Euro 7: Es bleibt bei einer abgeschwächten Abgasnorm

Das EU-Parlament und die Mitgliedsstaaten haben eine Einigung zur Schadstoffnorm Euro 7 erzielt. Und es bleibt dabei: Die Autoindustrie kann weitermachen wie bisher. Allerdings gibt es nun Anforderungen an die Lebensdauer von Batterien in Elektro- und Hybridautos.

Bild: Unsplash

Es geht also nicht nur um Abgase. Bei den Akkus sieht die Einigung von Parlament und Rat vor, dass diese im Pkw-Bereich nach fünf Jahren bzw. 100.000 Kilometern noch 80 Prozent der ursprünglichen Kapazität bieten müssen. Nach acht Jahren bzw. 160.000 Kilometer müssen es noch 72 Prozent sein. Bei Transportern wurden diese Werte auf 75 Prozent nach fünf Jahren bzw. 100.000 Kilometern und auf 67 Prozent nach acht Jahren bzw. 160.000 Kilometern festgelegt.

Auch der Bremsabrieb ist Teil der neuen Norm Euro 7. Die Grenzwerte für die Emission von Bremspartikeln (PM10) für Pkw und Lieferwagen liegen für reine Elektrofahrzeuge bei 3 mg/km und für Hybrid- und Brennstoffzellen-Fahrzeuge bei 7 mg/km.

Rückblick: Im November 2022 hatte die EU-Kommission ihre Vorschläge für die neue Norm Euro 7 vorgelegt, im September 2023 folgte dann die abgestimmte Position der Mitgliedsstaaten auf Ministerebene – mit deutlichen Abschwächungen, sodass die Euro 7 im Kern bei den Abgasemissionen nicht über die aktuelle Norm Euro 6 hinausgeht. Die Euro 6 gilt seit 2014. 

Laut Mitgliedsstaaten würden der Autoindustrie mit verschärften Regeln zu viele Ressourcen genommen, die sie zur Entwicklung von Elektroautos benötigt. Unter anderem Italien, Frankreich, Tschechien und fünf weitere Staaten hatten sich deswegen im September zum Schutz der Industrie hier gegen strengere Regeln ausgesprochen.

Im November 2023 stimmte auch das EU-Parlament dafür, dass die Grenzwerte der Euro 6 weiter gelten, nur ohne die bisherige Unterscheidung zwischen Benziner- und Diesel-Pkw. Außerdem soll die Autobranche mehr Zeit zur Umsetzung erhalten. Eigentlich sollte die Euro-7-Norm für Fahrzeuge gelten, die ab 2025 neu zugelassen werden.

„Mit dieser Einigung ist es uns gelungen, ein Gleichgewicht zwischen Umweltzielen und den vitalen Interessen der Hersteller herzustellen“, so Berichterstatter Alexandr Vondra (ECR, Tschechische Republik) zum jetzigen Stand der Abgasnorm. „Ziel der Verhandlungen war es, die Erschwinglichkeit neuer kleinerer Autos mit Verbrennungsmotoren für die heimischen Kunden zu gewährleisten und gleichzeitig die Automobilindustrie in die Lage zu versetzen, sich auf den erwarteten umfassenden Wandel des Sektors vorzubereiten.“

Noch handelt es sich um eine vorläufige Einigung zwischen Parlament und EU-Rat. Beide müssen dem Abkommen noch formell zustimmen, bevor es in Kraft treten kann. Aber auch dann bleibt der Industrie Zeit für die Umsetzung. Die Regeln sollen laut EU-Parlament erst 30 Monate nach Inkrafttreten für neue Autos und Kleintransporter gelten. Für Busse und Lkw gibt es sogar eine Frist von vier Jahren. 

Dann soll es für jedes Fahrzeug eine Art Umweltpass geben, der über Umweltfaktoren zum Zeitpunkt der Zulassung informiert. Das sind beispielsweise Grenzwerte für Schadstoffemissionen, CO2-Emissionen, Kraftstoff- und Stromverbrauch, elektrische Reichweite und die Lebensdauer der Batterie. „Die Fahrzeugnutzer werden auch Zugang zu aktuellen Informationen über den Kraftstoffverbrauch, den Zustand der Batterie, die Schadstoffemissionen und andere relevante Informationen haben, die von bordeigenen Systemen und Monitoren erzeugt werden. Darüber hinaus müssen die Automobilhersteller ihre Fahrzeuge so konzipieren, dass eine Manipulation der Emissionskontrollsysteme durch die Digitalisierung der Fahrzeugüberwachung verhindert wird“, heißt es in der Pressemitteilung des EU Parlaments. 

consilium.europa.eu, europarl.europa.eu

7 Kommentare

zu „Euro 7: Es bleibt bei einer abgeschwächten Abgasnorm“
Spock
20.12.2023 um 07:07
Einfach nur peinlich. Wie alles was zum Thema Verkehr aus der EU und DE kommt.
Peter Albert
20.12.2023 um 08:06
Die Forderung nach mindestens 72% Restreichweite nach 8 Jahren ist ja wohl eine Lachnummer. Das lädt die Autohersteller geradezu dazu, ein Murksakkus zu produzieren. Ich hätte mir mindestens 85% gewünscht.
Andreas Bauer
20.12.2023 um 10:24
Es ist einfach Wahnsinn, wie viele detaillierte Punkte umgesetzt werden sollen, deren Nutzen für den Einzelnen ich in Frage stelle. Aber auch in anderen Gesellschaftsbereiche wuchert der Dschungel der Vorschriften. Wie viele Angestellte müssen jeden Tag ins Büro fahren um das überbordende System am Laufen zu halten? Hier steckt das wahre Potential für den Umweltschutz.
Manuel Schumacher
20.12.2023 um 10:50
Ich finde die Regelung bezüglich Reichweite von Elektroautos sehr unglücklich. Die Hersteller erreichen durchweg viel höhere Restreichweiten nach 100.000 bzw. 160.000 Kilometern. Eine höhere Anforderung hier hätte meiner Meinung nach bei vielen die Angst vor Reichweitenverlust deutlich reduzieren können.
Hans Gnann
20.12.2023 um 11:26
Na dann können sich die Hersteller ja jetzt voll auf die Elektrifizierung konzentrieren - hoffentlich...
Matthias
24.12.2023 um 13:20
Wieso werden ihnen Ressourcen genommen? Niemand wird gezwungen, Euro7-konforme Verbrenner zu entwickeln
Matthias
24.12.2023 um 13:23
Kommt also auch mit auf die Liste der Fossil-subventionen

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