Tesla: Robotaxi-Priorität, Rücktritte und ein kurzzeitiger Lieferstopp

Unter dem Dach von Tesla brodelt es offensichtlich: Laut einem Portalsbericht wurde dem geplanten Kompaktmodell komplett die Finanzierung entzogen. Außerdem verlassen mehrere Topmanager das Unternehmen. Bereits gestern wurde bekannt, dass Tesla mehr als 14.000 Beschäftigte entlassen will.

Bild: Tesla

Das US-Portal Electrek berichtet unter Berufung auf unternehmensinterne Quellen, dass Teslas geplantem Kompaktmodell komplett die Finanzierung entzogen wurde und der Fokus nun voll auf dem Robotaxi liegt. Im Kern bestätigt der Bericht also einen Reuters-Artikel von Anfang des Monats, wonach Tesla die Entwicklung seines Kompakten für rund 25.000 US-Dollar gestoppt haben soll. Jedenfalls jener Version mit Lenkrad und Pedalen – nur die Entwicklung des auf derselben Plattform basierenden „Robotaxis“ werde fortgesetzt.

Tesla-CEO Elon Musk reagierte seinerzeit umgehend auf den Bericht. „Reuters lügt (wieder)“, ätzte er auf seiner Kurznachrichten-Plattform X – ohne nähere Erläuterungen folgen zu lassen. Wenige Stunden später setzte Musk – wohl ebenfalls in Reaktion auf die Reuters-Meldung, welche den Wert der Tesla-Aktie zwischenzeitlich einbrechen ließ – einen weiteren Post auf X ab, in dem er die Vorstellung des „Robotaxis“ für den 8. August ankündigte.

„Alle Ressourcen in selbstfahrende Autos“

Laut dem Electrek-Portal, das auch bei den gestrigen Meldungen zur anstehenden Entlassungswelle bei Tesla zu den frühesten Nachrichtenquellen gehörte, ist das intern „NV9“ genannte Programm zur Entwicklung des günstigen Stromers aber wohl tatsächlich stillgelegt worden, „da Tesla alle Ressourcen in seine Bemühungen um selbstfahrende Autos steckt“. Zudem seien im Zuge der angekündigten Stellenstreichungen „einige in das Kompaktmodell-Projekt involvierte Leute entlassen worden“.

Zeitgleich nehmen mehrere Topmanager ihren Hut. Es liegt nahe, dass ihr Rückzug mit den neuesten Entwicklungen zusammenhängt. So bestätigt Tesla-Technikchef Drew Baglino per Social-Media-Post seinen Rücktritt, ebenso der bisherige Politik-Chef Rohan Patel. Laut Electrek muss zudem Anthony Thurston gehen, Senior Manager of Cathode Materials & Manufacturing.

Tesla-CEO Elon Musk äußerte sich zu den geplanten Stellenstreichungen öffentlich bisher nur per Tweet: “Etwa alle 5 Jahre müssen wir das Unternehmen für die nächste Wachstumsphase umstrukturieren und rationalisieren”, schreibt er auf X. In einer internen E-Mail an die Mitarbeiter, die seit gestern mehreren Medien vorliegt, führte er weitere Details aus. So soll der Jobbau die Zahl der Stellen bei Tesla weltweit um mehr als zehn Prozent verringern. Als Begründung soll in dem Schreiben das „rapide Wachstum in der Vergangenheit“ genannt worden sein, das in manchen Bereichen zu Doppelungen geführt habe.

Cybertruck-Lieferungen offenbar gestoppt

Es gibt aber weitere mögliche Gründe: So soll laut Medienberichten die Produktion des Cybertruck in Teslas Fabrik in Texas gedrosselt werden. Interessant in diesem Zusammenhang: Wie unter anderem das „Handelsblatt“ heute berichtet, hat das Unternehmen zusätzlich auch die Auslieferungen des Cybertruck gestoppt – für sieben Tage, wie es heißt. Der Grund sei, dass eine lose Abdeckung das Beschleunigungspedal einklemmen kann. Auch die US-Verkehrssicherheitsbehörde NHTSA schaltet sich in dem Fall nun offenbar ein.

