Halbjahresbilanz: Elektrobusse bleiben gefragt – in Deutschland und Europa
Zoomen wir zunächst auf Deutschland: Zwischen Januar und Juni 2024 sind hierzulande 56 E-Busse mehr zugelassen worden als ein Jahr zuvor. Statt 297 waren es 353 Einheiten. Gezählt wurden dabei vom Kraftfahrt-Bundesamt nur Batterie-elektrische Busse (ohne Trolleybusse) mit einer Gesamtmasse von über acht Tonnen. Noch schlägt also die stark reduzierte Förderung für E-Busse auf Bundesebene nicht durch. Kein Wunder: Bei den im ersten Halbjahr zugelassenen Fahrzeugen handelt es sich noch größtenteils um Exemplare aus den 2023 mit Förderbescheiden bedachten Beschaffungsprojekten.
Das Portal omnibus.news hat diese Statistikwerte veröffentlicht und weiter differenziert – etwa nach Herstellern. So kommt Mercedes-Benz in den ersten sechs Monaten des Jahres auf 166 zugelassene Elektrofahrzeuge, das sind 47 Prozent aller neuen BEV-Busse hierzulande. Auf den weiteren Plätzen folgen mit großem Abstand MAN (50), VDL (46) und Ebusco (40). Wie sehr diese Reihenfolge teils von wenigen großen Aufträgen abhängt, demonstrieren die Vorjahreszahlen (Jan. – Jun. 2023) mit dem damaligen Spitzentrio Ebusco (114), MAN (63) und Mercedes-Benz (56). Grundsätzliche Aussagen sind dennoch möglich: So ist der Markt weiter in der Hand einiger großer Player – vor allem aus Deutschland und den Niederlanden. Und es fällt auf, dass Solaris nicht mehr vorne dabei ist. In Deutschland rangiert der polnische OEM im Hersteller-Ranking des ersten Halbjahrs nur auf Platz sechs.
Dafür ist Solaris bei Brennstoffzellen-Bussen in Deutschland führend. In den ersten sechs Monaten des Jahres kamen 22 H2-Busse des Typs Solaris Urbino hydrogen auf die Straßen – bei 28 Zulassungen in diesem Bereich. Heißt: Auf die Konkurrenz entfielen nur sechs Exemplare.
Wie sich der E-Bus-Markt in ganz Europa entwickelt, geht parallel aus Zahlen der European Automobile Manufacturers‘ Association (ACEA) hervor, wobei der Verband andere Definitionen heranzieht. So zählt die ACEA zu den Bussen auch kleinere Personentransporter ab 3,5 Tonnen hinzu und unterscheidet generell auch nicht zwischen Batterie-elektrischen Fahrzeugen und Plug-in-Hybriden, sondern weist alle extern ladbaren Fahrzeuge zusammen aus. Es geht aus den Zahlen also nicht eindeutig hervor, wie viele rein elektrische Fahrzeuge auf die Straßen gekommen sind.
Dies für den Hinterkopf bei den folgenden Zahlen: Die Neuzulassungen von Plug-in-Bussen in der EU stiegen im ersten Halbjahr 2024 um 45,4 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum 2023 – konkret von 2.168 auf 3.152 Einheiten. Der Marktanteil von E-Bussen kletterte mit: von 13,7 auf 15,5 Prozent. Frankreich führt die Entwicklung mit 424 E-Bussen an, allerdings entspricht das gegenüber dem ersten Halbjahr 2023 einem Minus von 17 Prozent. Platz zwei behauptet Deutschland (407, +25% YoY) vor Spanien (327, +22% YoY). Für die hohe Wachstumsrate sorgten aber eher Länder wie Griechenland (266, +8.766% YoY) oder Irland (217, +1.176% YoY), die erstmals nennenswerte E-Bus-Beschaffungen verbuchten.
Fasst man Europa breiter und nimmt zu den EU-Ländern noch Großbritannien und die EFTA-Staaten (Norwegen, Schweiz, Island) hinzu, ergeben sich für das erste Halbjahr 4.305 neue E-Busse (+30,5% YoY), wobei Großbritannien mit 872 Neuzulassung (+29% YoY) größter Markt Europas ist. Und die Spitzenposition dürfte in britischer Hand bleiben: Erst diese Woche kündigte das britische Verkehrsunternehmen Go Ahead an, in den kommenden drei Jahren bis zu 1.200 neue emissionsfreie Busse beim nordirischen Hersteller Wrightbus zu erwerben. Für die Beschaffungsoffensive sieht Go Ahead Investitionen in Höhe von bis zu einer halben Milliarde Pfund vor – umgerechnet fast 600 Millionen Euro.
Großbritannien hat eine historisch gewachsene Bus-Industrie. Schon 2023 sind in keinem anderen europäischen Land so viele Elektrobusse zugelassen worden wie im United Kingdom. Daran ist ablesbar, was mit einer verlässlichen Förderung und eigener Industrie möglich ist. Das dortige ZEBRA-Subventionsprogramm besteht seit 2021. Hier geht es zu einem ausführlichen Artikel zum E-Bus-Markt jenseits des Ärmelkanals.
Deutschland steht dagegen mutmaßlich vor einer E-Bus-Zulassungsdelle. Der Bund zog Anfang des Jahres die Reißleine bei der Förderung von E-Bussen – und das wirkt sich wohl bald aus: Laut einer kürzlichen Branchenumfrage des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen wollen dessen Mitglieder nicht einmal mehr die Hälfte der eigentlich geplanten E-Busse beschaffen. Erste Betreiber haben bereits angekündigt, ihre Beschaffungsstrategie zu überdenken.
Doch zum Schluss noch einmal zurück zur Statistik auf europäischer Ebene: Unter den Herstellern steht laut omnibus.news für das erste Halbjahr der chinesische Busbauer Yutong bei den E-Bus-Zulassungen in Europa an erster Stelle, gefolgt von Mercedes-Benz, Iveco Bus, MAN und BYD. Allerdings nennt das Portal keine absoluten Zulassungszahlen der einzelnen Hersteller.
Was Brennstoffzellen-Busse angeht, wurden in ganz Europa im ersten Halbjahr nur 53 Einheiten zugelassen, nach Deutschland mit 28 FCEV-Bussen folgten Spanien und Polen als nächstgrößte Märkte.
omnibus.news, acea.auto (PDF)
1 Kommentar