Bilanz 2024: Nicht Verbrenner profitieren von E-Auto-Schwäche – sondern Hybride

Die Wachstumskurve reiner E-Autos weist 2024 die befürchtete Delle auf. Die 380.609 neu zugelassenen Elektro-Pkw sind weit entfernt von der halbe Millionen-Marke aus 2023 – das Minus mit 27,4 Prozent deutlich. Aber die Tendenz der zweiten Jahreshälfte zeigt schon wieder nach oben. Und: Hybridautos werden beliebter. Hier sind alle Daten zur Jahresbilanz 2024.

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Bild: Daniel Bönnighausen

Laut den offiziellen Daten des Kraftfahrt-Bundesamts wurden in Deutschland im vergangenen Jahr 380.609 Elektro-Pkw neu zugelassen – im Jahresvergleich geht es 27,4 Prozent bergab, nachdem der Markt für Stromer in Deutschland 2022 um 32 Prozent und 2023 um 11,4 Prozent gewachsen war. Da die Förderung für Batterie-elektrische Autos (BEVs) vor fast genau einem Jahr gekappt wurde, vergegenwärtigt die Statistik der jüngsten Monate also die Nachfrage ohne staatliche Beihilfe. Hinzukommt, dass die Hersteller ihre E-Autos wohl erst 2025 im großen Stil in den Markt bringen wollen – um ihre EU-Klimaziele zu erreichen. 2024 entpuppte sich so nachfrage- und angebotsseitig zu einem eher lahmen „Zwischenjahr“ auf dem Weg zur Antriebswende. Das bewerten auch Experten so: „2024 war ein Übergangsjahr: Die CO₂-Ziele für Automobilhersteller blieben auf dem Niveau von 2021, sodass kein zusätzlicher Anreiz bestand, die Verkäufe von Elektroautos über das notwendige Maß hinaus zu steigern“, erklärt Dr. Peter Mock, Geschäftsführer von ICCT in Europa. „Ab 2025 gelten jedoch strengere Zielvorgaben. Wir erwarten daher einen signifikanten Anstieg der Verkaufszahlen, wie es auch schon zwischen 2019 und 2020 der Fall war.”

Schauen wir noch einmal detailliert zurück: Im ersten Quartal 2024 kam es zum Einbruch der BEV-Zulassungszahlen – unter anderem durch vorgezogene Käufe der vorangegangenen Jahresend-Rallye (siehe beispielsweise 54.654 BEVs im Dezember 2023 gegenüber 22.464 im Januar 2024) und die Verunsicherung, die die ad-hoc gekappte Förderung Ende 2023 auslöste. In der zweiten Jahreshälfte pendelte sich die Nachfrage dann zuletzt bei grob 35.000 BEV-Einheiten pro Monat ein. Im Dezember schlugen 33.561 neue Elektroautos zu Buche.

Unter dem Strich kamen Elektroautos in Deutschland 2024 auf einen Marktanteil von 13,5 Prozent. Fast jeder siebte zugelassene Pkw hatte also einen reinen Elektroantrieb an Bord. 2023 lag die Marktdurchdringung bereits bei 18,4 Prozent, noch ein Jahr zuvor bei 17,7 Prozent. Wichtig dabei: Der Pkw-Gesamtmarkt in Deutschland hat sich 2024 kaum bewegt (2,8 Millionen Neuwagen, -1% YoY). Ein verzerrender Effekt ist also auszuschließen.

Die großen Gewinner dieser Gemengelage sind aber nicht etwa Benziner oder Diesel, sondern Hybride. Das KBA verzeichnete im vergangenen Jahr 947.398 Pkw-Neuzulassungen mit hybridem Antrieb, eine Steigerung um 12,7 Prozent gegenüber 2023 und ein Marktanteil von 33,6 Prozent. Sprich: Jeder dritte neue Pkw war in den vergangenen zwölf Monaten teilelektrifiziert. Die einzige Antriebsart mit mehr Zulassungen waren die Benziner (991.948) mit einem Marktanteil von 35,2 Prozent. Ihre Kundschaft ist konstant, hinzugewonnen haben sie aber kaum (+1,4 % YoY). Profitieren konnten die Benziner von der Schwäche der reinen E-Autos also nicht.

