IAA: Fingerzeig auf die E-Transporter von Morgen

Bild: Ford

Wohin geht die Reise im Transporter-Segment? Auf der IAA Transportation sind zurzeit in den Hallen in Hannover neben großen Kolossen auch Prototypen und Serienfahrzeuge kleinerer Lieferwagen mit innovativen Antrieben zu sehen. Wir liefern einen Überblick.

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Iveco und Hyundai haben auf der IAA Transportation einen Prototyp des Iveco eDaily FCEV vorgestellt, ebenso wie einen rein Batterie-elektrischen eDaily. Man fährt bei der Antriebswende also zweigleisig. Eine Kleinserie des Iveco-Transporters mit Hyundai-Brennstoffzelle soll bis Ende 2023 gebaut werden. Der Iveco eDaily FCEV fährt zwar mit einem Gesamtgewicht von 7,2 Tonnen vor, ist aber als Kastenwagen mit Transporter-Genen konzipiert. Der Prototyp bietet eine Reichweite von 350 Kilometern, eine maximale Nutzlast von drei Tonnen und eine Betankungszeit von 15 Minuten. Zur BEV-Variante sind noch keine Details bekannt.

Auch Bosch und Schaeffler experimentieren mit Brennstoffzellen-Antrieben im Transportersegment. Beide Zulieferer haben Demonstrationsfahrzeuge nach Hannover gebracht. Bosch will über ein Fahrzeug-Duo, das zusammen mit Abt eLine auf Brennstoffzellen-Antrieb umgerüstet wurde, neue Komponenten erproben. Als Umrüst-Basis dienten der VW e-Crafter und der MAN eTGE. Laut Bosch verfügt das Duo über eine Straßenzulassung, kann auch beladen bis zu 540 Kilometer weit fahren und in sechs Minuten volltanken.

Schaefflers Demo-Fahrzeug basiert ebenfalls auf einem E-Transporter, nämlich einmal mehr dem VW Crafter. Die Umrüstung zum Brennstoffzellen-Lieferwagen erfolgte zusammen mit Kooperationspartner Refire, einem chinesischen Anbieter von Brennstoffzellentechnologie. Reichweiten-Angaben macht der Zulieferer aus Herzogenaurach nicht, betont aber, dass er sich von den Demofahrzeug-Tests ebenfalls Erkenntnisgewinne zur Entwicklung und Industrialisierung von Komponenten für Brennstoffzellensysteme verspricht.

„Für Schaeffler ist die Brennstoffzelle eine sinnvolle Ergänzung im Antriebs-Mix von Nutzfahrzeugen“, so Matthias Zink, Vorstand Automotive Technologies der Schaeffler AG. „Brennstoffzellenantriebe werden sich zunächst vor allem für Nutzfahrzeuge im Überlandverkehr durchsetzen. Aber auch Transporter, die regelmäßig längere Strecken zurücklegen, können von den Vorteilen des Wasserstoffbetriebs profitieren.“

Auf Bosch-Seite sieht man das ähnlich: „Für Flottenbetreiber, deren Transporter besonders weite Strecken am Tag zurücklegen und abends auf den Betriebshof zurückkehren, kann die Brennstoffzelle künftig eine gute Ergänzung zum Batterie-elektrischen Antrieb sein“, so Dr. Uwe Gackstatter, Vorsitzender des verantwortlichen Bosch-Geschäftsbereichs Powertrain Solutions. Aber: „Die Brennstoffzellen-Komponenten im vorhandenen Bauraum unterzubringen war eine große Herausforderung.“

Abzulesen ist der Trend zur Nutzfahrzeug-Elektrifizierung auf der IAA Transportation aber vor allem an der Anzahl von klassisch Batterie-elektrischen Neuheiten im Transporter-Sektor. So macht etwa Renault die Bühne frei für eine BEV-Variante des Trafic, seinen 3-Tonnen-Allrounder. Der E-Trafic soll in zwei Längen auf den Markt kommen und auf eine WLTP-Reichweite von bis zu 240 Kilometern kommen. Wichtig für Logistiker: Der Kompaktlieferwagen kommt auf 1,1 Tonnen Zuladung und eine Anhängelast bis 750 Kilogramm. Das Stauvolumen beträgt je nach Ausführung 5,8 bis 8,9 Kubikmeter.

