Batteriewechsel: SAIC stößt mit JV in neuen Markt vor

In China haben der Autokonzern SAIC, der Batteriehersteller CATL und die beiden Ölunternehmen Sinopec und China National Petroleum ein Joint Venture gegründet, um die Verbreitung von E-Autos mit austauschbaren Batterien voranzutreiben. SAIC will gleich unter mehreren Marken adäquate Fahrzeuge herstellen.

Das Gemeinschaftsunternehmen namens Shanghai Jieneng Zhidian New Energy Technology soll noch in diesem Jahr etwa 40 Batteriewechselstationen in Städten wie Shanghai, Peking, Guangzhou und Shenzhen aufbauen – mit dem Ziel, bis Ende 2023 rund 300 und bis 2025 rund 3.000 solcher Stationen zu betreiben. Einer Mitteilung von SAIC Motor zufolge wird das Joint Venture dazu zunächst mit einem Kapital von 4 Milliarden Yuan (rund 577 Millionen Euro) ausgestattet.

Außerdem heißt es, dass die SAIC-Marken Rising Auto, Roewe, MG und Maxus entsprechende Fahrzeugmodelle auf den Markt bringen werden. Den Anfang macht der seit Ende September in China erhältliche E-SUV R7 von Rising Auto. CATL ist zur Entwicklung und zur Herstellung von adäquaten Batterien an Bord. Der Konzern hatte seinerseits Anfang des Jahres Ambitionen im Batterietausch-Geschäft angemeldet und unter anderem eine Batteriewechsel-Lösung namens Evogo vorgestellt. Diese umfasst Batterieblöcke, schnelle Batterietauschstationen und eine App. Erste Stationen sind in Xiamen am Netz.

Doch zurück zur neu geknüpften Kooperation: Neben den Beiträgen von SAIC und CATL sollen die beiden chinesischen Ölunternehmen Sinopec und China National Petroleum (CNPC) auf Basis ihrer bestehenden Tankstellen-Netze die Standorte bereitstellen und die Versorgung der Wechselstationen mit sauberer Energie übernehmen. Insofern ist die Kooperation Teil der Bemühungen von Sinopec und CNPC, auf neue Energien umzusteigen und Tankstellen in „integrierte Energieservicestationen“ umzuwandeln. Insgesamt kommen beide Ölkonzerne zusammen zurzeit auf ein Netz von mehr als 50.000 Tankstellen.

Bekanntester Befürworter des Akku-Tausch-Systems ist in China bis dato Nio. Das Elektroauto-Startup betreibt dort aktuell rund 1.100 Batteriewechselstationen und liefert die passenden Fahrzeuge. Auch in Europa wurden nun erste Stationen installiert.

Mit SAIC wendet sich jetzt ein Schwergewicht der chinesischen Autoindustrie dieser Technologie zu. Das Joint Venture, dessen Besitzverhältnisse nicht erwähnt werden, solle sich auf das Leasinggeschäft mit Batterien, die Entwicklung und Förderung der Batteriewechseltechnologie, das Batterie-Betriebsmanagement und Big-Data-Dienste fokussieren, teilt SAIC mit. Ziel sei, „eine vollständige Wirtschaft der Fahrzeug- und Batterietrennung aufzubauen“. Für Kunden ändert das aus Sicht des Autoherstellers viel: „Die Batterie ist nicht mehr Teil des Fahrzeugkaufs, sondern wird gemietet. Dadurch wird die Anfangsinvestition beim Autokauf gesenkt. Die Batterie kann künftig entweder selbst aufgeladen oder ausgetauscht werden. Und der Fahrzeugwert bleibt ohne die degradierende Batterie konstanter.“

Der Zusammenschluss von vier großen Akteuren verschiedener Industrien soll unter anderem dazu führen, den Batterietausch zu popularisieren und die Vereinheitlichung von Standards zu fördern. Unterstützt wird der Kurs durch Chinas aktuelle Subventionspolitik: Zwar werden Fahrzeugmodelle, die mehr als 300.000 Yuan (gut 43.000 Euro) kosten, nicht bezuschusst. Diese Deckelung gilt aber nicht für Fahrzeuge, die den Batterietausch unterstützen.
cnevpost.com, cnevpost.com (R7), saicmotor.com (auf Chinesisch)

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