Was noch? Plug-in-Hybride machten im vergangenen Jahr 191.905 Zulassungen aus und sind in den gerade genannten Block der Hybride eingerechnet. Zoomt man jedoch separat auf diese extern ladbaren Fahrzeuge, kommen sie auf einen alleinigen Marktanteil von 6,8 Prozent. Nachdem ihr Markt 2023 um die Hälfte eingebrochen war – wir erinnern uns, dass die Förderung für Plug-in-Hybride früher auslief als die für BEVs – stabilisierte sich die Nachfrage 2024 wieder. Ihr Absatz steigerte sich um 9,2 Prozent. An die Zeiten, als die bezuschussten Plug-in-Hybride auf weit über 300.000 Verkäufe kamen (362.093 im Jahr 2022 und 325.449 im Jahr 2021), reichen die aktuellen Zahlen aber nicht heran.

Schauen wir noch auf den weiteren Antriebsmix in Deutschland: Der Diesel lag 2024 mit einem Marktanteil von 17,2 Prozent wieder vor dem BEV-Antrieb, nachdem die Stromer die Diesel im vorherigen Jahr erstmals überholt hatten. Dafür reichte den Selbstzündern mit 483.261 Einheiten eine konstante Nachfrage (-0,7% YoY). Weiter ohne große Bedeutung sind Gas-betriebene Pkw (Flüssiggas: 0,5% Marktanteil, Erdgas: 0,0%). Brennstoffzellen-Pkw kamen in der Bundesrepublik 2024 auf keine einzige Zulassung.

Weniger Elektroautos bedeutet unterdessen mehr Emissionen: Dem Antriebsmix entsprechend sind die durchschnittlichen CO2-Emissionen der neu zugelassenen Pkw laut KBA im vergangenen Jahr gestiegen – und zwar um 4,2 Prozent auf 119,8 g/km (Vorjahr: 114,9 g/km).

Tesla Model Y wieder an der Spitze

Genau 3.239 Tesla Model Y wurden im letzten Monat des Jahres 2024 in Deutschland neu zugelassen, womit das Modell den Spitzenplatz unter den Elektroautos in der KBA-Statistik für den Dezember erobern konnte. Der November ging noch an den Skoda Enyaq. Bei den Neuzulassungen im vergangenen Monat rutschte der MEB-Stromer mit 2.282 neuen Exemplaren auf den zweiten Rang ab. Der dritte Platz ging an den Volkswagen ID.7 mit 2.216 Neuzulassungen.

Auch mit Blick auf das Gesamtjahr konnte sich der US-Autobauer den ersten Rang sichern. Von Januar bis Dezember 2024 kamen 29.896 Tesla Model Y neu auf die Straße. Bereits 2023 lag das Modell an der Spitze der KBA-Statistik. Im vergangenen Jahr wurden jedoch deutlich mehr Exemplare (45.818) neu zugelassen. Sehnsüchtig wird derzeit übrigens das Facelift für das Model Y erwartet. Noch in diesem Monat könnte die Produktion des neuen Model Y im Tesla-Werk in Shanghai beginnen, dabei handelt es sich bislang allerdings um Informationen von lokalen Medien in China.

Auf den zweiten Platz in der Jahresstatistik 2024 schaffte es der Skoda Enyaq mit 25.262 Neuzulassungen. Im Jahr zuvor lag das MEB-Modell mit insgesamt 20.697 neuen Exemplaren noch auf dem dritten Rang. Zur Mitte des Modellzyklus hat Skoda sein E-SUV nun überarbeitet. Das betrifft vor allem die Optik, der Enyaq trägt künftig die „Modern Solid“-Designsprache der tschechischen VW-Marke. Unter dem Blech hält die aktuelle MEB-Generation Einzug – zumindest teilweise. Ob das Facelift also reicht, dass der Stromer auch 2025 wieder weit vorn mit dabei sein wird, muss sich erst noch zeigen.

Im Jahr 2023 kam der Volkswagen ID.4 (inkl. ID.5, das KBA trennt hier nicht) mit insgesamt 36.353 Neuzulassungen auf den zweiten Platz. Für das Jahr 2024 muss sich das E-SUV der Wolfsburger mit 21.611 neuen Exemplaren mit dem dritten Platz zufriedengeben.

