Northvolt will Produktionskapazität drastisch erhöhen

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Die Pläne von Northvolt, Kapazitäten für die Produktion von Batteriezellen in Europa aufzubauen, sind offenbar umfangreicher als bisher bekannt. Die angedachte Produktionskapazität soll deutlich steigen – auch mit neuen Partnern.

Wie Northvolt-Chef Peter Carlsson gegenüber der „Financial Times“ erklärte, strebt das schwedische Unternehmen bis zum Jahr 2030 Produktionskapazitäten für rund 150 GWh und einen Marktanteil von 25 Prozent in Europa an. „Zweifellos gehen unsere Ambitionen weit über 64 GWh hinaus“, sagte Carlsson dem Blatt.

Die 64 GWh entsprechen den bisher angekündigten Projekten: Die eigene geplante Fabrik im schwedischen Skellefteå soll 2021 mit einer Kapazität von 32 GWh starten und bis 2024 auf 40 GWh ausgebaut werden. Die gemeinsame Fabrik mit Volkswagen in Salzgitter soll Ende 2023 mit einer Produktionskapazität von 16 GWh eröffnet und später auf 24 GWh erweitert werden. Im September hat dort bereits die Pilotfertigung begonnen.

Volkswagen hatte sich im Juni mit „zunächst“ 20 Prozent an Northvolt beteiligt und insgesamt 900 Millionen Euro investiert – es wurde aber nicht aufgeschlüsselt, wie viel VW für den 20-Prozent-Anteil gezahlt hat und wie viel in das Joint Venture für die Batteriezellproduktion fließt.

Carlsson: „Offen für Kooperationen“

Um die neuen Pläne zu erreichen und schnell zu wachsen, ist Northvolt laut Carlsson offen für weitere Partner und Joint Ventures. „Wir sind auf jeden Fall offen für verschiedene Kooperationen, um weiter zu skalieren“, sagte der ehemalige Tesla-Manager. „Wenn wir wollen, dass dieser Übergang schnell vonstatten geht, müssen wir uns mit Menschen zusammenschließen, die dies ermöglichen können.“

Wie attraktiv das für andere Autobauer angesichts der VW-Beteiligung ist, bleibt offen. Zudem kann sich VW offenbar vorstellen, die Partnerschaft weiter auszubauen. „Wenn wir in einer zweiten Stufe nach 2025 mehr Kapazitäten bräuchten, dann könnten wir etwa mit einem Partner wie Northvolt auch nach Emden gehen“, hatte kürzlich VW-Einkaufsvorstand Stefan Sommer in einem Interview mit dem „Handelsblatt“ gesagt. Entschieden ist über die zweite VW-Northvolt-Fabrik aber noch nichts.

Einen neuen Partner außerhalb des VW-Konzerns hat Carlsson bereits gefunden, wenn auch nicht für eine Zellfabrik: Northvolt hat eine Kooperation mit dem schwedischen Energieversorger Mälarenergi geschlossen, um gemeinsam ein Batteriespeichersystem an einer Ladestation für Elektrofahrzeuge im schwedischen Västerås aufzubauen. Es soll im Sommer 2020 in Betrieb gehen.

Kein Börsengang geplant

Doch Carlsson hat mehr vor als stationäre Batteriespeicher zu bauen. Selbst angesichts der Pläne und des Finanzbedarfs peilt Carlsson aber keinen Börsengang an, das sei „nicht in Sicht“. Jetzt sei es an der Zeit, seinen Industriepartnern und europäischen Entscheidungsträgern zu zeigen, dass sie ihre Fabriken wie geplant bauen könnten. „Auf absehbare Zeit sind wir gut kapitalisiert. Wir wissen, was wir erledigen müssen “, fügte er hinzu.

Nach Jahren des Zögerns kommt langsam Bewegung in die Batteriezellenproduktion in Europa. LG Chem betreibt eine 15-GWh-Produktion in Polen, der chinesische Konkurrent CATL baut derzeit sein Europa-Werk nahe Erfurt (bis zu 24 GWh geplant). Doch auch andere Zellhersteller produzieren in Europa. Zudem bewerben sich noch mehrere europäische Konsortien um Fördergelder, erste Projekte sollen noch dieses Jahr starten.
ft.com (Paywall), handelsblatt.com, northvolt.com (Mälarenergi-Kooperation), handelsblatt.com (Sommer-Aussagen)

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