Tesla: Model Y wird ab Ende Q1 ausgeliefert / Umsatzrekord

tesla-model-y-2019-001-min

Tesla hat die Zahlen zum vierten Quartal 2019 veröffentlicht – und damit auch die Gesamtwerte für das abgelaufene Jahr. Mit 7,38 Milliarden Dollar erwirtschaftete das Unternehmen im Q4 den höchsten Umsatz seiner Firmengeschichte. Und: Das Model Y wird ab Ende dieses Quartals ausgeliefert.

Die wichtigste Nachricht für die Börse: Der Elektroauto-Hersteller konnte in dem Zeitraum von Oktober bis Dezember 2019 erneut einen Gewinn verbuchen: Alles in allem strich der kalifornische Elektroautobauer ein Plus in Höhe von 105 Millionen Dollar ein. Das sind 17 Prozent weniger als im Vorquartal (143 Millionen Dollar), aber die Richtung stimmt: Tesla bleibt nach zwei Verlustquartalen zum Anfang des vergangenen Jahres weiter in der Gewinnzone.

Auf das ganze Jahr gesehen fällt die Bilanz jedoch weiter negativ aus: Unter dem Strich bleibt für 2019 ein Fehlbetrag von rund 860 Millionen Dollar in den Büchern, was angesichts weiterhin hoher Investitionen in das weltweite Wachstum wenig verwundert. Auf den ersten Jahresgewinn muss Tesla also weiter warten. Dennoch legte die Aktie nachbörslich deutlich zu und notierte erstmals bei mehr als 600 Dollar – der positive Trend zum Jahresende und die Erwartungen scheint die Investoren (vorerst) überzeugt zu haben.

Beim Umsatz erreicht die Kurve unterdessen neue Höhen: Die 7,38 Milliarden Dollar bedeuten ein Zuwachs um 17 Prozent gegenüber dem Q3- (6,30 Milliarden Dollar) und dem Q2-Ergebnis (6,35 Milliarden Dollar). Außerdem knackt Tesla mit dem Model 3 als Zugpferd die bisherigen Rekordwerte aus der zweiten Jahreshälfte 2018 (6,8 und 7,2 Milliarden Dollar). Für das Gesamtjahr 2019 summieren sich die Quartalsergebnisse zu einem Umsatz von 24,5 Milliarden Dollar, rund drei Milliarden mehr als 2018. Tesla selbst bezeichnet das abgelaufene Jahr als Wendepunkt: Es sei durch die „organische Nachfrage“ nach dem Model 3 und eine strenge Kostenkontrolle im gesamten Unternehmen gelungen, das Geschäft profitabel zu gestalten.

Was Produkt- und Ausliefer-Kennzahlen angeht, blickt das kalifornische Unternehmen wie berichtet auf ein weiteres Rekordjahr zurück: Gut 112.000 Elektroautos hat Tesla im vierten Quartal ausgeliefert, davon 92.620 Model 3 sowie 19.475 Model S und Model X. Damit haben die Kalifornier erstmals die angestrebten 100.000 Auslieferungen im Quartal erreicht, auch die Produktion ist mit 104.891 gefertigten Fahrzeugen (86.958 Model 3 und 17.933 Model S/X) inzwischen sechsstellig. In den Zahlen für das Model 3 sind bereits die ersten Exemplare aus der Gigafactory 3 nahe Shanghai enthalten – bei den Auslieferungen jedoch nur überschaubare 15 Autos, bei der Produktion deutlich mehr.

Dass jetzt die 100.000er-Marke so deutlich überschritten wurde, liegt wie oben mehrfach angedeutet vor allem am Model 3 – mit einem Zuwachs von 79.600 ausgelieferten Einheiten im Q3 auf nun 92.620 Einheiten macht das kleinste Tesla-Modell das größte Volumen aus. Auf das ganze Jahr gerechnet weist die Tesla-Statistik 367.656 Auslieferungen aus, was einem Zuwachs von 50 Prozent gegenüber 2018 entspricht. Frohlockten die Kalifornier vor einem Jahr noch, dass sie 2018 mit rund 140.000 verkauften Model 3-Fahrzeugen „das meistverkaufte Premiumfahrzeug (einschließlich SUV) in den USA“ in ihren Reihen hatten, liegt die Ausliefer-Marke des Model 3 für 2019 bereits bei 300.885 Einheiten. Hinzu kommen 66.771 Model S und Model X.

Mit besagten 367.656 Auslieferungen hat das Unternehmen seinen selbst gesteckten Zielkorridor – zwischen 360.000 und 400.000 Autos auszuliefern – erreicht. Dazu war beim Stand von 255.000 Autos nach dem dritten Quartal ein Schlussspurt nötig. Den hat Tesla in Q4 geleistet. Interessant wird es, wie es sich im Jahr 2020 entwickelt: Dann erhalten Kunden in den USA keinen Steuerrabatt mehr. Es bleibt abzuwarten, ob die für Tesla wichtige US-Nachfrage dennoch zulegt oder ob das Unternehmen mehr internationale Abnehmer im Export finden muss.

