Berlin empfängt die ersten zwei von 14 H2-Müllwagen

Ab sofort werden in Berlin zwei Wasserstoff-Müllwagen des Herstellers Faun eingesetzt. Sie nehmen ab sofort ihren Dienst für die Berliner Stadtreinigung (BSR) auf. Daneben verkündet der Bund weitere Förderungen zur Beschaffung von H2-Müllautos für die Städte Kassel, Lübeck und Recklinghausen.

++ Dieser Artikel wurde aktualisiert. Sie finden die neuen Infos ganz unten. ++

Zunächst nach Berlin: Dort übergab Hersteller Faun im Beisein von Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer die beiden Wasserstoff-betriebenen Müllfahrzeuge an die Stadtreinigung. Die Lkw sind je mit einer 85-kWh-Batterie, einer 30-kW-Brennstoffzelle und Tanks für acht Kilogramm Wasserstoff ausgestattet.

Damit seien sie passgenau auf das Sammelrevier der Hauptstadt abgestimmt, heißt es in einer begleitenden Mitteilung. Weitere zwölf Brennstoffzellen-Fahrzeuge sollen folgen. Die Beschaffung aller 14 H2-Fahrzeuge zusammen wird mit Fördermitteln in Höhe von knapp 25 Millionen Euro aus dem „Sofortprogramm Saubere Luft 2017-2020“ und aus dem Budget der Förderrichtlinie Elektromobilität des BMVI unterstützt.

„Wir freuen uns, dass wir nun auch in der schweren Nutzfahrzeugklasse emissionsfreie und auch leise Abfallsammelfahrzeuge einsetzen“, äußert BSR-Fuhrparkchef Wolfgang Wüllhorst. „Uns ist es sehr wichtig, dass die Fahrzeuge die gleichen Leistungsanforderungen erfüllen wie Dieselfahrzeuge. Neben der notwendigen Reichweite ist hier vor allen die Nutzlast von elf Tonnen zu nennen.“

Faun, ein Nutzfahrzeug-Hersteller aus Osterholz-Scharmbeck, hatte im vergangenen August angekündigt, 2021 die ersten Müllfahrzeuge und Kehrmaschinen mit Wasserstoffantrieb in Serie produzieren zu wollen. Das Unternehmen arbeitet an seinem nördlich von Bremen gelegenen Hauptsitz bereits seit einigen Jahren an der Adaption von Brennstoffzellen für Nutzfahrzeuge. In Fauns sogenannten „Bluepower-Fahrgestellen“ werden Batterien in Kombination mit Brennstoffzellen als Range Extender verbaut. Um auch rein elektrische Fahrzeuge anbieten zu können, unterhält Faun seit einem halben Jahr zudem eine Vertriebskooperation mit Designwerk.

„Vor 15 Jahren haben wir begonnen, uns mit Alternativen Antrieben zu beschäftigen“, äußert FAUN-CEO Patrick Hermanspann. „Ich freue mich, dass Wasserstoff gerade die Aufmerksamkeit erhält, die er verdient. Das ist die Zukunft eines klimaneutralen Lastverkehrs.“ Faun wolle 2026 bis zu 12.000 wasserstoffbetriebene Nutzfahrzeuge in Betrieb bringen. Dafür hat sich das Unternehmen mit Industriepartnern im Projekt Clean Hydrogen Coastline zusammengetan. Das Ziel: der Aufbau von bis zu 400 Megawatt Elektrolysekapazität binnen fünf Jahren.

Unterdessen laufen auch in anderen Städten im Bundesgebiet die Vorbereitungen zum Empfang von H2-Müllfahrzeugen. Die vom Bund eingesetzte NOW GmbH teilt mit, dass in Kassel zwei, in Recklinghausen ebenfalls zwei und in Lübeck ein Exemplar gefördert werden. In Kassel erfolgt die Lieferung der neuen Abfallsammelfahrzeuge voraussichtlich im Herbst 2022. Die Fördersumme beträgt dort 1,33 Millionen Euro. In Recklinghausen soll das H2-Duo noch im laufenden Jahr eintreffen, der Zuschuss dort: 1,43 Millionen Euro. Zu der Förderung in Lübeck werden noch keine Details genannt.

