ZSW: Bestand an E-Fahrzeugen wächst auf 10,9 Millionen Exemplare

Auf 10,9 Millionen Fahrzeuge ist laut einer neuen Analyse des ZSW im Jahr 2020 der weltweite Bestand an Pkw und leichten Nutzfahrzeugen gestiegen, die einen Batterie-elektrischen Antrieb, Plug-in-Hybrid oder Range Extender haben. Bei den Neuzulassungen hat Deutschland die USA überholt.

Zunächst aber zum Bestand: Die 10,9 Millionen E-Fahrzeuge bedeuten einen Zuwachs von drei Millionen Einheiten im Vergleich zu der Erhebung für 2019, damals war der Bestand um 2,3 Millionen auf 7,9 Millionen E-Fahrzeuge gewachsen. Der Begriff E-Fahrzeuge meint jedoch „extern ladbare Fahrzeuge“ und schließt in der Definition des ZSW wie erwähnt auch Plug-in-Hybride und Range Extender mit ein, jedoch nicht Brennstoffzellen-Fahrzeuge (diese werden in einer eigenen Statistik erfasst) oder Vollhybride.

China liegt mit gut fünf Millionen dieser Fahrzeuge im Bestand weiter unangefochten auf Platz eins, gefolgt von den USA mit 1,77 Millionen. Deutschland hat sich mit fast 570.000 Fahrzeugen um drei Plätze auf Rang 3 vorgearbeitet.

Die Differenz von drei Millionen Fahrzeugen zwischen 2019 und 2020 ist jedoch nicht direkt mit den Neuzulassungen gleichzusetzen – diese lagen mit 3,18 Millionen E-Autos (ein Plus von 38 Prozent) noch etwas höher. Die Begründung ist einfach: Es sind auch E-Autos aus dem Bestand verschwunden – etwa wegen Unfällen mit Totalschaden.

Positiv bewertet das ZSW den Zuwachs um die genannten 38 Prozent, da der Gesamtmarkt, vor allem wegen der Corona-Pandemie, deutlich rückläufig war. Ein wichtiger Faktor waren aber auch die zwischenzeitlich eingebrochenen Verkäufe in China nach der Änderung der Subventionen – inzwischen hat die Regierung die Regelungen aber wieder angepasst.

In der Jahresstatistik des ZSW sind die Auswirkungen aber deutlich zu sehen: Während China mit 1,25 Millionen Neuzulassungen nur auf ein Wachstum von drei Prozent kam, konnte Europa China überholen. Hier legten die E-Zulassungen um 134 Prozent auf 1,37 Millionen Fahrzeuge zu.

Fasst man allerdings die europäischen Märkte nicht zusammen, liegt China weiterhin mit großem Abstand vorne. Aber auch in der Länderstatistik gibt es eine für Deutschland erfreuliche Entwicklung: Mit dem deutlichen Sprung von 108.530 Einheiten in 2019 auf nun 394.632 Neuzulassungen in 2020 hat Deutschland die USA überholt und liegt nun auf Platz zwei weltweit. In den USA war die Zahl mit 322.400 Neuzulassungen, ein Minus von zwei Prozent, sogar zum zweiten Mal in Folge rückläufig. Es folgt Frankreich mit immerhin 194.700 E-Neuzulassungen. Weitere Länder wie Dänemark (245 Prozent), Italien (250 Prozent), Spanien (136 Prozent) und Großbritannien (140 Prozent) kommen zwar auf ein beachtliches Wachstum, jedoch nur auf geringere absolute Zulassungszahlen.

ZSW-Vorstand Frithjof Staiß sieht eine „sehr vielversprechende“ Entwicklung in vielen Ländern, merkt aber auch an: „Der positive Trend ist jedoch auch auf höhere Fördersätze für Elektrofahrzeuge im Rahmen von Corona-Konjunkturpaketen und zusätzliche Maßnahmen wie die abgesenkte Mehrwertsteuer in Deutschland zurückzuführen. Es gilt deshalb, diesen Förderimpuls sukzessive in ein marktgetriebenes Wachstum zu überführen, um das Ziel der Bundesregierung von sieben bis zehn Millionen Elektroautos im Bestand bis 2030 effizient erreichen zu können.“ In Deutschland etwa müsse jedes Jahr im Schnitt eine Million E-Fahrzeuge neu zugelassen werden. „Der Erfolg des vergangenen Jahres ist somit erst der Anfang.“

