IPCEI-Förderung für zwölf H2-Mobilitäts-Projekte

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Das Bundeswirtschafts- und Bundesverkehrsministerium haben 62 Großprojekte ausgewählt, die im Rahmen eines gemeinsamen europäischen Wasserstoffprojekts (Wasserstoff-IPCEI) staatlich gefördert werden sollen. Das BMVI fördert dabei zwölf Vorhaben im Mobilitätssektor.

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Für die Batterieforschung und -produktion wurden bereits zwei „Important Projects of Common European Interest“ – kurz IPCEI – aufgelegt. Mit Geldern der Bundes- und zahlreicher Landesregierungen wurden Unternehmen wie BMW, Opel, Tesla, aber auch Mittelständler wie Manz oder Varta gefördert. Im Dezember hatten sich 23 EU-Länder auf das IPCEI Wasserstoff geeinigt, bis Mitte Februar 2021 konnten sich Unternehmen mit ihren Projekten bewerben.

Im Mobilitäts-Bereich betreffen die zwölf ausgewählten Projekte die Entwicklung und Herstellung von Brennstoffzellen-Systemen und Fahrzeugen – vom Pkw über den Lkw bis hin zu Kommunalfahrzeugen. Dazu kommt der geförderte Ausbau einer „bundesweiten und grenzüberschreitend vernetzten Wasserstoff-Betankungsinfrastruktur“. Details und Umfänge hierzu werden nicht genannt.

Das IPCEI geht aber über die Straße hinaus: Auch wird mit einem Hamburger Verbundprojekt die Luftfahrt und der maritime Bereich gefördert: von Brennstoffzellen-Fahrzeugen für die Hafenlogistik oder den H2-Schubbooten im Hamburger Hafen bis hin zu H2-Fahrzeugen beginnend für die Intralogistik bei Airbus.

Die Liste der Mobilitäts-Projekte umfasst etwa „Clean Hydrogen Coastline“ der Firma Faun Umwelttechnik. Faun hatte bereits 2020 die Serienproduktion von H2-Nutzfahrzeugen angekündigt, vor allem Müllfahrzeuge und Kehrmaschinen. ElringKlinger soll bei der Entwicklung des „NextGen HD-Stack“ gefördert werden – also einem Brennstoffzellen-Stack mit hoher Energiedichte.

Auf der Liste stehen aber auch BMW mit einem nicht näher genannten Projekt in München, Daimler Truck mit dem „Pegasus“-Projekt in seinem Lkw-Werk Wörth und auch Cellcentric, das Brennstoffzellen-Joint-Venture von Daimler Truck und der Volvo Group. Das Interessante hierbei: Während es bei der Strategiepräsentation Ende April noch hieß, dass die Standortentscheidung für die Großserien-Produktion der Brennstoffzellen bis 2022 getroffen werden soll, könnte diese Entscheidung gemäß der BMWi-Grafik bereits gefallen sein. Dort heißt es vielsagend als Projekt 53: „Brennstoffzellen Gigafactory, Region Kirchheim-Teck – cellcentric GmbH & Co KG“.

„Wir machen Deutschland zum Wasserstoff-Land“, sagt Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer. „Dabei denken wir die Mobilität neu, europäisch und ganzheitlich – vom Energiesystem über die Antriebstechnologien bis hin zur Tankinfrastruktur.“ Grüner Wasserstoff und Brennstoffzellen seien „quer über alle Verkehrsträger hinweg eine super Ergänzung zu reinen Batteriefahrzeugen“.

Acht Milliarden Euro Fördergelder für 62 Projekte

Laut Scheuer gehe man einen „Riesenschritt“ in Richtung Klimafreundliche Mobilität. „Tatsache ist: Wir müssen und WOLLEN den Umstieg auf eine klimafreundliche Mobilität dringend vorantreiben“, so der Minister. „Um alle Bereiche der Mobilität mit Null-Emissionslösungen abzudecken, brauchen wir Technologieoffenheit. Deshalb unterstützen wir auch die Brennstoffzellentechnologie sowie Fahrzeug- und Komponentenhersteller, um international den Anschluss nicht zu verpassen.“

Insgesamt ist das Wasserstoff-IPCEI aber breiter aufgestellt. Von den acht Milliarden Euro, die aus Bundes- und Landesmittel für alle 62 Vorhaben eingesetzt werden sollen, stammen 4,4 Milliarden Euro aus dem Etat des Bundeswirtschaftsministerium und 1,4 Milliarden Euro aus dem Verkehrsministerium – den Rest steuern die Länder bei.

„Ein zentraler Bereich hierfür ist die Stahlindustrie ebenso wie die Chemieindustrie, wo jährlich durch diese Wasserstoffprojekte mehrere Millionen Tonnen CO2 eingespart werden können“, sagt Wirtschaftsminister Peter Altmaier über den Fokus der Förderprojekte aus seinem Ressort. Dort sollen Erzeugungsanlagen mit summiert 2 GW Elektrolyseleistung gefördert werden, also 40 Prozent des  in der Nationalen Wasserstoffstrategie gesetzten Ziels von 5 Gigawatt bis 2030. Zudem sollen 1.700 Kilometer Wasserstoff-Leitungen gebaut werden. Damit sollen etwa Stahlkocher versorgt werden: Mit ArcelorMittal, Stahl Holding Saar, Salzgitter Stahl und Thyssenkrupp Steel haben alle in Deutschland tätigen Stahlerzeuger Investitionsvorhaben eingereicht.

Noch sind die 62 Projekte bzw. deren staatliche Förderung aber nicht von der EU-Kommission beihilferechtlich genehmigt. Erst danach können die Förderbescheide überreicht werden und die Gelder tatsächlich abgerufen werden.

Update 26.08.2021: ElringKlinger hat nun Details zu seiner IPCEI-Bewerbung genannt. Das Unternehmen habe sich mit der Entwicklung einer neuen Brennstoffzellenstack-Generation beworben und wurde nun vorausgewählt. Die Stacks sollen vorrangig im Nutzfahrzeugbereich zum Einsatz kommen, aber auch in Bussen sowie in maritimen Applikationen, auf der Schiene oder als stationäres Aggregat. Neben der Entwicklung wird die Serienproduktion der Stacks angestrebt. Die Tochtergesellschaft EKPO soll die Umsetzung des Projekts übernehmen.
bmwi.de (Mitteilung), bmwi.de (Karte der deutschen Projekte als PDF), elringklinger.de

3 Kommentare

zu „IPCEI-Förderung für zwölf H2-Mobilitäts-Projekte“
Djebasch
28.05.2021 um 13:11
Das Erklärt leider immer noch nicht wo die ganze Energie herkommen soll...
agdejager
28.05.2021 um 13:21
Genau. Wasserstof erzeugen/produzieren ist ein sehr enrgeiverschwenderisch Prozess. Am Ende Source to Wheel bleibt nur ein Rendement von 30%. Warum sollen wir uns das antun? Hier hat die alte fossile Brenstoffenindustrie viel zu viel Macht und will ihr altes verschwenderisches Geschäft jetzt einfach mit Wasserstof weitermachen.
John
31.05.2021 um 08:59
Und woher kommt die Energie für die vielen millionen BEVs die zukünftig insbesondere nachts geladen werden sollen? Im Gegensatz zur Batterie eignet sich H2 zur Sektorenkopplung da H2 auch außerhalb der Anwendung für längere Zeit verlustfrei gespeichert werden kann! Es geht nicht immer nur um Effizienz. Man muss auch über den Stecker in der Steckdose hinausdenken. Das verstehen die Politikerkollegen darunter wenn sie Technologieoffenheit fordern.

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