Model Y kommt bereits im März

Was im Geschäftsbericht ansonsten aufhorchen lässt: Tesla-Chef Elon Musk setzt den Gerüchten um den Auslieferstart des Model Y ein Ende. Das seit diesem Januar vorzeitig vom Band rollende kleinere SUV wird zum Ende des ersten Quartals an erste Kunden gehen. Bei der Präsentation des Model Y im März 2019 war noch von einem Marktstart im Herbst 2020 die Rede. Außerdem gibt Tesla an, die Produktion des Model Y in Shanghai 2021 beginnen zu wollen.

Zum Ausblick der Kalifornier gehört unterdessen auch wieder eine Kennziffer, an der sich das Unternehmen messen lassen will: Für 2020 will Tesla „deutlich über 500.000 Fahrzeuge“ ausliefern. Da die Fertigung des Model 3 und des Model Y in Fremont Fahrt aufnehmen werde, dürften 2020 die Produktionszahlen dabei höher ausfallen als die Auslieferzahlen, merkt der Hersteller an. Auch auf die Produktion einer „begrenzten Menge des Tesla Semi“ dürfen wir uns im laufenden Jahr einstellen.

Hierzu gab das Unternehmen auch ein Update zu den Produktionskapazitäten – insbesondere der Blick nach Shanghai ist interessant, da hier die Produktion erst im Herbst angelaufen ist. Tesla kann derzeit nach eigenen Angaben in Fremont 90.000 Model S/X und 400.000 Model 3/Y bauen und in Shanghai weitere 150.000 Model 3. Bis Ende des Jahres erwarten sie eine Kapazität von 500.000 Einheiten für das Modell 3/Y in Fremont und sind dabei, zusätzliche Kapazitäten für das Model 3 und das Model Y in Shanghai zu installieren – ohne jedoch eine genaue Zahl zu nennen.

Übrigens: Der Produktionshochlauf des Model Y soll bereits Mitte 2020 abgeschlossen sein. Wie sich dann die genaue Verteilung zwischen Model 3 und Model Y entwickeln wird, gab Tesla nicht bekannt, nur die grobe Richtung. Man schätze, dass das Kompakt-SUV populärer werde als die kleine Limousine.

Free Cash Flow erstmals bei über einer Milliarde Dollar

Was die Finanzen angeht, hält Tesla die kritische Phase für geschafft. „Unser Geschäft ist so weit gewachsen, dass es sich selbst finanziert“, heißt es im Geschäftsbericht. Für das vierte Quartal gibt das Unternehmen einen Free Cash Flow von mehr als einer Milliarde Dollar an. Die weitere Marschroute lautet: Mehr Kapazitäten, mehr Fahrzeugauslieferungen und damit verbunden mehr Einnahmen. Ergo will Tesla in der Gewinnzone bleiben, allerdings spricht der Autobauer von möglichen „temporären Ausnahmen“ während der Einführungsphase neuer Produkte.

Hiervon steht mit dem Kompakt-SUV Model Y nun gleich die nächste an. Auch die Investitionen in das Produktionsnetz werden hoch bleiben – die Gigafactory 3 in Shanghai wird weiter ausgebaut, zudem geht es bei der Gigafactory 4 in Brandenburg los. Hier wurde nun der Kaufvertrag für das Gelände auch von Tesla offiziell unterschrieben. Der finale Kaufpreis steht aber immer noch nicht fest, sondern kann auf Basis eines externen Gutachtens noch angepasst werden.

Auch das Energiegeschäft wächst

Beim Supercharger-Netzwerk hat Tesla den Ausbau wieder beschleunigt: Nach einem geringeren Wachstum in Q3 kamen im Schlussquartal weltweit noch 168 neue Supercharger-Stationen hinzu, es sind jetzt 1.821 Stationen (+10 Prozent) mit 16.104 Ladepunkten. Die Zahl der Destination Charger weist Tesla in dem Geschäftsbericht nicht mehr explizit aus.

Tesla Energy, das Energieerzeugungs- und -speichergeschäft des Unternehmens, hat sich im letzten Quartal ebenfalls erheblich verbessert. Es wurden 530 MWh Energiespeicher bereitgestellt, darunter die ersten Megapacks und 54 MW Solarstrom. Zum Vergleich: Im ersten Quartal des Jahres lagen diese Werte noch bei 229 MWh und 47 MW. Auch die Produktions- und Installationszahlen des Solardaches seien gestiegen, so Tesla. Zahlen hierzu nannte das Unternehmen nicht. Die Installation der neuen Version sei deutlich weniger aufwändig.