Bei den Neuzulassungen nach Herstellern lag 2020 Tesla mit 499.600 Autos bekanntlich ganz vorne. In der ZSW-Auswertung kommt der VW-Konzern mit 421.600 Fahrzeugen auf Rang zwei, jedoch sind hier im Gegensatz zu Tesla auch Plug-in-Hybride enthalten. Auf Platz 3 folgt SAIC mit 254.300 Fahrzeugen, die sich ebenfalls aus BEV und PHEV zusammensetzen.  BMW (192.600) und Daimler (163.000) liegen mit Platz vier und sechs ebenfalls in den Top-Ten, „insbesondere durch den Verkaufserfolg ihrer Plug-in-Hybrid-Modelle“, so das ZSW.

Während VW bei den Neuzulassungen auf Tesla aufholt, ist der Abstand beim Bestand größer: Tesla kommt hier auf 1,38 Millionen Einheiten, VW liegt mit 778.300 Fahrzeugen auf Rang drei – dazwischen liegt noch BYD mit 916.400 Fahrzeugen.

Bei den Modellen – egal ob Neuzulassungen oder Bestand – liegt das Tesla Model 3 deutlich vorne – mit 362.800 bzw. 812.900 Fahrzeugen. Bei den Neuzulassungen folgen der nur in China und im Jahr 2020 erstmals verkaufte Hongguang Mini EV (119.300) sowie der Renault Zoe (102.900). Der VW ID.3 liegt mit 56.900 Fahrzeugen auf Rang 6 – an dieser Stelle sind wir bereits auf die 2021er Auswertung mit dem Tesla Model Y und dem global verkauften VW ID.4 gespannt.

Nur 28.000 FCEV weltweit

Bei der Modellstatistik zeigt sich global der Shift zu Batterie-elektrischen Autos: Während unter den kumulierten Neuzulassungen der vergangenen Jahre drei PHEV in den Top-10 sind, war es bei den Neuzulassungen 2020 mit dem VW Passat GTE nur noch ein PHEV – und neun BEV.

„Die erfolgreiche Aufholjagd der deutschen Hersteller bei den neu zugelassenen Elektroautos zeigt, dass sie auf dem richtigen Weg sind“, sagt Markus Hölzle, ZSW-Vorstandsmitglied und Leiter des Geschäftsbereichs Elektrochemische Energietechnologien. „Trotzdem bedarf es noch stärkerer Anstrengungen der heimischen Automobilindustrie, um langfristig mit der Weltspitze mithalten zu können.“ Mit der zunehmenden Anzahl an Elektrofahrzeugen gewinne künftig außerdem das Recycling von Batteriezellen an Bedeutung, so Hölzle.

Die Auswertung für Deutschland basiert auf Zahlen des KBA, wie sie monatlich auch in unserem eMobility-Dashboard zu finden sind. Für die anderen Länder greift das ZSW nach eigenen Angaben auf die Daten internationaler Behörden und Verbände zurück. In einigen Ländern liegen Hersteller- und Modell-spezifische Zahlen jedoch nicht vor. Aus diesem Grund beruht die Auswertung nach Herstellern und Modellen im Wesentlichen auf Neuzulassungsdaten der 19 größten Elektromobilitätsmärkte. „Die ZSW-Daten stellen somit eine konservative Berechnung der tatsächlichen Entwicklung dar“, so das Zentrum für Sonnenenergie und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg.

Wie das ZSW in einem kleinen Infokasten bekannt gibt, sei die Zahl der Brennstoffzellenautos weltweit um 9.000 Fahrzeuge auf 28.000 Fahrzeuge gestiegen. Die meisten Neuzulassungen gab es in Südkorea (plus 5.800). Zum Vergleich: In Deutschland wurden 382 Brennstoffzellen-Pkw neu zugelassen. Der Bestand in Deutschland lag Ende 2020 bei 1.016 Brennstoffzellen-Pkw.
zsw-bw.de

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