Unser Blick voraus: Diese Elektroautos kommen 2022

Wegen der wachsenden Auswahl und der fortgesetzten Subventionen steht uns das krasseste Boomjahr der Elektromobilität überhaupt bevor. Wir haben den Überblick – welche Modelle neu auf den Markt kommen und welche Elektroautos vorgestellt werden sollen. Nur eines fehlt – neue Kleinst- oder Kleinwagen mit E-Antrieb.

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2022 wird ein Jahr der Fülle. Wo fangen wir an? Zuerst bei der Förderung: Die Kombination aus der so genannten Innovationsprämie von bis zu 9.570 Euro und der auf ein Viertel reduzierten Dienstwagensteuer für Elektroautos bleibt bestehen. Wirtschaftsminister Habeck von den Grünen hat zwar eine Abschmelzung angekündigt. Die könnte aber erst 2023 in Kraft treten – und so den einen oder anderen Interessenten zu einem vorgezogenen Kauf bewegen.

Die Fülle im Wortsinn gilt allerdings auch für die meisten Premieren: SUV dominieren das Marktgeschehen. Neue Klein- oder Kleinstwagen? Fehlanzeige. Natürlich wäre es jetzt möglich, eine lange Liste mit Spiegelstrichen zu machen und die Elektroautos aufzuzählen, die 2022 auf die Straße kommen. Aber wir bei electrive.net versuchen, etwas Ordnung zu schaffen und das Wichtigste zu bündeln.

Kompakte SUV sind in der Welt der Verbrennungsmotoren äußerst beliebt, und warum sollte es bei den Elektroautos anders sein? Die Margen sind gut, und es ist wegen des Batteriepakets simpler, ein hohes Elektroauto zu bauen als ein flaches. Dass die Aerodynamik und in der Folge die Autobahn-Reichweite leidet, ist offenbar uninteressant.

In Auszügen: Aus dem Volkswagen-Konzern kommen die Schrägheck-SUV ID.5 und Skoda Enyaq Coupé, um dem bald in Brandenburg gefertigten Tesla Model Y Paroli zu bieten. Porsche wird mit dem Macan das erste Fahrzeug auf der Premium Platform Electric (PPE) mit 800 Volt Spannung vorstellen. Und Audi überarbeitet den e-tron und präsentiert den Q6 e-tron.

Die südkoreanische Hyundai Motor Group stellt sich bei den SUVs besonders breit auf. Der Ioniq 5 wird wohl leicht überarbeitet. Noch größer („Full Size“) wird der Ioniq 7 – die Vorstellung des Serienmodells ist 2022 möglich, der Marktstart ist aber erst für 2024 terminiert. Und der beliebte Kia e-Niro kommt in der zweiten Generation. Die dritte Marke des Konzerns, Genesis, startet mit dem SUV GV60, der die Plattform e-GMP mit dem Kia EV6 und dem Hyundai Ioniq 5 teilt. Der Ioniq 6 ist zwar kein SUV, sondern eine Limousine, ergänzt aber die Palette.

Die Tiefstapler von Toyota bringen mit dem bZ4X – sprich ungefähr: „bee zee for cross“ – ein besonders relevantes SUV. Schließlich ist der bZ4X das elektrische Pendant zum RAV4, einem der weltweit meistverkauften Autos. Die Besonderheit: Statt den üblichen acht Jahren Batterie-Garantie bis zu einem State of Health (SOH) von 70 Prozent verspricht Toyota zehn Jahre und 90 Prozent. Entsprechend zurückhaltend muss die Ladestrategie sein. Der bZ4X kommt nahezu baugleich als Subaru Solterra, und auch Lexus ergänzt mit einer Variante namens RZ das Portfolio.

Alternative SUV gefällig? Vielleicht gelingt es Fisker, Ende des Jahres 2022 die Produktion des Ocean bei Magna in Österreich zu starten. Ganz sicher dagegen produziert Polestar den Polestar 3 in den USA, dem ur-typischen Zielmarkt. Und Nissan will mit dem Ariya Kunden zurückgewinnen.

Zu den deutschen Marken: Für BMW und Mercedes beginnt ein reichhaltiges Jahr. BMW rollt den i4 und den iX aus. Der i7 wird der härteste Konkurrent des Mercedes EQS. Und in China wird ein elektrischer 3er verkauft, der auch auf dem europäischen Markt stark nachgefragt sein dürfte. Mal sehen, ob und wann er auch hier im Showroom steht.

Bei Mercedes wird es langsam schwierig, die EQ-Baureihe sauber auseinander zu halten: Den EQA, EQC und den EQV gibt es. Die Luxuslimousinen EQS und EQE sind auf dem Sprung. Genauso wie das bis zu 7-sitzige SUV EQB. Aus der Kooperation mit Renault stammt der EQT, ein Kastenwagen auf Basis des Kangoo mit Pkw-Anspruch. Zudem dürfte der EQE SUV vorgestellt werden, die Markteinführung des potenziellen EQC-Nachfolgers ist aber wohl erst 2023.

Kastenwagen…Van…da war doch was? Ja, die Camping-Community erwartet sehnsüchtig den Volkswagen ID.Buzz. Seit der Vorstellung des Prototyps 2017 sind immerhin fünf Jahre ins Land gegangen. Die Bänder in Hannover werden bereits umgestellt. Wir rechnen mit der Premiere des Serienautos im Februar und der Auslieferung nach der Sommerpause im dritten Quartal. Volkswagen kündigt für 2025 einen California an. Die Umbaubetriebe werden sich naturgemäß sofort auf den ID.Buzz und dessen Cargo-Version stürzen. Sicher ist wie immer: Billig wird er nicht.

Kompaktwagen mit Heckklappe gibt es selbstverständlich auch im neuen Jahr. Renault liefert neben dem neuen Kangoo E-TECH Electric und der zugehörigen Nutzfahrzeugversion Rapid (auch als „Open Sesame“ ohne B-Säule rechts erhältlich) den Megane E-Tech aus. Im gleichen Segment wird Opel den Astra-e bringen. Wir bemühen uns bei electrive.net weiterhin, einen längeren Test des Leichtfahrzeugs Rocks-e zu organisieren. Ein weiterer Wettbewerber zum Volkswagen ID.3 stammt aus dem eigenen Haus: Der Cupra Born ist der spanisch-sportliche Bruder.

Das ist im Großen und Ganzen, was von der Autoindustrie für Deutschland zu erwarten ist. Kommen wir zu den Randgebieten, zum Exotischen und Spekulativen. In den USA sind Pickup Trucks seit Jahrzehnten die Verkaufsmeister. Demnächst vielleicht auch elektrisch als Ford F-150 Lightning, Tesla Cybertruck und Rivian R1T. Kein Pickup, aber ebenfalls ein Exot aus amerikanischer Produktion wird der Lucid Air, der 2022 auch in Europa ausgeliefert werden soll – wir halten Sie bei allen Modellen auf dem Laufenden!

Im Labormarkt Norwegen laufen sich die chinesischen Autohersteller warm. Ob ganz sicher und wann genau welcher Hersteller auch in Deutschland antritt, lässt sich nur ungefähr bestimmen. Wir tippen für 2022 auf Nio mit dem ES8, auf Great Wall Motors mit dem Ora Cat und auf XPeng.

Vielleicht tut sich auch etwas bei den lieben Kleinen. Stellantis wird zum Modelljahr 2023 wahrscheinlich sämtlichen Elektroautos auf Basis der e-CMP eine kleine technische Überarbeitung gönnen. Und der gelungene Fiat 500 könnte eine Ergänzung im Panda finden.