Renault und Plug Power: H2-Offensive im LCV-Markt

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Renault und der Brennstoffzellen-Spezialist Plug Power planen bis Ende des ersten Halbjahres 2021 die Gründung eines 50:50-Joint-Venture mit Sitz in Frankreich, das einen Anteil von über 30 Prozent am Markt für Brennstoffzellen-betriebene leichte Nutzfahrzeuge (LCV) in Europa anstrebt.

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Beide Firmen haben eine Grundsatzvereinbarung zur Gründung des Gemeinschaftsunternehmens unterzeichnet. Renault macht in einer uns per E-Mail vorliegenden Mitteilung klar, zusammen mit dem in New York ansässigen BZ-Unternehmen Plug Power europäischer Marktführer für Brennstoffzellen-LCVs werden zu wollen. Ziel sei, in Frankreich Innovations- und Fertigungskapazitäten für BZ-Systeme und deren Integration in Fahrzeuge aufzubauen. Die leichten Nutzfahrzeuge nebst Taxis und Personentransporter mit BZ-Antrieb stehen dabei im Zentrum einer weitläufigeren Angebotsoffensive, die sich auf das komplette Wasserstoff-Ökosystem zur Unterhaltung von Flotten ausdehnen soll.

Konkret wird das künftige Joint Venture Kompetenzen in den Bereichen Forschung und Entwicklung, Fertigung und Vertrieb erhalten. Im Bereich F&E planen Renault und Plug Power den Aufbau eines Innovationszentrums für die Entwicklung von Brennstoffzellentechnologien und Fahrzeugen auf der Basis bestehender und zukünftiger Plattformen der Renault-Gruppe. „Der anfängliche Schwerpunkt wird auf dem Segment der schweren Transporter liegen, die auf den Fahrzeugplattformen Trafic und Master beruhen“, teilen die Franzosen mit. Im Bereich Fertigung strebt das Joint Venture die Errichtung eines „vertikal integrierten Fertigungszentrums für Brennstoffzellenstapel und -systeme in Frankreich“ an. Auch Betankungssysteme sollen vor Ort gebaut werden. In puncto Vertrieb schwebt den Partnern vor, neben den Fahrzeugen besagte Ökosystemlösungen anzubieten. Als Schlagworte nennt das Duo H2-Tankstellen, H2-Kraftstoff und Dienstleistungen.

Das JV soll noch dieses Jahr damit beginnen, in Europa leichte Nutzfahrzeuge mit Brennstoffzellen-Antrieb als Bestandteil von Pilotflotten auf den Markt zu bringen. Das Gemeinschaftsunternehmen werde von Renault und Plug Power „mit den erforderlichen Ressourcen ausgestattet“, um die genannten Ziele zu erreichen, heißt es. Details zum Budget nennen die Initiatoren nicht. Bis zur offiziellen Gründung zum Ende des ersten Halbjahrs 2021 müssen unter anderem noch die Arbeitnehmervertretungen und die zuständigen Wettbewerbsbehörden grünes Licht geben.

Renault-Chef Luca de Meo betont, dass das Joint-Venture-Projekt voll und ganz Renaults Strategie entspreche. Denn: Bereits im Oktober 2019 hatte Renault angekündigt, die Brennstoffzelle in leichte Nutzfahrzeuge bringen zu wollen.  „Mit Plug Power werden wir eine einzigartige End-to-End-Wertschöpfungskette für Brennstoffzellen aufbauen und schlüsselfertige Lösungen für Kunden anbieten, einschließlich Fahrzeugen, Tankstellen und dekarbonisierter Wasserstofflieferungen“, bekräftigt de Meo nun. „Mit diesem Projekt wollen wir Frankreich als Brückenkopf der industriellen, technischen und kommerziellen Entwicklung in dieser Schlüsseltechnologie positionieren und unsere Führungsposition in Europa stärken. Unser Ziel ist, europäischer Marktführer für Brennstoffzellen-LCVs zu werden.“

