CAM: E-Zulassungen legen in Europa trotz Corona zu

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Die E-Mobilitätsmärkte haben sich im internationalen Vergleich seit Jahresbeginn uneinheitlich entwickelt. Das zeigen die neuesten Auswertungen des „Electromobility Report 2020“ des Center of Automotive Management (CAM) in Bergisch Gladbach, indem die Markt- und Innovationstrends der E-Mobilität regelmäßig bilanziert werden.

China bleibt zwar mit Abstand der größte Markt für Elektroautos, in der Corona-Krise hat sich der Trend aber noch verstärkt. Laut den Zahlen des CAM sanken die Neuzulassungen von New Energy Vehicles (NEV, exklusive Nutzfahrzeuge) von Januar bis April um 45 Prozent auf rund 184.000 Fahrzeuge. Davon waren 135.000 BEV und 49.000 PHEV. Damit sind die NEV-Zulassungen in China noch stärker eingebrochen als der Gesamtmarkt (-33 Prozent), weshalb der Marktanteil von 5,0 auf 4,2 Prozent sinkt.

Die NEV-Zulassungen waren aber bereits vor der Covid-19-Pandemie rückläufig, nachdem im Sommer 2019 die Subventionen gekürzt wurden. Da die chinesische Regierung Ende April die (erneut gekürzten) Subventionen entgegen der ursprünglichen Pläne um zwei Jahre bis Ende 2022 verlängert hat, rechnet das CAM im laufenden Jahr mit einer Belebung der E-Fahrzeug-Nachfrage.

In Europa hingegen zog die Nachfrage nach BEV und PHEV trotz der Corona-Krise an, die wichtigsten Märkte sind (auch aufgrund der jeweiligen Förderpolitik) stark gewachsen. Kumuliert wurden in Deutschland in den ersten vier Monaten des Jahres 63.000 BEV und PHEV neu zugelassen, was einer Verdopplung zu 2019 entspricht. Getrieben wurde dieses Wachstum vor allem von den Plug-in-Hybriden (+209 Prozent von 10.000 auf 32.000 Zulassungen). Aber auch die BEV legten ordentlich zu, hier lag das Wachstum bei 48 Prozent – von 21.000 auf 31.000 Neuzulassungen. Das CAM begründet das mit der Ende Februar angehobenen E-Auto-Förderung, aber auch mit der steigenden Verfügbarkeit von Dienstwagen-tauglichen PHEV-Modellen der deutschen Hersteller.

Auffällig ist die Entwicklung in Frankreich: Dort legten zwischen Januar und April die Verkäufe der BEV um 97 Prozent zu, mit nun 27.000 Zulassungen liegt Frankreich bei den Batterie-elektrischen Autos quasi auf dem Niveau von Deutschland. Anders sieht es bei den PHEV aus: Hier lag der Zuwachs zwar auch bei 88 Prozent, die absoluten Zulassungen stiegen aber nur von rund 5.000 auf knapp 10.000 Fahrzeuge. Frankreich hatte im Dezember sein Bonus-Malus-System überarbeitet, den maximalen Bonus von 6.000 Euro können seitdem quasi nur noch BEV und FCEV erhalten – aber keine Plug-in-Hybriden.

Auch in Großbritannien gewinnen die BEV deutlich stärker (+161 Prozent) als die PHEV (+31 Prozent). Deutschland nimmt hier mit den hohen PHEV-Zuwächsen eine Sonderrolle ein. Grundsätzlich aber kann sich die E-Fahrzeugnachfrage dem Corona-bedingten Nachfragerückgang in den wichtigen Ländern Europas entziehen. Im ersten Quartal 2020 steigen die Neuzulassungen von Elektroautos in Europa um 82 Prozent, während der Gesamtabsatz um 35 Prozent zurückgeht (EU+EFTA+UK). Der Marktanteil von reinen Elektrofahrzeugen steigt auf 4,3 Prozent, der von PHEV auf 3,25 Prozent. Insgesamt haben sich im ersten Quartal 2020 damit die Neuzulassungen von Elektrofahrzeugen von 3,1 Prozent auf 7,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum mehr als verdoppelt, so das CAM.

VW holt im Innovationsranking auf Tesla auf

Wie auch schon im Gesamtjahr 2019 konnte Tesla im ersten Quartal die meisten E-Fahrzeuge absetzen. Das CAM begründet das mit der Innovationsstärke der Kalifornier, die auch in dem Innovationsranking von 2012 bis 2019 vorne liegen. „Allerdings schließt der Volkswagen-Konzern im Bereich der E-Mobilität jedoch mit großen Schritten zu Tesla auf und springt auf Rang 2 (von Rang 4) vor dem auf Rang 3 vorrückenden Hyundai-Konzern“, schreibt das CAM. Im Gegenzug verloren haben die chinesischen Hersteller BYD und BAIC (Plätze 4 und 6). Die aktuelle Auswertung der Innovationsstärke des CAM berücksichtigt 258 Serien-Innovationen der Elektromobilität von 30 Automobilherstellern der letzten acht Jahren.

Während sich Tesla seit 2017 mit dem Model 3 einen großen Vorsprung auf die Konkurrenz erarbeitet hat und auch 2019 mit den Antriebsoptimierungen beim Model S und Model X seine Innovationskraft bewiesen habe (das Model Y wird erst 2020 zählen), konnte Volkswagen mit dem Porsche Taycan und dessen 800-Volt-System stark aufholen. Hyundai konnte mit dem Facelift des Ioniq (niedrigster Verbrauch in der Fahrzeugklasse) und dem Kia e-Soul (höchste Reichweite und niedrigster Verbrauch im Segment) an BYD vorbeiziehen. Auch Renault konnte mit dem neuen 52-kWh-Akku beim Zoe punkten, bleibt aber hinter Hyundai und BYD auf Rang 5. Konzerne wie PSA, Daimler und BMW können zwar allesamt etwas zulegen, gehören aber (wie General Motors) zu den Medium Performern auf den Rängen 9-11. Abwärts geht es hingegen für Nissan (von 7 auf 13) und für Great Wall (von 9 auf 17).

„Es ist erkennbar, dass einige etablierte Akteure die Herausforderung bereits angenommen haben, während andere noch erheblichen Aufholbedarf haben“, sagt CAM-Leiter Stefan Bratzel. „Im Zuge der Corona-Krise sollte eine weitere Fokussierung der F&E-Anstrengungen stattfinden, da kaum ein Hersteller mehr die Parallelität einer Vielzahl unterschiedlicher Antriebskonzepte langfristig stemmen kann.“
Quelle: Info per E-Mail

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