EU genehmigt zweites Batterie-Großprojekt „European Battery Innovation“ – auch Tesla ist dabei

Die Europäische Kommission hat gemäß den EU-Vorschriften für staatliche Beihilfen ein zweites wichtiges Projekt von gemeinsamem europäischem Interesse („IPCEI“) genehmigt, um Forschung und Innovation in der Wertschöpfungskette von Batterien zu unterstützen. Davon profitieren mehrere deutsche Unternehmen, aber auch Tesla.

Das Projekt mit dem Namen „European Battery Innovation“ wurde gemeinsam von Österreich, Belgien, Kroatien, Finnland, Frankreich, Deutschland, Griechenland, Italien, Polen, der Slowakei, Spanien und Schweden vorbereitet und angemeldet. Die zwölf Mitgliedstaaten werden in den kommenden Jahren Mittel in Höhe von bis zu 2,9 Milliarden Euro bereitstellen. An dem Projekt werden 42 Unternehmen beteiligt sein, darunter Tesla, BMW, FCA, Northvolt, ElringKlinger, Manz, und viele mehr.

Die Unternehmen werden in fast 300 geplanten Kooperationen und mit über 150 externen Partnern wie Universitäten, Forschungseinrichtungen und KMU in ganz Europa eng zusammenarbeiten, so die EU-Kommission in ihrer Mitteilung. Das Gesamtprojekt werde voraussichtlich bis 2028 abgeschlossen sein – jedes Teilprojekt verfolgt aber seine eigenen Zeitpläne.

Die öffentlichen Mittel in Höhe der genannten 2,9 Milliarden Euro werden voraussichtlich durch private Investitionen von neun Milliarden Euro ergänzt – also dem Dreifachen der öffentlichen Unterstützung. „Für diese massiven Innovationsherausforderungen für die europäische Wirtschaft können die Risiken zu groß sein, als dass nur ein Mitgliedstaat oder ein Unternehmen sie alleine eingehen könnte“, sagt die EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager. „Daher ist es sinnvoll, dass die europäischen Regierungen zusammenkommen, um die Industrie bei der Entwicklung innovativerer und nachhaltigerer Batterien zu unterstützen. Das heutige Projekt ist ein Beispiel dafür, wie Wettbewerbspolitik mit Innovation und Wettbewerbsfähigkeit einhergeht.“

Vizepräsident Maroš Šefčovič, verantwortlich für die European Battery Alliance, sagte: „Dank seines Fokus auf eine nächste Generation von Batterien wird dieses starke europaweite Projekt dazu beitragen, den Batteriemarkt zu revolutionieren. Vor drei Jahren war die EU-Batterieindustrie kaum auf der Karte. Heute ist Europa ein globaler Batterie-Hotspot.“

Auch Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier begrüßte die Genehmigung als „großen Erfolg für den Standort Deutschland und Europa“. „Das von Deutschland koordinierte zweite Batterie-IPCEI zeigt deutlich: Die europäische Batterie-Wertschöpfungskette wird Realität“, so der Minister. „Deutschland und Europa werden selbst wettbewerbsfähige, innovative und umweltschonende Batteriezellen entwickeln. Damit werden umfangreiche private Investitionen ausgelöst und neue, zukunftssichere Arbeitsplätze entstehen.“

Im Rahmen der beiden IPCEI – das erste von Frankreich koordinierte IPCEI wurde bekanntlich im Dezember 2019 genehmigt – will alleine das BMWi bis zu drei Milliarden Euro bereitstellen. Beim ersten IPCEI war umgangssprachlich oft von der „Altmaier-Milliarde“ die Rede, nun wird es also noch etwas mehr. Wiederum über beide IPCEI hinweg – also nicht mit der oben genannten Zahl der EU nur für das zweite IPCEI vergleichbar – rechnet das BMWi damit, private Investitionen in Höhe von über 13 Milliarden Euro angestoßen zu haben. Mehrere tausend qualifizierte Arbeitsplätze werden laut dem Ministerium entstehen.

Mit der Beihilfegenehmigung ist nun der Weg frei für die Förderung des BMWi für die Batterie-Vorhaben von insgesamt elf Unternehmen: ACI Systems, Alumina Systems, BMW, Cellforce Group, ElringKlinger, Liofit, Manz, Northvolt, SGL Carbon, Skeleton Technologies und Tesla.

ACI Systems arbeitet an einem wasserneutralen und wettbewerbsfähigen Verfahren, um mit minimalem CO2-Fußandruck Lithium aus Sole herzustellen. Alumina Systems entwickelt Batteriezellen auf Basis der Na/NiCl2-Technologie und pilotiert ihre Fertigung. BMW – bereits im ersten Batterie-IPCEI gefördert – will im Rahmen des zweiten IPCEI die Li-Ion-Zellen der „übernächsten Generation“, darunter auch Solid-State-Batterien, entwickeln.

Das Projekt der Cellforce Group umfasst die Entwicklung von zukunftsfähigen Hochleistungs-Batteriezellen in einer hervorragenden Qualität. ElringKlinger will ein innovatives Zellgehäusedesign entwickeln und industrialiseren. Die Liofit aus Kamenz will das Prinzip der Kreislaufwirtschaft auf Li-Ionen-Akkus der Mikroelektromobilität (Pedelecs, E-Scooter) anwenden.

Der Automatisierungs-Spezialist Manz will in dem Projekt „Lithium-Batteriefabrik der Zukunft“ hocheffiziente Maschinen und Prozesse zur vollautomatischen Herstellung von Lithiumbatterien entwickeln. Northvolt möchte die Entwicklung einer wettbewerbsfähigen europäischen Wertschöpfungskette für Batterien unterstützen – die Schweden prüfen offenbar, neben dem Projekt mit Volkswagen in Salzgitter eine weitere Batteriefabrik in Deutschland zu bauen. Davon macht das BMWi seine Investitionsentscheidung abhängig.

Die SGL Carbon will neuartige Herstellungsprozesse und Recyclingkonzepte für innovative Anodenmaterialien entwickeln und industrialisieren. Die Skeleton Technologies aus Großröhrsdorf wird die Entwicklung hybrider Energiespeicher erforschen, welche die Vorteile von Lithium-Ionen-Batterien (hohe Energiedichte) mit den Vorteilen von Ultrakondensatoren (hohe Leistung, lange Lebensdauer) vereinen.

Das zentrale Ziel von Tesla bei diesem Projekt ist die Entwicklung und Realisierung fortschrittlicher Herstellungs- und Recycling-Methoden von Li-Ionen-Batteriezellen, um den ökologischen Fußabdruck von Zellen sowie deren Stückkosten erheblich zu reduzieren.

Die geplanten Fördersummen der einzelnen Projekte gehen aus der Mitteilung des BMWi nicht hervor.

Im Rahmen der „Important Projects of Common European Interest“ (IPCEI) werden Investitionen kooperierender europäischer Unternehmen staatlich gefördert, um einen wichtigen Impuls im europäischen Binnenmarkt auszulösen. Derart hohe staatliche Beihilfe müssen aber von der EU genehmigt werden. In dem ersten Batterie-IPCEI hatten im Bereich der Batteriezellfertigung unter anderem PSA/Opel (u.a. für eine Zellproduktion in Kaiserslautern), BMW (für eine Pilotfertigung in Parsdorf), BASF (Kathodenmaterial-Fabrik in Schwarzheide) als auch Varta Fördermittel erhalten.
europa.eu, bmwi.de

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