Ionity ändert Preismodell – auf 79 Cent pro kWh

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Ionity hat ein neues Preismodell angekündigt. Ab Ende Januar haben die seit zwei Jahren geltenden Pauschalpreise von acht Euro pro Ladevorgang ausgedient, künftig wird nach Verbrauch abgerechnet. Mit 0,79 Euro pro Kilowattstunde ist der Preis aber einer der höchsten auf dem Markt.

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Die Preisumstellung soll laut dem Unternehmen am 31. Januar in ganz Europa stattfinden. „Wir denken, dass das ein markt-adäquater und einfach verständlicher Preis ist“, sagt Ionity-CEO Michael Hajesch im Gespräch mit electrive.net. „Er spiegelt unser Leistungsangebot für den Endkunden wider, deshalb haben wir uns für diesen Schritt entschieden.“

Der neue Preis von 0,79 Euro pro kWh gilt in den Euro-Ländern, im Vereinigten Königreich wird er in Pfund, in den skandinavischen Ländern in die jeweiligen Kronen umgerechnet. Einen gestaffelten Preis nach Ladeleistung oder verschiedene Blockiergebühren nach dem Ende des Ladevorgangs soll es laut Hajesch nicht geben – deshalb die Bezeichnung „transparent“.

Transparent, aber hoch. Mit diesem Preis kostet ein Ladevorgang über 60 kWh, wie er beispielsweise mit den Long-Range-Varianten des Tesla Model 3, einem Audi e-tron quattro, Porsche Taycan oder künftig auch einem VW ID.3 Pro S mit 77-kWh-Batterie möglich ist, über 47 Euro. Je nach Verbrauch des Fahrzeugs reicht diese Strommenge für rund 200 bis 350 Kilometer.

Neben Ionity bieten in Deutschland derzeit nur wenige andere Anbieter Ladeleistungen von über 300 kW. EnBW baut aktuell an einigen Autobahn-Raststätten Hypercharger von Alpitronic auf, die je nach Konfiguration zwei CCS-Ladepunkte bieten – mit jeweils 300 kW. Der baden-württembergische Energieversorger verlangt 49 Cent je Kilowattstunde, im Viellader-Tarif (4,99 Euro monatliche Grundgebühr) noch 0,39 Cent. Die 60-kWh-Ladung kostet dann noch zwischen 23,40 und 29,40 Euro.

Zudem baut noch Allego ein Netz von Ladestationen mit über 300 kW Ladeleistung. Seit vergangenen Sommer rechnet das niederländische Unternehmen beim DC-Laden mit 50 bis 350 kW 59 Cent pro kWh ab – also 35,40 Euro für unsere Vergleichsladung. Vereinzelt gibt es noch weitere Ladestationen mit 350 kW, etwa bei einigen Porsche-Zentren, Audi-Händlern oder an der Aral-Tankstelle in Merklingen – jedoch kein vergleichbares Netz entlang der Autobahnen. Dort gibt es noch Anbieter wie Fastned oder Innogy, die aktuell Ladeleistungen zwischen 150 und 175 kW bieten, was im Alltag für Modelle wie den Audi e-tron quattro oder das Tesla Model 3 noch voll ausreicht. Innogy verlangt für einen Ladevorgang noch pauschal 7,95 Euro, bei Fastned sind es 0,59 Euro pro kWh, als „Gold-Member“ noch 0,35 Euro (aber mit 11,99 Euro Monatsgebühr). In den Niederlanden und Belgien betreibt Fastned allerdings schon Stationen mit bis zu 350 kW.

Mit anderen Lade-Anbietern lässt es sich (noch) günstiger bei Ionity laden

Der Punkt ist: An nahezu all diesen Säulen – auch bei Ionity – kann auch über die Angebote von Mobility Service Providern (MSP) geladen werden. Das können die Lade-Dienste der jeweiligen Autobauer sein (BMW Charge Now, Mercedes Me Charging Service, Audi e-tron Charging Service, usw.), aber auch Unternehmen wie Wirelane oder kleinere Energieversorger, die über Roaming-Abkommen mit ihren Ladekarten auch das deutschlandweite Laden ermöglichen – zu teils deutlich niedrigeren Preisen. Mit der unter Elektroauto-Fahrern weit verbreiteten Karte „Einfach Strom Laden“ von Maingau Energie kostet die 60-kWh-Ladung 21 Euro (sofern das Auto schnell genug lädt und nicht ab der 61. Minute die Standgebühren von 0,10 Euro/min anfallen).

Zahlen, wie viele Ladevorgänge bisher über Ionity selbst und wie viele über die Angebote von MSP gestartet wurden, nennt Ionity nicht. Für die Kunden solcher Dienste werde es keine Angebotsunterbrechung geben, so Hajesch. Aber: „Voraussetzung ist natürlich, dass der MSP eine Vertragsbeziehung mit uns eingeht – wovon wir aber ausgehen.“ Offen ist aber, zu welchen Konditionen die MSP bei Ionity einkaufen können. Von einem MSP war zu hören, dass Ionity gegenüber den Lade-Anbietern bereits die Umstellung auf einen kWh-basierten Preis angekündigt, aber noch keine neuen B2B-Preise genannt hat. Ionity bietet einen festen (nicht genannten) B2B-Preis, hat aber natürlich keinen Einfluss darauf, welchen Preis der MSP letztendlich dem Endkunden anbietet. Zumindest von Maingau Energie war zu hören, dass vorerst keine Preiserhöhung als direkte Reaktion auf die Preiserhöhung bei Ionity geplant ist.