Plug-Power-CEO Andy Marsh gibt sich „begeistert über die Zusammenarbeit mit der Renault-Gruppe, die uns zum Marktführer für schwere Transporter mit Brennstoffzellen in Europa macht“. Während die Franzosen ihre starke Position bei (elektrischen) LCVs in Europa in die Partnerschaft einbringen wollen, wirft Plug Power 20 Jahre Erfahrung im Bereich der Brennstoffzellen- und Wasserstofftechnologie in die Waagschale. Die Amerikaner haben bis heute nach eigenen Angaben mehr als 40.000 Brennstoffzellensysteme installiert sowie 110 Tankstellen entwickelt und gebaut. Plug Power sei außerdem Technologieführer für grüne Wasserstofflösungen auf Basis der Elektrolyse, heißt es in der oben genannten Mitteilung weiter.

In Frankreich kooperiert Plug Power seit Kurzem übrigens bereits mit dem Spezialfahrzeug-Hersteller Gaussin. Unabhängig davon streckt das Unternehmen die Fühler auch in andere Regionen der Welt aus. Vor einigen Tagen beteiligte sich die südkoreanische SK Group mit 1,5 Milliarden US-Dollar an Plug Power und übernahm dafür knapp zehn Prozent der Anteile am US-Spezialisten. Die SK Group und Plug Power planen bis 2022 ebenfalls die Gründung eines Joint Ventures in Südkorea, um Brennstoffzellensysteme, Wasserstofftankstellen und Elektrolyseure für den schnell wachsenden asiatischen Markt bereitzustellen.

Update 04.06.2021: Die Renault-Gruppe und Plug Power haben nun ihr im Januar angekündigtes  Joint Venture für leichte Nutzfahrzeuge mit Brennstoffzelle in Europa an den Start gebracht. Das zu gleichen Teilen von beiden Partnern gehaltene Unternehmen heißt Hyvia und wird von David Holderbach geleitet. Hyvia setzt sich aus „Hy“ für Wasserstoff und „Via“ für Weg oder Straße zusammen.

Die Aktivitäten von Hyvia werden an bestehenden Renault-Standorten in Frankreich durchgeführt. Der Hauptsitz des Joint Ventures sowie die Produktentwicklung werden in Villiers-Saint-Frédéric angesiedelt sein, dem Forschungs- und Entwicklungszentrum für leichte Nutzfahrzeuge der Renault Group, um Synergien zwischen den Teams zu maximieren. Die Prozess-, Fertigungs- und Logistikteams werden im Rahmen des Re-Factory-Projekts in Flins ansässig sein und planen, bis Ende 2021 mit der Montage von Brennstoffzellen und Ladestationen zu beginnen. Die ersten Fahrzeuge auf Basis von Renault Master werden im Werk Batilly montiert. Die Brennstoffzellen-Integration übernimmt PVI, seit 2017 eine Tochtergesellschaft der Renault Group mit Sitz in Gretz-Armainvilliers.

Auch zu den geplanten Fahrzeugen gibt es ein Update beim Zeitrahmen: Die ersten drei Brennstoffzellenfahrzeuge, die Hyvia auf den Markt bringen will, sollen bis Ende 2021 in Europa verfügbar sein. Wie erwähnt werden die Fahrzeuge auf der Plattform des Renault Master basieren. Für den Gütertransport sind ein Transporter und eine Fahrgestellkabinen-Version geplant sowie eine Stadtbus-Version für die Beförderung von Personen. Angekündigt werden Reichweiten von 500 Kilometern und eine Betankungszeit von drei Minuten.
plugpower.com, renault.com, renault.com (Update)

1 Kommentar

zu „Renault und Plug Power: H2-Offensive im LCV-Markt“
Rolf Schoenwald
16.01.2021 um 08:28
Sehr gut, dass mit den Brennstoffzellenlieferbusse. Das braucht die Welt. Wir als handwerksFirma begrüßen diese Entscheidung.Freundliche Grüsse Rolf Schoenwald

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