Interessant für das Transporter-Segment wird künftig auch der eCanter von Daimer-Truck-Tochter Fuso: In der aktuellen Version ein klassischer Leicht-Lkw mit 7,5 Tonnen soll die auf der IAA präsentierte nächste Generation ein Fahrzeug repräsentieren, dass „weltweit mehr als 100 Varianten“ erhält. Die Bandbreite pendelt zwischen 4,25 und 8,55 Tonnen und einem Radstand von 2,5 bis 4,75 Metern. Die Reichweiten liegen bei 140 bis 200 km.

 

Aus Übersee attackiert Ford Pro mit dem vollelektrischen E-Transit Custom, der in der zweiten Jahreshälfte 2023 in Produktion gehen wird. Der E-Transit Custom soll eine Reichweite von voraussichtlich bis zu 380 Kilometern bieten und mit einer Anhängelast ähnlich der Diesel-Version aufwarten. Auf weitere technische Daten warten wir noch. Die Plug-in-Hybrid-Variante des Transit Custom ist schon länger auf dem Markt.

Ebenfalls aus den USA schickt sich eine weitere Marke an, in Europa Elektro-Lieferwagen populär zu machen. Die Cenntro Electric Group aus dem US-Bundesstaat New Jersey nutzt die IAA Transportation, um ihren Marktstart vorzubereiten. Ins Rampenlicht rückt sie ihre Nutzfahrzeug-Modelle Logistar 100 und Logistar 260. Bei Ersterem handelt es sich um einen kompakten Elektro-Leichttransporter mit 118 Kilometern Reichweite, 525 Kilogramm Nutzlast und einem Ladevolumen von zwei Kubikmetern. Letzterer ist mit 5,5 Meter Länge und 7,5 Kubikmetern Ladevolumen ein größeres Modell. Details zu Antrieb und Reichweite gibt es noch nicht.

Die chinesische SAIC-Nutzfahrzeugmarke Maxus hat mit den Modellen Mifa 9 und T90 EV zusätzlich zu den bekannten E-Transportern eDeliver 3 und eDeliver 9 zwei potenziell interessante Elektro-Fahrzeuge für den gewerblichen Einsatz dabei. Bei dem Mifa 9 handelt es sich um einen siebensitzigen Personenbeförderer, bei dem T90 EV um einen E-Pickup mit einer Reichweite von 330 km nach WLTP und einer Nutzlast von 925 Kilogramm. Ansonsten demonstriert Maxus auf der IAA Transportation für sein eDeliver-Duo neu konfigurierbare Auf- und Umbauten. Zur Individualisierung der Fahrzeuge hat sich Maxus dazu wie berichtet das Unternehmen VanSelect ins Boot geholt.

Ebenfalls um Aufbauten geht’s bei Volkswagen Nutzfahrzeuge: Zum Heimspiel stellen die Hannoveraner vier seriennahe Studien des vollelektrischen ID. Buzz von Aufbau-Herstellern aus. Darunter einen elektrischen Notarztwagen, ein Kühlfahrzeug, eine Art elektrische Caravelle für die Personenbeförderung und Service-Van für den Elektrogeräte-Hersteller Miele. Der klassische ID. Buzz kann bekanntlich seit Mai vorbestellt werden. Stand 19. September liegen rund 12.500 Vorbestellungen vor – darunter mehr als 6.000 für den ID. Buzz Cargo.

Mit drei Protoypen ist schließlich auch der deutsche Elektrofahrzeug-Hersteller ElectricBrands vertreten, der sich bisher vor allem mit der Entwicklung des Elektro-Leichtfahrzeugs XBUS beschäftigt hat. Zu diesem gesellen sich in Hannover der XBUS S, der Evetta Cargo und der Nito C+S. Erstere sind Varianten des XBUS mit Fokus auf die Last-Mile-Logistik bzw. als mobiler Verkaufsstand gedacht. Letzterer ist ein Cargo-Elektroroller für den Gütertransport bis zu 100 Kilogramm.

Update 23.09.2022: Nun hat Iveco die technischen Details zum eDaily nachgeliefert. Der Stromer kommt in Kastenwagen-, Fahrgestell-, Doppelkabine-, Windlauf-, Cutaway- und Minibus-Versionen auf den Markt. Außerdem bietet Iveco Einfach- oder Zwillingsbereifung an. Erstere unterstützt Fahrzeugvarianten mit 3,5, 3,8 und 4,25 Tonnen, Letztere jene mit 4,25, 5,2, 6 und 7,2 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht. Die Reichweite variiert nach Fahrzeuggewicht und Batteriekapazität und liegt nach Angaben von Iveco bei 110 bis 300 Kilometern nach WLTP. Im Stadtverkehr sollen bis zu 400 Kilometer möglich sein.

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