Überblick zum elektrischen Bus-Showdown in Barcelona

Im Stadtbusverkehr sind E-Busse keine Seltenheit mehr. Der GPTS – das Gipfeltreffen der internationalen ÖPNV-Szene – dürfte die Branche nochmals pushen. Denn so viel „E“ war noch nie: Reihenweise neue E-Stadtbusse, neue Services, neue Ladelösungen und Hinweise auf Elektrifizierungs-Premieren auf längeren Strecke. Wir fassen die Highlights aus Barcelona zusammen.

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Auf dem Global Public Transport Summit (GPTS) des UITP-Verbands traf sich diese Woche alles, was in der europäischen und internationalen ÖPNV-Branche Rang und Namen hat. Es handelte sich um die 64. Ausgabe der Messe – und zum bereits dritten Mal fungierte die spanischen Stadt als Austragungsort.

Hersteller MAN nutze das Rampenlicht für das richtungsweisende Statement, nicht mehr in Euro-7-Technologien zu investieren und ab 2030 für Städte und Gemeinden nur noch emissionsfreie Busse im Portfolio führen zu wollen. Zudem präsentierte MAN sein neuestes E-Modell: den Lion’s City 10 E. Mit dem etwas kürzeren Bus komplettieren die Münchner ihre vollelektrische Stadtbus-Reihe Lion’s City E, die nun aus Varianten mit 10,5 Metern, 12,2 Metern und 18,1 Metern Länge besteht. Der „Neue“ wird seit Anfang 2023 im polnischen MAN-Stadtbuswerk in Starachowice produziert. Während der Midibus in vielen Punkten auf dem 12-Meter-Äquivalent basiert, liegt der maximale Energiegehalt mit 400 kWh etwas niedriger. Die Reichweite gibt MAN mit maximal 300 Kilometern an.

Für einen nicht minder bemerkenswerten Aha-Moment der Messe sorgte mit Daimler Buses noch ein deutscher Hersteller. Das Unternehmen nutzte die Aufmerksamkeit, um mit der Daimler Buses Solutions GmbH die Gründung einer neuen Ladeinfrastruktur-Tochter speziell für die europäische Busbranche bekannt zu geben. Auf dem Messestand selbst wurde der frisch enthüllte eCitaro fuel cell zum Magneten. Dabei handelt es sich um eine neue eCitaro-Variante mit Brennstoffzelle als Range-Extender. Sie fährt als Solobus mit bis zu 294 kWh und 60 kW Brennstoffzelle für bis zu 400 Kilometer Reichweite vor. Der Gelenkbus bringt es auf bis zu 392 kWh bei identischer Brennstoffzelle und bis zu 350 Kilometer. Der Marktstart der 18-Meter-Variante ist mit der Messepremiere vollzogen.

Zu den Premieren gehörte auch das Erstlingswerk der neuen Herstellerallianz BYD-Castrosua. Das in Barcelona ins Rampenlicht gerückte 12-Meter-Stadbusmodell verfügt laut den beiden Allianzpartnern über eine Batteriekapazität von 422 kWh für mehr als 450 Kilometer Reichweite. Die Basis für das Modell bildet ein Elektrobus-Fahrgestell von BYD, das der chinesische Hersteller im vergangenen Herbst auf der IAA Transportation in Hannover vorgestellt hatte.

Auch Iveco Bus legte den Fokus in Barcelona auf seine neuen Elektro-Varianten, die der italienische Hersteller erst kurz zuvor bei einer Veranstaltung in Paris enthüllt hatte. Zu sehen gab es in der Messehalle den 13 Meter langen Crossway LE Elec und den überarbeiteten E-Way in der kleinsten Variante (9,5 Meter). Den Crossway LE Elec bietet Iveco mit zwölf Meter Länge als Stadtbus (Klasse-1-Zulassung) oder mit 13 Metern Länge als Klasse-2-Zulassung für den Überland-Verkehr an. Letzterer wird mit 416 und 485 kWh Batteriekapazität angeboten. Den E-Way stellte das Unternehmen in seiner überarbeiteten Form aus, unter anderem sind dort nun Batterien eines anderen Herstellers an Bord. Nicht in Barcelona dabei, aber angekündigt ist seit Kurzem zudem eine E-Version des Iveco Streetway.

So viel zu den bedeutendsten Premieren vor Ort. Viele weitere etablierte Hersteller zeigten darüber hinaus ihre bereits bekannten Elektromodelle der aktuellen Generation. Darunter der türkische Busbauer Karsan, der neben dem Kleinbus e-Jest verschiedene Versionen seines Modells e-Atak in Szene setzte. Darunter auch den Wasserstoff-Ableger e-Ata Hydrogen, der vergangenes Jahr auf der IAA enthüllt wurde.

Vor heimischen Publikum zeigte zudem Irizar sein etabliertes Stadtbusmodell ie tram in der 12- und 18-Meter-Ausführung. Das niederländische Unternehmen Ebusco war sowohl mit dem Ebusco 2.2 als auch mit dem Ebusco 3.0 vertreten. VDL hatte einen 12 Meter langen Citea Electric der neuen Generation im Gepäck und Solaris seinen ebenfalls 12 Meter langen Verkaufsschlager Urbino 12 electric. Am Stand von Van Hool erwartete die Besucher das Modell A12 – einmal in Batterie-elektrischer und einmal in Wasserstoff-elektrischer Ausführung. Auch weitere, weniger große OEMs hatten E-Busse dabei. Die Aufzählung erhebt insofern keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Bei den Zulieferern warteten unter anderem ABB und ZF mit Neuerungen auf. ABB E-Mobility zeigte auf dem Transport Summit eine neue Depot-Ladelösung für Elektrobus- und E-Lkw-Flotten namens HVC360. Die Lösung ermöglicht einen Anschluss von bis zu vier Ladestationen an einen Schaltschrank, der bis zu 360 kW Dauerladeleistung liefert.

Der Friedrichshafener ZF-Konzern rückte in Barcelona unter anderem sein duales E-Zentralantriebssystem CeTrax 2 für Busse ins Rampenlicht, mit dem steilere Steigungen und schwierige Topografien leichter bewältigbar werden sollen. Das System liefert 360 kW Dauerleistung und 13.680 Nm Antriebsdrehmoment. Bereits seit 2020 hat ZF den E-Antrieb CeTrax für schwere Nutzfahrzeuge in Serie. Mitte 2022 kündigte das Unternehmen dann erstmals an, die nächste Generation dieses E-Antriebs herausbringen zu wollen. Die Serienproduktion des CeTrax2-Antriebs mit einem globalen Fahrzeughersteller soll noch dieses Jahr beginnen.

1 Kommentar

zu „Überblick zum elektrischen Bus-Showdown in Barcelona“
Klaus Meier
07.11.2023 um 11:23
E-ata hydrogen

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