1. Halbjahr 2025: Marktanteil von E-Autos steigt in der EU auf 15,6 Prozent
Insgesamt wurden laut ACEA in der EU im 1. Halbjahr 869.271 E-Autos neu zugelassen. Das sind 22 % mehr als im Vorjahreszeitraum. Auffällig ist, dass die Entwicklung regional stark variiert: Deutschland glänzt mit einem Plus von 35,1 % bei den E-Auto-Zulassungen – und das wohlgemerkt, obwohl es derzeit keine staatliche E-Auto-Förderung für Privatkunden gibt. Frankreich hingegen verzeichnet ein Minus von 6,4 %. Auch Belgien (+19,5 %) und die Niederlande (+6,1 %) tragen zum Wachstum bei. Diese Unterschiede spiegeln die Bedeutung nationaler Förderprogramme, steuerlicher Anreize und der Ladeinfrastruktur wider.
Plug-in-Hybride verzeichneten ein ebenfalls ordentliches Wachstum von 19,5 % und erreichen mittlerweile 8,4 % Marktanteil – auch dank beeindruckender Zuwächse in Deutschland (+55,1 %) und Spanien (+82,5 %). Insgesamt gab es in der EU im 1. Halbjahr 469.410 Neuzulassungen von Pkw dieser Antriebsart.
Rückläufiger Gesamtmarkt
Trotz der positiven Entwicklung bei E-Autos und Plug-in-Hybriden weist der ACEA auf einen insgesamt rückläufigen europäischen Automarkt hin. Die gesamten Pkw-Neuzulassungen in der EU gingen im ersten Halbjahr um 1,9 % auf 5,58 Millionen Farzeuge zurück, allein im Juni betrug das Minus 7,3 %. Die schwierige globale Wirtschaftslage und hohe Zinsen setzen der Branche spürbar zu.
Deutlich unter Druck stehen insbesondere konventionelle Antriebe. Benziner verloren im Jahresvergleich 21,2 % und machen nur noch 28,4 % des EU-Markts aus. Die Dieselzulassungen brachen sogar um 28,1 % ein und liegen nun bei lediglich 9,4 %. Frankreich und Deutschland verzeichneten dabei die größten Rückgänge. Zusammengenommen schrumpfte der Anteil von Verbrennern (Benzin und Diesel) von 48,2 % im Vorjahr auf 37,8 %.

Noch stärker als reine E-Autos und Plug-in-Hybride wachsen aktuell jedoch einfache Hybridfahrzeuge, die anders als Plug-in-Hybride nicht extern aufgeladen werden können und nur eine kleine Batterie haben, die z.B. durch Rekuperation aufgeladen wird. Ihr Marktanteil kletterte im ersten Halbjahr auf 34,8 %, bei insgesamt 1,94 Millionen Neuzulassungen. In großen Märkten wie Frankreich, Spanien, Italien und Deutschland legten sie zweistellig zu.
Diese Entwicklung verdeutlicht, dass der Verbrennungsmotor seinen Zenit überschritten hat. Dennoch bleibt die vollständige Umstellung auf Elektromobilität ein Kraftakt – sowohl für die Industrie als auch für Verbraucherinnen und Verbraucher. Die vergleichsweise schwache Wachstumsrate von nur 7,8 % bei Batterie-elektrischen Fahrzeugen im Juni 2025 deutet darauf hin, dass viele potenzielle Käufer noch zögern – aus Preisgründen, wegen mangelnder Ladeinfrastruktur oder wegen unsicherer Förderbedingungen.
Tesla schrumpft, SAIC legt deutlich zu
Bei den Zahlen nach Herstellern unterscheidet der Branchenverband nicht nach Antriebsarten – es ist daher nicht möglich, aus diesem Datensatz die Gewinner des Wachstums bei E-Autos herauszulesen. Ausgewiesen sind nur zwei Hersteller, die ausschließlich E-Autos anbieten: Tesla verzeichnete einen Rückgang von 43,7 Prozent auf 70.655 Neuzulassungen in der EU, was u.a. an den umstrittenen politischen Aktivitäten von CEO Elon Musk und der Umstellung auf das überarbeitete Model Y Juniper liegen dürften. Und bei Smart gab es ein Minus von 67,3 Prozent, was daran liegen dürfte, dass im Vorjahreszeitraum noch die Auslieferungen des mittlerweile eingestellten Kleinstwagens Smart fortwo erfolgten. Mittlerweile hat Smart nur noch deutlich größere Fahrzeuge im Portfolio.
Auffällig aus E-Auto-Sicht ist zudem das starke Wachstum des chinesischen Konzerns SAIC Motor, der in Europa mit den Marken Maxus und MG aktiv ist. Beide Marken haben mehrere Elektrofahrzeuge im Portfolio, aber auch Verbrenner. Mit einem Zuwachs von 33,3 Prozent auf 107.171 Neuzulassungen wird SAIC immer mehr zu einem wichtigen Player in Europa. Was zudem auffällt: Weitere ernstzunehmende chinesische E-Auto-Anbieter wie BYD, Nio oder Xpeng werden in den ACEA-Zahlen nicht ausgewiesen, vermutlich weil sie keine Verbandsmitglieder sind.
Unterm Strich bestätigen die ACEA-Zahlen den langfristigen Trend hin zur Elektrifizierung. Doch der Wandel erfolgt langsamer, als es die Klimaziele der EU erfordern würden. Um das volle Potenzial der Elektromobilität zu entfalten, sind nun entschlossene politische Impulse und weitere Investitionen in Ladeinfrastruktur und bezahlbare Modelle nötig. Nur so kann das Elektroauto vom Zukunftsversprechen zur neuen Normalität werden.
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