CharIN-Task-Force zu NACS-Standardisierung umfasst 51 Unternehmen

Nachdem die CCS-Organisation CharIN kürzlich die Einrichtung einer Task Force mit dem Ziel ankündigte, den NACS einem Standardisierungsprozess zu unterziehen, wurde nun eine vorläufige Liste von Unternehmen veröffentlicht, die sich an dieser Task Force beteiligen – darunter auch zahlreiche Autobauer.

Die Liste umfasst 51 Unternehmen, darunter die Autohersteller BMW, Ford, GM, Hyundai-Kia, JLR, Lucid, Mercedes-Benz, Stellantis, Toyota, Vinfast und Volvo Car. Der Volkswagen-Konzern ist über seine Ladeinfrastruktur-Tochter Electrify America auf der Liste vertreten. Angekündigt hatte die CharIN eine solche Arbeitsgruppe Mitte Juni.

Tesla fehlt in der Auflistung bislang, ist aber auch ein Mitglied von CharIN – seitdem Tesla den CCS-Standard für seine Elektroautos in Europa verwendet. Wie electrive.net erfahren hat, stehen CharIN und Tesla derzeit noch in einem engen Austausch über eine Beteiligung des US-Herstellers an der Task Force. Dazu passt auch die Formulierung der CharIN-Veröffentlichung auf LinkedIn: „Im Anschluss an CharINs Einladung an alle Interessengruppen und Experten der Branche, sich an einer offenen Arbeitsgruppe zu beteiligen, um die Anforderungen mit dem Ziel abzustimmen, NACS in den Normungsprozess einzubringen, freuen wir uns, Sie über den aktuellen Stand der Anmeldungen für die NACS-Arbeitsgruppe informieren zu können.“ Und laut diesem aktuellen Stand ist Tesla noch nicht dabei, weil eben die Gespräche noch laufen.

Tesla hatte im vergangenen November in Nordamerika das Design seines proprietären Supercharger-Steckers freigegeben – und sprach bei dem System fortan vom „North American Charging Standard“ oder kurz NACS. Obwohl Autohersteller und Ladenetz-Betreiber seinerzeit eingeladen wurden, künftig Supercharger-Stecker und -Buchsen zu verwenden, wurde es schnell wieder ruhig um den Vorstoß. Bis vor einigen Wochen, als innerhalb kurzer Zeit erst Ford, dann GM und Rivian ankündigten, bei ihren künftigen Nordamerika-Modellen auf das Tesla-System zu setzen. Auch Hyundai hat offenbar Interesse gezeigt, den Einsatz des NACS-Systems aber bisher noch nicht beschlossen.

Das Interesse der Autobauer an dem in den USA weit verbreiteten Supercharger-System hat auch zu einem Umdenken bei der CharIN geführt. Nach der Ford-Ankündigung Ende Mai hieß es noch in einer Stellungnahme, dass die globale EV-Industrie „mit mehreren konkurrierenden Ladesystemen nicht gedeihen“ könne. „CCS ist der globale Standard und konzentriert sich daher auf internationale Interoperabilität und ist, im Gegensatz zu NACS, zukunftssicher, um viele andere Anwendungsfälle als das öffentliche DC-Schnellladen zu unterstützen“, so CharIN damals. Nach der GM-Ankündigung im Juni erkannte die CharIN in einer weiteren Stellungnahme an: „Einige unserer CharIN-Mitglieder in Nordamerika sind daran interessiert, den Formfaktor des North America Charging Standard (NACS) zu übernehmen“. Damit eine Technologie zu einer Norm wird, müsse sie einen ordnungsgemäßen Prozess in einer Organisation zur Entwicklung von Normen durchlaufen.

Offen ist aber, welche Auswirkung die Arbeitsgruppe auf die Zukunft des NACS haben wird: Obwohl noch kein „anerkannter“ Standard, haben in Nordamerika bereits einige Lade-Hardware-Hersteller als auch Ladepunktbetreiber angekündigt, ihre Produkte und Ladesäulen mit NACS-Anschlüssen nachzurüsten oder es als Option anzubieten – schließlich hatte Tesla die Design- und Spezifikationsdateien freigegeben. Zusammen mit den E-Autos von Tesla, Ford, GM und Rivian könnte der NACS also zu einer weit verbreiteten Branchenlösung werden, noch bevor der in der Regel mehrjährige Zertifizierungsprozess der CharIN abgeschlossen ist.

In den USA plant auch der Bundesstaat Washington, Ladeinfrastruktur-Anbietern die Implementierung des Tesla-Ladesystems NACS als Bedingung für den Erhalt von Fördermitteln vorzuschreiben. Washington verfolgt damit als zweiter Bundesstaat nach Texas einen solchen Plan. „Wir möchten den Zugang zu so vielen Marken und Modellen wie möglich ermöglichen“, erklärte Tonia Buell, Programmmanagerin für alternative Kraftstoffe beim Verkehrsministerium des US-Bundesstaates Washington, gegenüber Reuters. „Es wurde nicht unbedingt für andere Automobilhersteller getestet und zertifiziert, daher möchten wir sicherstellen, dass es funktioniert, aber wir planen, NACS in Zukunft an unseren staatlich und förderal finanzierten Standorten zu fordern.“ Der Bundesstaat will im Herbst mit dem Verfahren zur Einreichung von Vorschlägen beginnen.
linkedin.com (Liste), reuters.com (Washington)

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