EU vergibt sechs Förderzusagen für Batterieprojekte
Diese Zuschüsse folgen auf eine erste Ausschreibung für Batterien im Rahmen des Fonds, die im Dezember 2024 gestartet wurde. Die Ausschreibung namens „IF24 Battery“ mit einem Volumen von einer Milliarde Euro ist Teil eines größeren Pakets von insgesamt 4,6 Milliarden Euro, mit dem „europäische Spitzenprojekte in den Bereichen Netto-Null-Technologien, Batterien für Elektrofahrzeuge und erneuerbaren Wasserstoff“ unterstützt werden sollen. Im Batteriebereich waren bis April Bewerbungen möglich.
Jetzt stehen die ersten sechs Projekte fest, die mit in Summe 852 Millionen Euro direkt den Großteil des Förderbudgets erhalten. Damit sollen Innovationen bei der Herstellung von E-Fahrzeug-Batterien vorangetrieben werden – etwa bei nachhaltigen Fertigungstechniken, -prozesse und -technologien. „Die ausgewählten Projekte stellen strategische Investitionen dar, die den Übergang Europas zu einer sauberen, wettbewerbsfähigen und widerstandsfähigen industriellen Basis unterstützen, gleichzeitig die Abhängigkeit von Importen verringern und die Entwicklung sauberer Technologien sowie die industrielle Führungsrolle fördern“, teilt die Kommission mit.
Zwei der sechs Projekte sind in Frankreich angesiedelt und stehen in direkter Verbindung zur dortigen Autoindustrie: Hinter ACCEPT („Automotive Cells Company European Production Take-off“) steht die Automotive Cells Company (ACC), also das Batterie-Joint-Venture von Stellantis, TotalEnergies und Mercedes-Benz mit einer aktiven Batteriefabrik in Douvrin. Neu ist hier, dass fünf Produktionslinien zur NMC-Zellen an zwei Standorten in Frankreich mit einer kombinierten Kapazität von 15,7 GWh entstehen sollen. Das ist keine gute Nachricht für Deutschland und Italien: Bisher sollten weitere Zellfabriken von ACC in Kaiserslautern und Termoli entstehen, beide Vorhaben wurden aber schon auf Eis gelegt. Jetzt scheint sich der Fokus von ACC voll auf Frankreich zu verlagern.
Und das Projekt AGATHE („Advanced Gigafactory Aiming at Tempering greenhouse gases Emissions“) stammt von Renaults Batteriepartner Verkor. Mit der EU-Förderung will Verkor die Kapazität seiner Zellfabrik in Dünkirchen von acht auf 16 GWh verdoppeln – allerdings war diese Fabrik eigentlich bereits mit 16 GWh angekündigt. Mit hohem Automationsgrad, dem Einsatz Künstlicher Intelligenz und einer „Pre-Recycling“-Anlage auf dem Gelände sollen die Produktionskosten sinken und die Nachhaltigkeit steigen.
Zwei Projekte aus Deutschland mit dabei
Zwei weitere Projekte kommen aus Deutschland, sind aber nicht direkt mit Volumenherstellern verbunden, sondern zielen auf andere Bereiche. Im Rahmen von CF3_at_Scale („Scaling of innovative manufacturing processes for high-performance cells“) will die Porsche-Tochter Cellforce Grouß Hochleistungs-Batteriezellen fertigen und mit WGF2G („Willstatt GigaFactory 2 GWh“) will das Schweizer Unternehmen Leclanche seine Fertigung in Deutschland ausbauen. Cellforce will seine Produktionskapazität auf 1,6 GWh erhöhen und neben Hoch-Nickel-Kathoden auch siliziumhaltige Anoden verbauen. Mit einer „hohen Gesamtanlageneffiktivität und der schnellen Optimierung von Produktionsprozessen“ sollen eine effiziente und flexible Produktion errichtet werden.
