Joint Venture von Stellantis und Leapmotor sitzt in den Niederlanden

Nach dem vor einigen Tagen offiziell verkündeten Einstieg von Stellantis beim chinesischen Elektroauto-Hersteller Leapmotor gibt es neue Details zum geplanten Joint Venture Leapmotor International, darunter erste Absatzziele und die organisatorische Einbettung der Neugründung.

Bild: Leapmotor

Kurz zur Einordnung: Stellantis gab vergangene Woche bekannt, in Leapmotor zu investieren und für 1,5 Milliarden Euro einen 20-prozentigen Anteil an dem chinesischen Unternehmen zu erwerben. Der Deal soll den Verkauf von Leapmotor in China – und in Europa – ankurbeln und beinhaltet auch die Gründung eines Joint Ventures namens Leapmotor International.

Bereits bekannt ist, dass Stellantis 51 Prozent und Leapmotor 49 Prozent des Joint Ventures halten wird. Außerdem gaben beide Seiten vergangene Woche bekannt, dass das Joint Venture „exklusive Rechte für den Export und den Verkauf sowie die Herstellung von Leapmotor-Produkten außerhalb von Greater China“ haben werde.

Nun sind weitere Eckpunkte publik geworden: Wie aus dem Geschäftsbericht zu den aktuellen Quartalszahlen von Stellantis hervorgeht, strebt das Joint Venture bis zum Jahr 2030 den Verkauf von 500.000 E-Autos außerhalb Chinas an. Innerhalb Chinas will Leapmotor langfristig eine Million Elektroautos pro Jahr absetzen.

Außerdem erhält Leapmotor International seinen Sitz in den Niederlanden und soll zu einer weiteren Marke des Stellantis-Konzerns für kostengünstige E-Autos werden. Das Joint Venture werde sich an Verbraucher richten, „die kostenbewusst sind, aber die beste Technologie in ihren Produkten wünschen“, wird Stellantis-Finanzchefin Natalie Knight vom Portal „Automotive News“ zitiert. „Durch die Zusammenarbeit mit Leapmotor werden wir in der Lage sein, noch bessere Echtzeit-Benchmarks zu erzielen, sodass wir immer wissen, was nötig ist, um gegen die besten Konkurrenten auf dem Markt zu gewinnen“, sagte Knight.

Stellantis hat seine weltweiten BEV-Verkäufe im dritten Quartal 2023 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 37 Prozent steigern können, angetrieben von den Modellen Jeep Avenger, Citroën Ami, Peugeot E-208, Fiat 500 Elektro und Citroën ë-Berlingo. In China hat der Konzern aber zu kämpfen. Letztes Jahr schloss die Gruppe ihr einziges Joint-Venture-Werk in China, das sie gemeinsam mit GAC betrieben hatte – nachdem ein Übernahmeversuch durch Stellantis gescheitert war. Das Unternehmen machte dafür die zunehmende Einmischung der chinesischen Politiker in die Wirtschaft verantwortlich.

Nun erfolgt also mit Leapmotor International ein neuer Anlauf. Die Koordination zwischen beiden Seiten übernimmt mit sofortiger Wirkung ein neu geschaffenes „Verbindungsbüro“. Stellantis-Manager Grégoire Olivier verantwortet die neue Einrichtung und berichtet in dieser Funktion an Stellantis-CEO Carlos Tavares. Er werde auch als Vorstandsmitglied von Leapmotor fungieren, teilt sein Arbeitgeber mit. „Grégoire Olivier soll die Umsetzung der neuen strategischen Partnerschaft sicherstellen, einschließlich der Gründung des Vertriebs-Joint-Ventures und der Koordinierung mit Leapmotor über die Nutzung der Vertriebs- und Vertriebsressourcen von Stellantis“, heißt es. Olivier war zuvor Chief Operating Officer von Stellantis in China. Auf diese Position rückt nun Doug Ostermann, der ebenfalls Vorstandsmitglied von Leapmotor wird.

Kalkül von Stellantis ist, in China das „hochinnovative, kosteneffiziente EV-Ökosystem“ von Leapmotor zu nutzen, womit, wie im Vorfeld durchgesickert ist, wahrscheinlich die Leap 3.0-Plattform des chinesischen Herstellers gemeint ist. Letztere wurde im September auf der IAA in München vorgestellt. Bereits bei der Premiere betonte Leapmotor, dass man offen für Kooperationen sei, da das Unternehmen nicht nur Autos bauen, sondern auch „ein Anbieter von Kerntechnologien für Elektrofahrzeuge“ werden wolle, wie es Zhu Jiangming, CEO von Leapmotor, seinerzeit ausdrückte.

Die Exporte via Leapmotor International nach Europa werden voraussichtlich in der zweiten Hälfte 2024 beginnen. Dies soll Stellantis unter anderem helfen, seine in der Strategie Dare Forward 2030 definierten Ziele zu erreichen. Alle Marken des Automobilherstellers sollen ab 2030 in Europa nur noch Elektro-Pkw verkaufen. In den USA liegt der angestrebte BEV-Anteil am Absatz von Pkw und leichten Nutzfahrzeugen (einschließlich Pickups) bei 50 Prozent.

autonews.com, media.stellantis.com

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