Mit Blick auf die Neuzulassungen im letzten Jahr nach Marken konnte sich VW die Goldmedaille sichern – mit deutlichem Abstand. Von den Wolfsburgern wurden hierzulande insgesamt 62.253 Elektroautos neu zugelassen. Dahinter folgt BMW mit 51.290 Neuzulassungen und Tesla mit 37.574 Neuzulassungen.

RangModellJanuarFebruarMärzAprilMaiJuniJuliAugustSeptemberOktoberNovemberDezemberGesamt
1Tesla Model Y2.3935.4083.2441.1021.1693.3461.9261.9573.0671.2761.7693.23929.896
2Skoda Enyaq1.4571.2601.2051.4691.9202.3181.7181.8493.4063.3123.0662.28225.262
3Volkswagen ID.4 (inkl. ID.5)7511.2272.2483.2341.8311.8281.2878081.9712.1742.3941.85821.611
4Volkswagen ID.35078721.1861.9922.3836.3709358691.2081.2851.1981.29620.101
5Cupra Born1989721.2427001.4171.7151.6831.5131.5011.9501.9071.84216.640
6Volkswagen ID.7142952584584755981.1611.4382.6732.4272.6132.21614.554
7Audi Q4 e-tron1.4248891.1151.1841.0581.4451.2458931.16499982163412.871
8BMW iX13586859831.1421.0151.1621.2909391.2121.1681.1361.55012.640
9MG Motor MG4 Electric2491.5042565942.0644.4921.4231882436522736612.004
10Mercedes-Benz EQA8037221.2419691.0595697488798331.3581.62866711.476
11BMW i48807749418916806188909016336911.3671.10210.368
12Mini Electric3301151224643416928911.1201.6631.1481.2341.1059.225
13Volvo EX304945666261.0649921.1991.1917435074994334638.777
14Mercedes-Benz EQE7767769266664875597445247618867458928.742
15BMW i52783234626136565069957295047321.1698827.849
16Mercedes-Benz EQB3753715317605965185836097381.1441.0305557.810
17Hyundai Ioniq 53625915216004711.2281.2367785074203335917.638
18Fiat 500 Elektro7351495735735001.1081.2981.2347583921211747.615
19Smart #13403446277891.0601.2722795174526275454307.282
20Tesla Model 36955505454927101.2024503896083134166427.012
21Hyundai Kona Elektro3404727805724173184525079248634464306.521
22Kia EV63445304453794954014544985075213692385.181
23Volkswagen ID. Buzz2222854942413082261772035957496216484.769
24BMW iX32952173102854725915893047014382381924.632
25Audi Q8 e-tron75951058656734048231022722715980524.299
26Kia Niro EV218341400394404584602437266196138704.050
27Porsche Taycan266199712982962433233843764404895063.891
28BMW iX3633593354093323242862552972352982753.768
29Dacia Spring2999446632792148312132892885803.655
30Volvo EX402705224803212683813542041792102241853.598

Zur besseren Übersicht listen wir an dieser Stelle nur noch die Top-30-Modelle auf.

Eine Besonderheit sollte noch erwähnt werden: Bei vielen Modellen gibt es neben einer Pkw- auch eine Transporter-Variante. Diese Modelle werden jedoch meist als Lastkraftwagen zugelassen und dementsprechend nicht zu den Pkw-Zulassungen gezählt. Es kann aber durchaus auch möglich sein, dass das eine Exemplar eines Transporters-Modells bei den Pkw- und das andere Exemplar eines Transporter-Modells bei den Lkw-Zulassungen gelandet ist.

kba.de, kba.de (Excel, einzelne Modelle)

