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Unser Blick voraus: Diese Elektroautos kommen 2026

2025 hat sich der Elektroauto-Markt in Deutschland endlich vom Umweltbonus-Schock erholt. Elektroautos haben zweistellige Zuwachsraten. Deutsche Marken dominieren den Heimatmarkt. Die Förderung kommt. Geht’s noch besser?

Wer hätte darauf gewettet? Die Strategie von Herbert Diess, dem ehemaligen Vorstandsvorsitzenden des Volkswagen-Konzerns, nach dem Abgasskandal Dieselgate konsequent auf Elektroautos zu setzen, hat sich bezahlt gemacht: Die deutsche Verkaufsstatistik wird heute von den ID.-Modellen angeführt. Der Herbert, so haben sie ihn intern in Wolfsburg genannt, war nicht immer einfach. Er kam von BMW. Auch dort zieht das Elektroauto inzwischen mächtig voran: So sehr, dass es für die Neue Klasse Lieferfristen gibt. Und selbst Mercedes hat mit Verzögerung begriffen, dass Wachstum nur durch Elektroautos entsteht.

Trotzdem ist nicht alles fein am Autowirtschaftsstandort Deutschland. Zwar steigt der Anteil der Elektroautos kontinuierlich an: Im November entfielen 22,2 Prozent der Neuzulassungen auf diese Antriebsart. An der bitteren Realität von Überkapazitäten und zu hohen Stückkosten ändert das aber wenig.

Eigentlich wäre es an der Zeit, die Wettbewerbsfähigkeit auch im innereuropäischen Vergleich wieder herzustellen. Der Politik gefällt es aber lieber, die German Angst zu füttern und als Ablenkungsmanöver vom Aus beim Verbrenner-Aus zu reden. Spoiler: Es findet nur dem Anschein nach statt.

Niemand will zurück zum Verbrennungsmotor

Für jene Menschen, die am und ums Elektroauto arbeiten, verspricht 2026 dennoch ein sehr gutes oder sogar exzellentes Jahr zu werden. Dafür wäre die in Aussicht gestellte Kaufförderung für Privathaushalte mit kleinen oder mittleren Einkommen wahrscheinlich nicht notwendig.

Viel wichtiger ist, dass immer mehr Kundinnen und Kunden in der Lebenspraxis erfahren, wie gut Elektroautos funktionieren. Auch wenn es in manchen Kommentarspalten anders zu lesen ist: Niemand will zurück zum Verbrennungsmotor.

Das ist eine weltweite Entwicklung, der sich keiner entziehen kann. Und die Dominanz der deutschen Konzerne auf dem Heimatmarkt darf nicht zu Überheblichkeit führen – schließlich wissen auch die Hersteller in Asien und den USA, wie es geht.

2026 wird ein Jahr mit Elektroautos, die einerseits immer schneller laden können. Andererseits gibt es besonders bei den so genannten bezahlbaren Elektroautos sehr viele Neuheiten. Dazu kommen etliche Rollouts von bereits vorgestellten Fahrzeugen und viele Facelifts. Wir versuchen in unserer Übersicht, uns auf das Wichtigste zu konzentrieren – und das sind die Weltpremieren.

Das ist 2026 in alphabetischer Reihenfolge:

Audi wird den A2 neu interpretieren. Zum kommenden A2 ist wenig bekannt. Vermutlich wird er das Ingolstädter Pendant zum Volkswagen ID.3. Die große Produktaufwertung des ID.3, die im Sommer vorgestellt wird, könnte zugleich die technische Basis für den A2 sein: Mit Heckantrieb und einer Basisversion, die auf preisgünstige LFP- statt NMC-Zellen setzt. Ach ja, und die Trommelbremsen hinten werden bei allen Volkswagen nach und nach durch Scheibenbremsen ersetzt.

Bei BMW wird alles zur Neuen Klasse. Dem iX3 wird der Coupe-artige iX4 zur Seite gestellt. Außerdem wird der 3er BMW elektrifiziert: Er heißt i3 und i3 Touring und wird in der zweiten Jahreshälfte vorgestellt. Es läuft in München.

Unterdessen könnte BYD endgültig Tesla als international größten Hersteller von Elektroautos ablösen. Bei der Kernmarke BYD wird das Portfolio vor allem durch Varianten mit größeren Traktionsbatterien ergänzt, die deutlich schneller laden können. Der Fokus liegt auf der Einführung der Premium-Submarke Denza und dem Flash-Laden: BYD plant, Ladeleistungen von bis zu einem Megawatt zu realisieren.

Cupra macht im Volkswagen-Konzern den Anfang bei der Kleinwagenfamilie: Der Raval hat Polo-Format und wahlweise 37 oder 52 Kilowattstunden (kWh) Energieinhalt in der Traktionsbatterie. Der Preis: ab 25.900 Euro. Cupra hatte die Projektleitung bei diesen Kleinwagen, die den Maßen nach inzwischen nahe an einem Golf IV sind. Dieses relativ günstige Segment ist im europäischen Markt stark nachgefragt.