Alles in allem lässt sich abschließend feststellen: Elon Musk hat geliefert, das Geschäft brummt und die Rallye an der Börse dürfte weitergehen. Für die Elektromobilität sind das tolle Neuigkeiten, für die etablierte Autoindustrie eher schlechte.
ir.tesla.com (Geschäftsbericht als PDF), automobilwoche.de (Kaufvertrag für Grünheide)

6 Kommentare

zu „Tesla: Model Y wird ab Ende Q1 ausgeliefert / Umsatzrekord“
Jürgen Kohl
30.01.2020 um 16:31
Ich habe den Eindruck, dass der Vorsprung von Tesla größer anstatt kleiner wird. Das Model Y wird einschlagen wie eine Bombe und wenn X und S mit 1.000 km Reichweite kommen, werden die Reichweitenversager EQC und E-tron noch älter aussehen.
c-base
31.01.2020 um 02:46
Ich bin zwar kein Tesla Fanboy, aber damit hast Du wohl recht. Wenn sie es jetzt noch schaffen würden, zeitnah ein bezahlbares Modell für die breite Masse anzubieten, dann würden sie wirklich uneinholbar durch die Decke gehen.
Andreas - Michael Reinhardt
31.01.2020 um 08:31
Beeindruckend was Skalierung Geschäftsmodell ausmacht - wenn auch die Kosten stimmen.Noch wichtiger aber, was Innovationsvorsprung konkret heisst im Fall #Tesla #akku und Wettbewerbs- Vorsprung dank Produktdifferenzierung.Elon #Musk wird zitiert:"'SUPERTIEFE' BEI BATTERIEN Musk sagt: "Wir haben gut mit wichtigen Partnern wie Panasonic zusammengearbeitet, unsere Beziehung war ausgezeichnet. Sie sind seit vielen Jahren ein großartiger Partner für uns. Mit LG und CATL haben wir einige zusätzliche Partner hinzugefügt, die in kleinem Maßstab... Wir haben eine sehr überzeugende Strategie. Ich meine, wir sind super tief in... [Batterie] Zellen, Modul, [und Pack]. Der Kaninchenbau geht ziemlich weit runter."Er erklärt, dass sie über mehr als ein Jahrzehnt Erfahrung mit Batterien verfügen, was Tesla ein angeborenes Wissen darüber ermöglicht, "wie man die Zelle und das Modul, die Batterie ... für Wetterbedingungen und verschiedene Umgebungen und unterschiedliche Ladungsregime verwaltet ... wir wissen wirklich etwas über Batterien. [Es ist] die nächste Stufe."Er fährt fort: "Wir werden darüber am Tag der Batterie sprechen, der wahrscheinlich im April stattfindet. Und dann werden viele dieser Fragen beantwortet werden. Ich denke, es wird eine sehr fesselnde Geschichte... Ich glaube, es wird die Leute wirklich umhauen - es hat mich umgehauen und ich weiß es. Es wird also ziemlich cool sein."Übersetzt mit www.DeepL.com/Translator (kostenlose Version)
Marcus Wöckel
31.01.2020 um 09:34
Mich würde Interessieren wie viel das Geschäft mit Tesla's Ladeinfrastruktur in Relation zum Energiebereich und Fahrzeugverkauf einbringt.
Hermann Dorsch
19.02.2020 um 04:26
Ja Tesla hat wirklich was bewegt. Jedoch ist die reine Reichweite über die Größe der Batterie zu definieren, in meinen Augen eine Fehlentwicklungen... Da ein Großteil der Nutzerprofile nur hin und wieder die Reichweite brauchen, stellt das Herstellen von grossen und schweren Batterien eine Recourcen Verschwendung dar. Eine Modul Technologie, die ermöglicht innerhalb 5 Minuten mit voller Batterie weiter zu fahren, wäre die Lösung. Aber Gewerkschaft Funktionäre, Vorstände und Politiker verstehen nicht, was damit möglich ist - auch in Bezug auf Arbeitsplatz Erhalt in Europa...
Manfred Stummer
29.02.2020 um 11:53
Hallo Hermann Dorsch!Genau für diesen Fall werden unterschiedliche Akkugrößen angeboten. Wer, w. o. angeführt, selten Langstrecken fährt wird mit einem zusätzlichen Lade Stopp kein Problem haben.Ich spreche hier aus der Praxis, mit Hyundai Ioniq electric, Akkugröße 28 kWh.Ich denke auch dass VW hier den richtigen Weg eingeschlagen hat.Aber warten wir einmal den "Battery Day" ab, vielleicht kommt es ganz anders.

Schreiben Sie einen Kommentar zu Andreas - Michael Reinhardt Antworten abbrechen

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Lesen Sie auch