Coronavirus: Autobauer schließen weltweit Werke

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Mit PSA und FCA hat es angefangen, inzwischen haben fast alle Konkurrenten nachgezogen: Immer mehr Autobauer haben wegen der Coronavirus-Krise Produktionswerke geschlossen bzw. das angekündigt. Die Werksschließungen beeinträchtigen auch die Produktion elektrifizierter Modelle – ein Überblick.

Bei PSA sind ab Dienstag unter anderem das Werk in Saragossa, beide Opel-Werke in Rüsselsheim und Eisenach und die meisten französischen Werke geschlossen, zudem Gliwice in Polen und Ellesmere Port in Großbritannien. Am Mittwoch folgen drei weitere Werke, bis am Donnerstag auch Luton (GB) und Trnava in der Slowakei schließen. In Trnava wird unter anderem der Peugeot e-208 gebaut, in Saragossa der Opel Corsa-e, in Eisenach die PHEV-Versionen des Opel Grandland X.

Bei FCA wird unter anderem das Werk Melfi bei Rom geschlossen, in dem etwa die neue PHEV-Version des Jeep Renegade und Compass gebaut wird – Melfi soll künftig vor allem Plug-in Hybride bauen. Die Serienfertigung des neuen Fiat 500, der Anfang März vorgestellt wurde, soll in Mirafiori stattfinden, ist aber noch nicht angelaufen – dort sollen auch künftig Hybrid- und Elektromodelle von Maserati gefertigt werden. Unklar ist, ob der geplante Produktionsanlauf durch die Werksschließung verzögert wird.

Fiat Chrysler gab als Grund für die Produktionspause die stark gesunkene Nachfrage an. Deshalb sind auch nicht nur die sechs italienischen Werke, sondern auch die Produktionsstätten in Polen und Serbien betroffen. PSA seinerseits nannte die „erheblich beschleunigte Infektionsrate“ zur Begründung, aber auch „Lieferschwierigkeiten bei mehreren wichtigen Lieferanten“. Die Namen der Lieferanten nannte der französische Konzern aber nicht.

Auch der französische PSA-Konkurrent Renault hat ab sofort alle französischen Werke geschlossen – betroffen sind der Mitteilung zufolge 18.000 Mitarbeiter an zwölf Standorten. Darunter ist auch das Werk Flins, wo der Renault Zoe gebaut wird. Auch die Fertigung der E-Nutzfahrzeuge Kangoo Z.E. und Master Z.E. ruht. Im Gegensatz zu PSA und FCA nennt Renault aber kein Datum, wann die Produktion wieder anlaufen soll, sondern lediglich „sobald die Bedingungen dies zulassen“. Die Produktion in anderen Ländern hänge von der jeweiligen Situation ab. Französischen Medienberichten zufolge hat Renault bereits wegen der Teileversorgung seine spanischen Werke vorerst geschlossen. Die Produktion der PHEV-Modelle Captur (Valladolid) und Mégane (Palencia) hat zwar noch nicht begonnen. Verzögerungen sind – ähnlich wie beim Fiat 500 – noch nicht absehbar.

Auch Nissan und Seat haben ihre spanischen Werke für eine Woche geschlossen. Bei den Japanern ist unter anderem die Produktion des e-NV200 in Barcelona betroffen. Die Fertigung der angekündigten PHEV-Modelle bei Seat ist noch nicht angelaufen, der E-Kleinwagen Seat Mii electric wird bei Volkswagen in Bratislava gebaut. Da auch in der Slowakei der Notstand ausgerufen wurde, bereitet Volkswagen laut einem ARD-Bericht einen Stopp der dortigen Produktion vor – bestätigt hat das der Autobauer aber noch nicht. In Bratislava werden auch die PHEV-Versionen des Porsche Cayenne und Audi Q7 gebaut, die Produktion des kürzlich vorgestellten VW Touareg R ist noch nicht angelaufen.

Die Folgen der Werksschließungen lassen sich derzeit kaum abschätzen. Läuft die Produktion Ende März wieder wie geplant an, dürften bei elektrifizierten Fahrzeugen die Auswirkungen für die Kunden relativ gering sein – bei den monatelangen Wartezeiten auf ihre Neuwagen. Kritischer kann es werden, wenn wegen des Produktionsstopps wichtige Zulieferer Insolvenz anmelden müssen – dann wäre die Lieferkette tiefgreifender geschädigt.

Von deutschen Herstellern sind derzeit noch keine Werksschließungen bekannt, einem Bericht der „Automobilwoche“ zufolge werden aber bei einigen Unternehmen bereits Szenarien durchgespielt, wenn die Produktion nicht mehr aufrecht erhalten werden kann. So wurden etwa bei Daimler persönliche Schichtübergaben gestrichen und Maßnahmen in den Kantinen ergriffen. Volkswagen hat die Autostadt in Wolfsburg bereits geschlossen, am Mittwoch soll auch die Gläserne Manufaktur in Dresden für den Besucherverkehr schließen. Die Fahrzeugproduktion soll aber vorerst weiterlaufen.

