Nordamerika: Ford verschiebt Debüt zweier Elektromodelle

Ford verschiebt den Produktionsbeginn für seinen geplanten nächsten Elektro-Pickup in Tennessee von 2025 auf 2026 sowie für ein dreireihiges Elekto-SUV im kanadischen Oakville von 2025 auf 2027. Parallel will Ford sein Angebot an Hybridfahrzeugen ausbauen.

ford blueoval city tennessee 2024 01 min
Bild: Ford

Angesichts seines verlustreichen Elektroauto-Geschäfts kündigte Ford bereits im Februar an, die nächste Generation seiner Elektrofahrzeuge erst dann auf den Markt zu bringen, wenn sie profitabel sein können. 2025 ist dies nach der Prognose der Chefetage offenbar noch nicht der Fall. Ford kündigt jetzt jedenfalls an, den Produktionsstart von zwei seiner künftigen Stromer zu verschieben.

Im Werk BlueOval City im US-Bundesstaat Tennessee wird Fords erster Vertreter einer neuen Elektro-Pickup-Generation demnach nicht kommendes Jahr, sondern erst 2026 in Serie gehen. Im Frühjahr 2023 hieß es noch, dass die Produktion des unter dem Codenamen T3 entwickelten Stromers 2025 beginne und jährlich bis zu 500.000 E-Pickups in dem Werk hergestellt werden sollen. Technische Daten zum T3 nennt Ford nach wie vor nicht. Der Hersteller verrät nicht einmal, in welchem Segment das Elektrofahrzeug angesiedelt sein wird.

Sogar um zwei Jahre verschiebt Ford zudem das Debüt eines neuen großen Elektro-SUV, das im kanadischen Oakville vom Band laufen soll. Der Autobauer spekuliert darauf, dass sich bis zu dem Marktstart 2027 der Verbrauchermarkt für dreireihige Elektroautos noch „weiter entwickelt“ und das E-SUV bereits von neuen Batterietechnologien profitieren kann. Ford hatte bekanntlich vor einem Jahr eine Investition von 1,8 Milliarden Kanadischen Dollar angekündigt, um den Oakville Assembly Complex in Ontario in ein kanadisches Zentrum für die Herstellung von Elektrofahrzeugen umzuwandeln. In diesem Zuge soll der Standort in Oakville Electric Vehicle Complex umbenannt werden. Eine Produktionskapazität für die Elektrofahrzeuge und die ebenfalls dort künftig vom Band laufenden Batteriepacks wurden seinerzeit aber ebenso wenig genannt wie die konkreten Modelle, die in Oakville hergestellt werden.

„Wir sind entschlossen, ein profitables EV-Geschäft aufzubauen, das Kapital klug einzusetzen und die richtigen Verbrenner-, Hybrid- und vollelektrischen Fahrzeuge zum richtigen Zeitpunkt auf den Markt zu bringen“, sagt Ford-CEO Jim Farley. Vor diesem Hintergrund will Ford sein Angebot an Hybridfahrzeugen ausbauen. Das kündigte Farley bereits mehrfach an. Nun nennt er auch ein konkretes Ziel: Bis 2030 sollen für alle Verbrenner-Modelle von Ford in Nordamerika Hybridantriebe angeboten werden. Den Spielraum für diese Strategie eröffnete die US-Umweltschutzbehörde jüngst mit gelockerten CO2-Flottenemissionsvorgaben, die ab 2027 zunächst doch nicht so streng ausfallen wie zuvor angekündigt.

Hintergrund für Fords Strategieschwenk sind die schlechten Zahlen der eigenen Elektroauto-Sparte Model e. 2023 summierten sich die Verluste des Bereichs auf 4,7 Milliarden Dollar. Die drei letzten Monate des Jahres waren dabei mit rund 1,6 Milliarden US-Dollar das verlustreichste Quartal. Auch die Tendenz zeigt also nach unten. Einer der Gründe: Der Absatz der Elektrofahrzeuge von Ford stagniert. Außerdem führt Ford „ein extrem wettbewerbsintensives Preisumfeld sowie strategische Investitionen in die Entwicklung von Elektrofahrzeugen der nächsten Generation“ an. Zudem seien die Materialkosten gestiegen.

Ford müsse seine Strategie angesichts der niedrigeren Nachfrage und der von Tesla angezettelte Preisschlacht anpassen, äußerte CEO Jim Farley im Februar anlässlich der veröffentlichten Jahreszahlen in einem Telefonat mit Analysten. So will sich das Unternehmen nun vermehrt auf große Elektrofahrzeuge wie Trucks und Vans sowie kostengünstige, kleine Stromer konzentrieren. Für letztere ist eine neue E-Plattform geplant. Zusätzlich will Ford eben dem Hybrid-Markt mehr Bedeutung beizumessen: „Die Hybridverkäufe könnten im nächsten Jahr um 40 % steigen“, so Farley im Februar.

Dass Ford bei seiner E-Roadmap starke Anpassungen vornimmt, ist bereits seit dem Q3-Geschäftsbericht bekannt. Seinerzeit kündigte Ford an, einen Teil seiner geplanten milliardenschweren Investitionen in neue Produktionskapazitäten für Elektrofahrzeuge und Batterien zu verschieben. Erste konkrete Folgen sind bereits bekannt: So wird Ford seine LFP-Batteriezellfabrik in den USA deutlich kleiner umsetzen als ursprünglich entworfen. Außerdem legen die US-Amerikaner die Pläne für ein mit LG Energy Solution und Koç in der Türkei geplantes Batteriewerk für E-Nutzfahrzeuge auf Eis. Auch eine geplante zweite Batteriefabrik auf einem neuen Campus in Kentucky ist von den Sparmaßnahmen betroffen.

Ford führte als Grund schon Ende Oktober die Milliarden-Verluste bei der Elektrosparte Model e und die schwächelnde Nachfrage an. „Viele nordamerikanische Kunden, die am Kauf eines E-Fahrzeugs interessiert sind, sind nicht bereit, dafür einen Aufpreis gegenüber Benzin- oder Hybridfahrzeugen zu zahlen, was die Preise und die Rentabilität von E-Fahrzeugen stark drückt“, so der Hersteller vor einigen Wochen.

media.ford.com, insideevs.com, electrek.co, reuters.com

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