9 Kommentare

zu „Bilanz 2024: Nicht Verbrenner profitieren von E-Auto-Schwäche – sondern Hybride“
Christian
06.01.2025 um 23:14
Hybride sind keine Autos sondern Zombies. Mit dem schlechtesten aus zwei Welten.
Armageddon
07.01.2025 um 00:59
E-Fuel und hetze gegen Bev haben halt gewirkt , das Förderung wegfiel war wohl eher das kleinere Thema weil die wagen ja trotzdem auf einmal preise zeigten die niedriger waren und die Prämie so ausglich . was auch zeigte was die Autobauer sich in die Tasche steckten bei ihren angeblich nicht vorhandenen Gewinn . deswegen sehe ich allein die die ersten beiden Sache als Ursache ps. wo ist eigentlich das brennende Elektroauto hin da eigentlich alle 2 tage in den Nachrichten sein müßte ? aber wenn man ~40 verbrennende Verpenner pro Tag nicht wahrnimmt ,warum also BEV
Julian
07.01.2025 um 07:34
Krasse Sache mit den Hybriden, da muss man sich vor Augen halten, dass bereits ein Suzuki Ignis mit einem Mini-Akku als PKW mit Hybrid-Antrieb gilt. Laut Spritmonitor.de (Abruf 07.01.2025) verbraucht der "Hybrid" nur unwesentlich weniger als der reine Verbrenner, beibe aber deutlich mehr als so mancher Vollhybrid und das bei einem so kleinen Wagen (mehr als 5 Liter/100km).Hybrid ist hier mehr Feigenblatt als sinnvolle Ergänzung zur Verbrauchsreduzierung. Der Kunde aber mag denken: hey, ich fahre auch so einen Hybrid und muss nicht laden.Das Ergebnis: Steigende CO2-Emissionen im Verkehrsbereich.Es wäre also an der Zeit, solche Mini-Hybriden als das zu bezeichnen, was sie sind: reine Verbrenner. Das gilt auch für Vollhybride. Der Wagen rollt nur durch das Verbrennern von Sprit. Das Bisschen Reku spielt da keine große Rolle. Hybrid dürften nur PKW heißen, da extern geladen werden können.Dann wird das Ausmaß des Desasters halt mal wirklich deutlich.
Peter
07.01.2025 um 10:38
Da muss ich zustimmen. PHEV führen ein Nischendasein und MHEV tragen zur Einsparung von Emissionen (wie in den g/km CO2 sichtbar) exakt nichts bei. Die kleine Ersparnis wird durch höheres Gewicht/größere Fahrzeuge sofort aufgefressen und beim Durchschnittsverbrauch dieser Fahrzeuge ist daher Stagnation angesagt. MHEV waren ohnehin nur als Rettungsanker der Autoindustrie zur Vermeidung von Strafen gedacht und nie weil es ein sinnvolles Antriebskonzept ist. Nichtmal dafür reicht es offenbar. Da passt "Feigenblatt" wirklich ganz gut. Die Vermischung dieser höchst unterschiedlichen Konzepte unter dem Banner "Hybride" ist sicherlich im Sinne der Hersteller, denn Hybride sind ja keine Verbrenner, sondern fast Elektroautos!!11
Philipp H.
07.01.2025 um 08:02
Tesla ist nicht zweifellos Nr 1 bei den BEVs. Die Statistik des KBA weist schon bis Oktober 2024 aus: Skoda Enyak: 19.914 VW ID 4&5: 17.359 VW ID3: 17.607 Cupra Born: 12.891 VW ID7: 9.725 Selbst nur IDs bis Oktober sind mehr als Teslas im ganzen Jahr.
Saskia
07.01.2025 um 11:21
Na, da wünsche ich viel Vergnügen mit euren Hybridfahrzeugen:https://www.nzz.ch/mobilitaet/hybridautos-brennen-haeufiger-als-alle-anderen-antriebsarten-ld.1668663Einfach mal schauen unten bei "Fahrzeugbrände je Antriebsart"...
E.Korsar
07.01.2025 um 12:42
Hybride sind Greenwashing-Verbrenner.
Axel T.
07.01.2025 um 15:03
Hybride sind Verbrenner.
Paul N.
07.01.2025 um 22:42
Ich habe auch kurze Zeit einen Vollhybriden von Toyota gefahren. Der verbrauchte etwas weniger Sprit als mein verflosener Fiat Kleinwagen. Der Toyota war schon ein gutes Fahrzeug aber er verbrauchte auch bei schonender Fahrweise nach meinem Geschmack zuviel Sprit. Das elektrische gleiten war auch nur von kurzer Dauer.Jetzt fahre ich einen gebrauchten Renault Zoe. Der tut es für meine Belange.

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