Money matters. Das weiß auch Dacia, wo die Neuauflage des Spring präsentiert wird. Der vormalige Dacia CEO-Denis Le Vot, der seit September durch Katrin Adt abgelöst wurde, hatte bereits eine Skizze gezeigt: Der Spring bekommt anders als der technisch verwandte Renault Twingo kantige Formen. Der Preis muss klar unter 20.000 Euro liegen.

Am anderen Ende des Preisspektrums wird Ferrari den Elettrica auf die Straße bringen. Der Elettrica wird ein Crossover mit 122 kWh-Batterie und über 800 kW Antriebsleistung. Klare Sache, Ferrari will in der alten Welt mit über 1.000 PS protzen.

Der Ferrari wird eine Seltenheit bleiben. Große Stückzahlen dürfen auch beim Honda Super One nicht erwartet werden – vielleicht wird das elektrische Kei-Car ausschließlich als Rechtslenker und nur im Vereinigten Königreich von Großbritannien angeboten. In ganz Europa kommen dagegen die SUVs und die Limousine der Honda 0 Serie. Allen gemeinsam ist ein skurriles Design.

Eine viel größere Bedeutung in unserem Automarkt hat der Hyundai Ioniq 3, der im zweiten Quartal vorgestellt wird und ab Spätsommer in den Verkauf geht. Der Ioniq 3 ist optisch vom Veloster inspiriert. Im Vergleich zum Kia EV3, mit dem er die Plattform e-GMP in der 400-Volt-Version teilt, ist der Ioniq 3 flacher und sportlicher. Er bekommt als erster Hyundai eine neue Software im Bediensystem. Neben dem Ioniq 3 wird zum Jahresende der elektrische Hyundai Staria gezeigt. Der Van wird anders als der Kia PV5 die bekannte 800-Volt-Plattform nutzen. Die Pläne, den Staria mit Brennstoffzellen-Antrieb zu bringen, sind im Papierkorb gelandet.

Ist James Bond jemals Jaguar statt Aston Martin gefahren? Die Bezeichnung 00 für die Limousine wirkt wie eine Reminiszenz an den Doppelnullagenten. Die Proportionen des 00 sind krass: Der Jaguar ist breit und bekommt ein sehr flaches Dach mit geringer Fensterfläche. Von der Eleganz eines frühen XJ6 hat sich die Marke entfernt.

Auf der Brüsseler Motorshow feiert am 9. Januar der Kia EV2 seine Premiere. Das kleine SUV passt genau in das beliebte Segment. Quadratisch und praktisch und nicht allzu teuer – wir tippen auf einen Basispreis von 24.000 Euro mit kleiner Batterie; eine Version mit größerer Batterie könnte in Richtung 28.000 Euro gehen. Das Außendesign des EV2 wird nah an der Studie sein; von deren experimentellem Innenraum wird wenig übrigbleiben.

Kein Hersteller zeigt 2026 so viele Neuheiten wie Mercedes. Es wird ein Jahr des Sterns. Stuttgart setzt wieder auf konventionelles Design und kombiniert das mit einer zeitgemäßen 800 Volt-Plattform. CLA, GLC und GLB wurden bereits eingeführt. Es folgen der GLA sowie später die C-Klasse als Limousine und T-Modell, um mit dem BMW i3 konkurrieren zu können. Die C-Klasse ist auf dem Weltmarkt neben dem GLC die wichtigste Baureihe von Mercedes. Die E-Klasse folgt erst 2027.

Geringere Stückzahlen, aber nicht weniger Aufmerksamkeit wird das g-Modell bekommen. Ja, es wird tatsächlich mit kleinem g geschrieben, und genau das wird es auch sein: Ein verkleinertes und vor allem modernes G-Modell. Wer viel Platz will, kann sich auf den Van VLE freuen, für den es vielleicht auch eine Luxusvariante VLS geben wird. Und wer ganz oben angekommen ist, greift zum AMG GT, der Serienversion des AMG GT XX. Das Teil wird geil, ein käuflicher Technologieträger, der sehr schnell lädt, noch schneller fährt und trotzdem effizient sein wird.

Im Vergleich scheint der Nissan Leaf ausnehmend bodenständig. Endlich wenden sich die Japaner vom Chademo-Stecker ab, der aus dem einstmaligen Topseller eine Randerscheinung gemacht hatte. Der Leaf ist zum Schrägheck geworden. Konkurrenz bekommt er im eigenen Haus vom populären Nissan Juke, der erstmals elektrisch fährt.

Bei Opel und den anderen Marken des Stellantis-Konzerns tut sich abgesehen von Rollouts und Facelifts nicht allzu viel. Immerhin: Der Peugeot 208 wird komplett erneuert. Er wird das erste Elektroauto auf der Plattform STLA Small, kommt aber erst 2027 auf den Markt, dürfte aber 2026 schon (fast im Serienzustand) zu sehen sein. Und bei der Marke Jeep, die in Europa keine große Rolle spielt, kommen der Wagoneer S, der Cherokee und der Compass, während der Reckon wohl dem US-Markt vorbehalten bleibt.

