Elektroantrieben.

Das Gemeinschaftsunternehmen mit dem Namen Evergrande Hofer Powertrain GmbH soll in Stuttgart beheimatet sein und zu 67 Prozent Evergrande gehören. Angaben zum Volumen der Investition machte Evergrande nicht.

Evergrande ist als Immobilienkonzern in China groß geworden und hat mit Evergrande Health inzwischen auch eine beachtliche Sparte für das Gesundheitsmanagement aufgebaut. Zuletzt hatte die Evergrande Group stark in die Elektromobilität investiert. Für die ambitionierten Pläne kaufen sich die Chinesen das notwendige Knowhow zusammen – oder gehen Kooperationen wie mit Hofer ein.

Mit dem neuen Joint Venture will Evergrande „weltweit führende integrierte Kerntechnologien für den Antriebsstrang zu entwickeln und eine Forschungs- und Entwicklungsbasis in China aufzubauen“. Vorsitzender der Geschäftsführung des Unternehmens soll der Deutsche Johann Hofer werden.

Johann Hofer hatte Hofer Powertrain 1980 gegründet, der Unternehmenssitz ist in Nürtingen. Das Unternehmen bezeichnet sich selbst als „Systemlieferant für effiziente Antriebslösungen“ in den Bereichen der Elektrifizierung, Hybridisierung und bei Verbrennern – es ist klar, an welchem Teil Evergrande interessiert ist. Zu den Kunden zählen Mercedes-Benz, BMW, Volkswagen und Lamborghini.

Hofer zählt zwar nicht direkt zu den Übernahmen von Evergrande, die Liste der neuen Partner kann sich aber sehen lassen: Im Januar ist Evergrande Health als neuer Haupteigentümer bei NEVS eingestiegen und hat auch 20 Prozent der Anteile des schwedischen Sportwagenherstellers Koenigsegg übernommen. „Evergrande strebt an, innerhalb von drei bis fünf Jahren die größte und stärkste Elektrofahrzeug-Gruppe der Welt zu werden“, wurde Firmenchef Hui Ka Yan im März zitiert.

Geplant sind eine Produktionsstätte für nicht weniger als eine Million E-Autos jährlich und zwei weitere Werke für die Produktion von Batterien mit einer Gesamtkapazität von 50 GWh pro Jahr. In die drei Werke investiert Evergrande umgerechnet rund 23 Milliarden Dollar.

Anfang Juni übernahm NEVS zudem Protean Electric, einen britischen Spezialisten für Radnabenmotoren. Diese sollen in den künftigen Elektroautos von NEVS und Evergrande eingesetzt werden. Zudem hat der Konzern das chinesisch-japanische Joint Venture Shanghai Cenat New Energy Co übernommen, um Batteriezellen zu entwickeln.

Evergrande Health war vielen bereits als Investor bei Faraday Future ein Begriff. Der gemeinsam ausgehandelte und zwei Milliarden Dollar schwere Deal galt in der ersten Jahreshälfte 2018 als Rettungsanker für das mit finanziellen Turbulenzen kämpfende Startup. Im Oktober hieß es dann überraschend, dass der Elektroauto-Hersteller aus der Vereinbarung mit Evergrande Health wieder aussteigen wolle. Es folgten gegenseitige Schuldzuweisungen, den Deal nicht eingehalten zu haben. Inzwischen ist aber Ruhe eingekehrt. Evergrande hält 32 Prozent der Anteile an Faraday Future. Jetzt will Evergrande selbst mit der Produktion von E-Autos beginnen.

Dem Konzern wird nachgesagt, gute Kontakte mit der chinesischen Politik zu pflegen. Mit einer starken Inlands-Produktion könnte Evergrande zusammen mit den anderen chinesischen Elektroauto-Herstellern von dem Handelskrieg profitieren, spekulieren chinesische Medien. US-Marken wie Tesla, GM und Ford könnten es zunehmend schwer haben, weil sie „anfällig für Vergeltungsmaßnahmen des chinesischen Volkes“ seien.
yicaiglobal.comgasgoo.com, hofer-powertrain.eu

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