Anbieter wie Shell Recharge (ehemals NewMotion) variieren ihr Abrechnungsmodell je nach Ladepunktbetreiber und den ausgehandelten Konditionen. Andere wie etwa Maingau bieten an jedem Ladepunkt 0,35 Euro/kWh oder der ADAC mit seinem eCharge-Angebot 0,39 Euro/kWh an DC-Ladern (AC: 0,29 Euro/kWh). Steigen die Einkaufspreise, lassen sich solche Konditionen womöglich nicht lange halten.

Premium-Preis für Premium-Angebot?

Mit den bisherigen acht Euro pro Ladevorgang, die Hajesch jetzt als „Welcome Fee“ zum Marktstart des Unternehmens bezeichnete, verschwindet ein weiterer Pauschaltarif zugunsten einer kWh-Abrechnung. Den neuen Preis sieht der Ionity-CEO als gerechtfertigt an, schließlich halte man auch ein hochwertiges Kundenversprechen, etwa mit attraktiven Standorten für Langstrecken-Fahrten. „Wir haben eine extrem hohe Verfügbarkeit mit vier bis sechs Ladepunkten pro Standort und bieten immer die maximale Ladeleistung“, so Hajesch. „Bei uns wird nicht die Leistung zwischen zwei Ladepunkten aufgeteilt. Egal was das Auto fordert, es bekommt es.“

Ein Versprechen, für das die Kunden nun zahlen sollen. Und sollte der Fahrer eines Porsche Taycans künftig warten müssen, weil die Ladepunkte mit langsamer ladenden Volumenmodellen etwa von VW und Kia belegt sind, dann sei das so. Auch unter den Anteilseignern ist das offenbar akzeptiert worden. „Natürlich sind solche Unternehmens-Entscheidungen mit unseren Eigentümern abgestimmt“, so Hajesch. „Aber am Ende geht es um die Kunden, und unsere Kundenbasis ist deutlich größer als der Kreis unserer Shareholder.“

Update 17.01.2020: Kurz nach dem neuen Preismodell bei Ionity hat Daimler neue Konditionen für die Kunden seines Ladediensts Mercedes me Charge veröffentlicht. Mit dem „Ionity-Paket“ sollen EQC-Fahrer nur 0,29 Euro/kWh an Ionity-Säulen zahlen. Im ersten Jahr soll das Paket ohne Grundgebühr nutzbar sein. Was Mercedes nach diesem Jahr für das „Ionity-Paket“ verlangen wird, ist aktuell noch unklar. Auch auf Nachfrage wollte Daimler keine Preise für das Paket nennen, sondern bittet um Verständnis, „dass wir aktuell zu der künftigen Preisgestaltung noch keine Aussage treffen“.

Auch bei Audi soll das Laden an den Ionity-Säulen deutlich günstiger werden. Auf der Website zum e-tron Charging Service schreibt Audi, dass der „Vorzugspreis“ ab voraussichtlich Anfang 2020 bei 0,33 Euro/kWh liegen soll. Nach Informationen von electrive.net soll der endgültige Tarif bei 0,31 Euro/kWh liegen – jedoch nur im „Transit“-Tarif, der sich an Vielfahrer richtet. Der reduzierte Preis soll wohl Anfang Februar starten und „stabil“ bleiben, also kein Audi-eigenes Einführungs-Angebot sein. Ein Angebot gibt es aktuell dennoch: Käufer eines Audi e-tron müssen für den „Transit“ ein Jahr lang keine Grundgebühr zahlen, danach liegt diese bei 17,95 Euro pro Monat. Für Kurzstreckenfahrer bietet der e-tron Charging Service noch den „City“-Tarif für 4,95 Euro pro Monat – hier gibt es allerdings keine Vorzugspreise bei Ionity.

Porsche gibt inzwischen an, dass Taycan-Fahrer ab Februar für 0,33 Euro pro Kilowattstunde an den Ionity-Säulen laden können. Der Dienst ist für die Kunden des ersten E-Porsche drei Jahre inklusive.

Der VW-Ladedienst Charge&Fuel und der BMW-Dienst Charge Now haben noch keine Vorteilspreise für das Ionity-Netz angekündigt.

Update 24.01.2020: Inzwischen hat Audi die Informationen von electrive.net zum e-tron Charging Service bestätigt. Vielfahrer im Transit-tarif (17,95 Euro pro Monat) erhalten an Ionity-Säulen einen Vorzugspreis von 0,31 Euro pro kWh. Die Kunden im City-Tarif (4,95 Euro pro Monat) müssen bei Ionity weiterhin den vollen Preis von 0,79 Euro pro kWh zahlen.

Update 10.02.2020: Inzwischen haben auch einige Mobility Service Provider auf die neuen Ionity-Preise reagiert. Anbieter wie GET CHARGE, Vattenfall InCharge, Plugsurfing und Shell Recharge haben ihre Preise angepasst. Anbieter wie EnBW hatten ihre bisherigen Konditionen weiter laufen lassen – inzwischen hat der baden-württembergische Energieversorger seine Entscheidung hierfür auch öffentlich begründet. Die Details und neuen Tarife finden Sie in hinter diesem Link in einem weiteren Beitrag bei uns.
ionity.eu,