Ähnlich sieht es im Geely-Konzern aus. Wirklich neu sind nur die Sportluxuslimousine Polestar 5 und das Kompakt-SUV 7. Der Polestar 7 wird in Europa gebaut und das erst ab 2027. Die Elektroautos von Geely sind zuletzt durch teilweise haarsträubende Softwaremängel wie etwa beim Smart #5 aufgefallen. Der Gesamterfolg ist mäßig, woran vermutlich die lang erwartetet Einführung der Marke Zeekr wenig ändert, wenn die Preise weiterhin so selbstbewusst sind. Eine Ausnahme im Unternehmen bildet Volvo, wo der Topseller XC60 endlich elektrisch wird und EX60 heißt.

Renault baut aus und streicht zusammen

Nicht so glücklich wie erhofft ging es zuletzt für Porsche voran. Angeblich nehmen die Kunden die Elektroautos nicht so an wie gewünscht. Das könnte unter anderem daran liegen, dass die 0,25 Prozentregel für Dienstwagen nur bis zu einem Bruttolistenpreis von 100.000 Euro gilt. Ein Cayenne überbietet das grundsätzlich: Unter 105.200 Euro geht nichts. An der Qualität der Elektroautos gibt es kaum vernünftige Zweifel. Im Jahresverlauf präsentiert Porsche zusätzlich den Cayman sowie das Cabrio Boxster, bei denen die Ladebuchse hinten in der Mitte eingelassen ist.

Renault hat unterdessen große Teile der Pkw-Palette vom Scenic bis zum Twingo elektrifiziert. Bevor hier die nächste Generation ansteht, konzentriert sich der französische Vollsortimenter auf die Nutzfahrzeuge: Der Trafic wird in zwei Varianten zusammen mit dem Ableger Estafette in den Showrooms stehen. Die Transporter haben durchgehend eine 800-Volt-Plattform und sind entsprechend schnellladefähig. Nicht auf den Markt kommen werden nach dem Strategiewechsel bei Mobilize die Twizy-Nachfolger Duo (für zwei) und den Bento (für einen plus Gepäck). Schade, denn die beiden hätten den urbanen Verkehr durchaus bereichern können – anders als beim Twizy hätte es zum Beispiel eine Klimatisierung des Innenraums gegeben.

Bei Skoda könnte das kleine SUV Epiq für Furore sorgen. Europäische Käufer stehen auf SUVs, und es ist kein Geheimnis, dass Volkswagen innerhalb der Kleinwagenfamilie dem ID. Cross und dem Skoda Epiq die höchsten Verkaufserfolge zutraut. Der Epiq soll bei rund 25.000 Euro beginnen. Dafür gibt es 37 kWh und 300 Kilometer Reichweite. Wer mehr will, muss mehr zahlen: Der Epiq mit 52 kWh und gut 400 Kilometer Reichweite dürfte ab knapp 30.000 Euro kosten.

Tesla schleust währenddessen täglich Mitfahrer durch Model 3 und Model Y mit Full Self-Driving Supervised. Das ist fraglos beeindruckend. Branchenkenner berichten, dass die Zulassung 2027 gelingen könnte. Aber es wird Konkurrenz geben. Zum Beispiel durch den Mercedes CLA, der in China bereits mit einem ähnlichen System nach Level 2++ punktet. Das Potenzial von Tesla ist weiterhin sehr groß. Extrem schädlich sind leider die politischen Einlassungen von Elon Musk, die den Absatz bremsen.

Was macht eigentlich Toyota? Es lässt sich nicht leugnen, dass der Weltverkaufsmeister beim Elektroauto immer noch unentschlossen ist. Zwar sind Konzeptfahrzeuge wie der Lexus LFA super. Ansonsten aber sind die Mühen der Ebene erreicht, und sowohl der Toyota Urban Cross als auch der C-HR+ lassen auf sich warten. Hoffnung hatte zuletzt eine Studie des nächsten Corolla gemacht, dessen Serienversion auf einer Multiantriebsplattform zum Jahresende gezeigt werden wird.

Ganz anders sieht es bei Volkswagen aus. Siehe Herbert Diess: VWs Elektroautos sind allen Spöttern zum Trotz eine Erfolgsgeschichte. 2026 werden mit Ausnahme des ID.3 alle Namen zu den Wurzeln zurückgeführt: Der ID.7 wird zum ID. Passat, aus der Studie ID.2 wird der ID. Polo, und im Sommer kommt mit dem ID. Tiguan der Nachfolger des ID.4. Dieses Elektroauto wird mehr als ein großes Facelift, auch wenn die technische Basis der bekannte MEB+ sein wird.

Volkswagen hat sich beim chinesischen Startup Xpeng eingekauft. Es ist vorstellbar, dass ein Volkswagen, der 2030 in Europa verkauft wird, zum Teil in China entwickelt wurde. Ob Xpeng den Van X9 2026 nach Deutschland bringt, ist unklar.

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