Laut dem jüngsten Geschäftsbericht können in Texas theoretisch mehr als 125.000 Exemplare des Cybertruck pro Jahr gebaut werden. Wie viele dort aktuell wirklich vom Band laufen, ist nicht bekannt. Fakt ist: Bewahrheiten sich die Gerüchte um die Drosselung, wäre es nicht die erste Produktionskürzung in den vergangenen Wochen: Ende März wurde bereits bekannt, dass Tesla die Fertigung in seinem Werk in China reduziert haben soll: Bloomberg berichtete unter Berufung auf Insider, dass Tesla sein Model 3 und Model Y im Werk Shanghai seit Anfang März nur noch an fünf statt bisher an 6,5 Tagen pro Woche produziert.

Dass das erste Quartal alles anders als rund gelaufen ist, machten die Anfang April publik gemachten, rückläufigen Produktions- und Auslieferungszahlen sichtbar. „Der Mengenrückgang war teilweise auf die frühe Phase des Produktionsanlaufs des aktualisierten Model 3 in unserem Werk in Fremont sowie auf Werksschließungen aufgrund von Schiffsumleitungen aufgrund des Konflikts am Roten Meer und eines Brandanschlags auf die Gigafactory Berlin zurückzuführen“, schrieb Tesla zur Erklärung.

Mit Blick auf die möglichen Entlassungen präzisiert „Electrek“ noch, dass Tesla in der Vergangenheit häufig jährliche Entlassungswellen durchgeführt habe, die auf „ineffiziente Einstellungen angesichts des raschen Personalwachstums“ zurückzuführen waren. So, wie Musk den Jobabbau ja auch nun wieder rechtfertigt. „Electrek“ schreibt jedoch, dass der Personalbestand in letzter Zeit nicht mehr so stark wie früher aufgestockt worden sei – und wohl vorrangig das sehr schlechte Quartal und die Produktionsdrosselungen personelle Folgen nach sich ziehen.

Tesla dementiert Zahl von 3.000 Entlassungen in Grünheide

Zurzeit soll Tesla weltweit rund 140.000 Menschen beschäftigen. Es werden also mindestens 14.000 Mitarbeiter von dem Jobabbau betroffen sein. War zunächst unklar, wie sich dieser Schritt auf die deutsche Fabrik in Grünheide auswirken wird, berichtete das „Handelsblatt“ am frühen Montagnachmittag unter Berufung auf zwei interne Quellen, dass das Unternehmen dort rund 3.000 der insgesamt 12.500 Beschäftigten entlassen werde. Also fast jeden vierten Mitarbeiter. Die ersten betroffenen Beschäftigten seien bereits darüber informiert worden, heißt es in dem Bericht.

Tesla selbst dementiert, dass 3.000 Stellen in Grünheide betroffen seien. Gegenüber dem „Manager Magazin“ sagte eine Sprecherin heute zum angekündigten Stellenabbau: „Diese Maßnahme prüfen wir und werden sie für die Gigafactory Berlin-Brandenburg vor dem Hintergrund aller arbeitsrechtlichen und mitbestimmungspflichtigen Erfordernisse unter Einbeziehung des Betriebsrates verfolgen.“ Die im „Handelsblatt“ genannte Zahl von 3.000 betroffenen Stellen „entbehrt dabei jeder Grundlage“.

Die Gewerkschaft IG Metall hatte zuvor weitere Informationen von Tesla gefordert. „Bisher gibt es jede Menge Gerüchte und eine Absichtserklärung von der Konzernzentrale“, erklärte der Bezirksleiter Berlin-Brandenburg-Sachsen, Dirk Schulze. „Was das für Grünheide bedeutet, dazu hat selbst der Betriebsrat noch keine Information.“

electrek.co (Robotaxi), electrek.co, teslamag.de (beide Führungspersonal),
heise.de, handelsblatt.com (beide Cybertruck), manager-magazin.de (Stellenabbau Grünheide)

1 Kommentar

zu „Tesla: Robotaxi-Priorität, Rücktritte und ein kurzzeitiger Lieferstopp“
Gerd Heinrich
16.04.2024 um 20:27
Mittlerweile fällt es schwer zu glauben, dass die seit Monaten laufende Anti-EV Kampagne nicht irgendwie „geschmiert oder gefördert “ wird. Einfach zuviel, zu destruktiv, zu absurd, auffällig manipulierend und vor allem zu lang, so dass man von normalen Hype-Themen der Presse sprechen könnte die ein paar Wochen lang ausgeschlachtet werden und dann wieder einschlafen.

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