Update 17.06.2021: Enak Ferlemann, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur, hat einen Förderbescheid seines Hauses an die Abfall-Service Osterholz GmbH (ASO) überreicht. Das BMVI bewilligte den Förderantrag der ASO zum Kauf eines Müllfahrzeugs mit Brennstoffzellenantrieb mit einer Fördersumme von rund 585.000 Euro. Gekauft werden soll ein Drehtrommelfahrzeug – ein Rotopress-Bluepower Fahrzeug – der Firma Faun, das nach Angaben des Herstellers im zweiten Quartal des nächsten Jahres geliefert werden kann.

Für die Abfallsammlung hat die Umweltservice Bochum GmbH (USB Bochum GmbH) nun erstmals ein Wasserstoff- und ein Erdgas-Abfallsammelfahrzeug beschafft. Das 772.000 Euro teure Fahrzeug wird aus Mitteln des Bundesförderprogrammes „Saubere Luft“ mitfinanziert. Die Anschaffung drei weiterer Wasserstoff-Fahrzeuge ist geplant. Dazu steuert der Bund aus dem Förderprogramm „NIP II-Marktaktivierung“ rund 1,87 Millionen Euro bei. Die Fördersummen decken bisher etwa 90 Prozent der Mehrkosten dieser Anschaffungen ab.

Update 08.07.2021: Auch Stuttgart beabsichtigt, insgesamt 13 Abfallfahrzeuge und drei Kehrmaschinen mit Brennstoffzellenantrieb zu beschaffen und wird dabei vom BMVI mit einem Förderbescheid unterstützt. Fördernehmer ist die Abfallwirtschaft Stuttgart (AWS). Das Beschaffungsprojekt hat eine Laufzeit von drei Jahren. Gefördert werden nach Angaben des Ministeriums 90 Prozent der Mehrkosten gegenüber Fahrzeugen mit konventionellem Antrieb. Als konkrete Summe stellt das BMVI 11,4 Millionen Euro in Aussicht.
now-gmbh.de (Berlin), now-gmbh.de (Kassel), now-gmbh.de (Lübeck), now-gmbh.de (Recklinghausen), now-gmbh.de (Osterholz), now-gmbh.de (Bochum), now-gmbh.de (Stuttgart)

4 Kommentare

zu „Berlin empfängt die ersten zwei von 14 H2-Müllwagen“
sig
09.07.2021 um 11:18
weil ja Müllwagen die absoluten Langestreckenfahrzeuge sind... wer war da wohl der Sponsor? oder gings über die CSU?
Hans Herbert
11.07.2021 um 07:20
Mal gerechnet: 100 % der Mehrkosten eines Fahrzeugs betragen 650.000 €. Der Gesamtpreis beträgt 772.000 €. Ein Dieselfahrzeug kostete demnach 122.000 €. Das Beispiel zeigt uns, mit welchen unverhältnismäßigen Kosten und Ressourcen-Einsatz die H2-Wirtschaft daher kommt und mit welcher Unbedenklichkeit der Staat hier die Interessen der einschlägigen Industrie bedient. Ob es eine brauchbare BEV-Lösung für das Problem gibt und was sie kosten würde, ist an der Stelle unbekannt.400 MW Elektrolyseleistung bedeutet für 1,2 GW Grünstromkraftwerke. Da kann man nur Gut-Glück wünschen, dass sie diese zusammen bekommen. Wird also die H2-Industrie, einschließlich Fahrzeughersteller, den Ausbau der Windenergie in Deutschland voran treiben?
Stephan
25.11.2021 um 10:43
Hallo Herr Hans Herbert, ich habe eine Frage zu Ihren Zahlen. Das Fahrzeug kostet 772.000,00€ das stimmt. Jetzt rechnen Sie aber, das 90% davon Mehrkosten sind, das stimmt nicht und steht sonauch nicht im Text. Wie hoch die Mehrkosten sind ist hier leider nicht bekannt. Es steht nur da, das von den Mehrkosten 90% gefördert wurden. ob die Mehrkosten jetzt 10.000€ oder 200.000€ betragen müsste erfragt werden. Ich finde es gut, Dinge kritisch zu sehen, ber nur mit richtigen Zahlen.
sig
13.07.2021 um 17:31
Welche Strecke legt so ein LKW täglich zurück? wieviel Gewicht ist am Ende des Tages im LKW? wieviel Standzeit hat so ein LKW?

Schreiben Sie einen Kommentar zu Hans Herbert Antworten abbrechen

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Lesen Sie auch