Die Pläne von Leclanche im baden-württembergischen Willstätt sind mit 2 GWh in einem ähnlichen Rahmen wie bei Cellforce (und damit deutlich kleiner als die französischen Projekte), allerdings nicht weniger interessant: Mit dem Projekt soll der nachhaltige und PFAS-freie Produktionsprozess von Leclanche industrialisiert werden. Das wasser-basierte Verfahren mit PFAS-freien Elektroden kann sowohl für NMC-Zellen (mit deutlich reduziertem Kobalt-Gehalt) und LFP-Zellen genutzt werden. Die Wasser-basierten Binder ersetzen dabei stark toxische Lösemittel, die bisher im Produktionsprozess verwendet werden – 2023 hatten die Schweizer über dieses Vorhaben schon berichtet.
Mit dem Projekt NOVO One soll die gleichnamige Batteriezellfabrik von Novo Energy in Schweden unterstützt werden – Novo wurde einst als Joint Venture von Northvolt und Volvo gegründet (daher der Name), allerdings hat bereits im Vorfeld der Northvolt-Insolvenz Volvo die kompletten Anteile an dem Unternehmen übernommen. Allerdings hat der schwedische Hersteller bis jetzt keinen neuen Partner aus der Batterieindustrie für seine geplante Zellfertigung in Göteborg präsentiert, im Mai wurden 150 Stellen abgebaut. Die Aussichten für dieses Projekt sind derzeit – zumindest öffentlich – eher unklar. Die Kommission gibt an, dass die Projekte „von unabhängigen Experten anhand von sieben Bewertungskriterien ausgewählt“ wurden, darunter neben dem „Potenzial zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen“ etwa auch die „operative, finanzielle und technische Reife“ und der „Beitrag zur Versorgungssicherheit und Kosteneffizienz der EU“. Die Experten scheinen die Zukunft von Novo Energy also mit positivem Ausblick zu bewerten.
Und mit 46inEU („Powering the Future – 46 Cylinders, Infinite Possibilities in Europe“) will LG Energy Solutions in Polen die Produktion von Rundzellen mit 46 Millimetern Durchmesser vorantreiben. Solche großvolumigen Rundzellen werden zunehmend in Elektroautos verbaut, bisher aber vor allem außerhalb Europas. Die Neue Klasse von BMW wird die erste E-Auto-Plattform mit 46er Zellen, die auch in Europa vom Band läuft – weitere dürften folgen. LGES will selbst 85 Millionen solcher Zellen fertigen, was 11,5 GWh entspricht.
Andere Projekte haben noch eine Chance
Alle Projekte sollen vor 2030 anlaufen, im dritten Quartal diesen Jahres sollen die jeweiligen Fördervereinbarungen mit der Europäischen Exekutivagentur für Klima, Infrastruktur und Umwelt (CINEA) unterzeichnt werden. Allerdings wird nicht die komplette zugesagte Förderung auf einen Schlag ausgezahlt, sondern bei Erreichen der Projektmeilensteine, so die Kommission. Die Förderung soll sowohl die Investitions- als auch Betriebskosten abdecken, wobei ein Teil der Auszahlung auch vor der Inbetriebnahme erfolgen kann, um die Investitionsphase des Projekts zu unterstützen. Die EU-Kommission erwartet, dass die sechs Projekte nach ihrer Fertigstellung für rund 56 GWh Produktionskapazität pro Jahr sorgen werden und dazu beitragen, in den ersten zehn Betriebsjahren etwa 91 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente einzusparen.
Insgesamt sind bei der Kommission 14 Bewerbungen aus acht Ländern im Rahmen von „IF24 Battery“ eingegangen. Die aktuelle Entscheidung für die sechs Projekte bedeutet aber nicht, dass alle anderen zwangsweise leer ausgehen: „andere vielversprechende, aber noch nicht ausgereifte Projekte“ können demnach eine Projektentwicklungshilfe von der Europäischen Investitionsbank erhalten.
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