Update 17.03.2020: Der Auftragsfertiger Magna hat angekündigt, sein Grazer Werk bis zum 30. März zu schließen. Begründet wird dies auch damit, dass aufgrund der aufgebrochenen Lieferantenketten die Planbarkeit in der Produktion nicht mehr gegeben sei. Während die Fertigung ruht, soll das Engineering-Team weiter im Home Office arbeiten, so das Unternehmen. Bei Magna in Graz wird unter anderem der rein elektrische Jaguar I-Pace – dessen Produktion bereits im Februar zwischenzeitlich ausgesetzt werden musste – gefertigt sowie die Plug-in-Hybrid-Version des 5er BMW.

Inzwischen hat auch VW weitreichende Maßnahmen beschlossen. Am Vormittag hatten Medien zunächst unter Berufung auf einen Brief aus dem Betriebsrat berichtet, dass der Konzern im Laufe des Tages verkünden werde, dass am Freitag die vorerst letzte Schicht sei. Dann soll die Produktion in den „meisten europäischen Werken“ ausgesetzt werden.

In seiner digital übertragenen Rede zu den Geschäftszahlen 2019 bestätigte VW-Chef Herbert Diess die Angaben. „Angesichts der sich aktuell deutlich verschlechterten Absatzlage und der sich abzeichnenden Unsicherheit bei der Teileversorgung unserer Werke wird es an den Standorten unserer Marken unmittelbar auch zu Produktionsunterbrechungen kommen“, so Diess. „Für unsere spanischen Werke, Setubal in Portugal, Bratislava in der Slowakei und die Standorte von Lamborghini und Ducati in Italien gilt das bereits für diese Woche. Die meisten anderen deutschen und europäischen Werke des Konzerns bereiten sich auf eine Produktionsunterbrechung voraussichtlich für zwei bis drei Wochen vor.“ Oberstes Ziel sei es, die Ausbreitung des Coronavirus so stark wie möglich zu verlangsamen.

Mittlerweile hat VW mitgeteilt, dass die Produktion in den europäischen Werken sukzessive heruntergefahren wird. Betroffen sind auch Werke der Volkswagen Konzern Komponente. Das gilt zunächst für die Fertigungsstätten in Wolfsburg, Emden, Dresden, Osnabrück, Zwickau, Bratislava (Slowakei), Pamplona (Spanien), Palmela (Portugal) sowie die Komponentenwerke Braunschweig, Chemnitz, Hannover, Kassel, Salzgitter und die SITECH.

In Dresden wird beispielsweise der e-Golf gefertigt, in Wolfsburg neben dem e-Golf die PHEV-Versionen. Der Passat mit Plug-in-Hybrid wird in Emden gefertigt. In dem slowakischen Werk Bratislava sind wie weiter oben beschrieben zahlreiche BEV- und PHEV-Modelle betroffen. Doch auch den e-Crafter trifft es, denn auch VW Nutzfahrzeuge wird in Hannover die Produktion ab Donnerstag für voraussichtlich zehn Werktage stoppen.

In China laufen laut VW-CEO Diess die meisten Werke wieder. 31 von 33 Fertigungsstätten haben demnach die Produktion  wieder aufgenommen, wenn auch teilweise noch mit verringerter Kapazität. Lediglich die Werke in Changsha in der zentralchinesischen Provinz Hunan und Urumqi, der Hauptstadt des umstrittenen uigurischen autonomen Gebietes Xinjiang, sind noch nicht wieder geöffnet.

Kurz nach VW gab auch Audi bekannt, seine Werke weltweit zu stoppen, um die Verbreitung des Coronavirus zu verlangsamen – allerdings erst am kommenden Montag. Wie die VW-Tochter mitteilte, solle die Fertigung „kontrolliert und ordentlich bis Ende der Woche“ heruntergefahren werden – in den Werken Ingolstadt, Neckarsulm, Belgien, Mexiko und Ungarn. Davon sind die e-tron-Produktion in Brüssel sowie die diversen PHEV-Varianten in den jeweiligen Werken betroffen.

Am Nachmittag gab es auch Infos von Ford: Ab Donnerstag sollen die Bänder in allen europäischen Werken still stehen. Damit sind die deutschen Werke Köln und Saarlouis betroffen, aus Sicht der elektrifizierten Modelle ist auch das Werk in Valencia erwähnenswert: Dort fertigt Ford seine europäischen Hybrid-Fahrzeuge und baut für diese auch zwei Linien für die Montage von Lithium-Ionen-Batterien auf – in Valencia wurde die Produktion übrigens wegen der nationalen Regelung bereits am Montag gestoppt. Unklar ist, wie lange die Produktionspause dauern soll – in der Mitteilung ist lediglich von einigen Wochen die Rede.

Gegen Abend reagierte auch Daimler: Aufgrund der sich zuspitzenden COVID-19-Pandemie hat Daimler entschieden, den Großteil seiner Produktion sowie die Arbeit in ausgewählten Verwaltungsbereichen in Europa für zunächst zwei Wochen zu unterbrechen. Die Unterbrechung betrifft europäische Pkw-, Transporter- und Nutzfahrzeug-Werke des Unternehmens und beginnt in dieser Woche.

Update 18.03.2020: Inzwischen ist auch die Tesla-Fabrik in Fremont betroffen, obwohl dort bisher mit einer Sondergenehmigung weiter produziert wurde. Die Fahrzeugproduktion muss nun für die kommenden drei Wochen ruhen. Das hat aber nicht Tesla entschieden, sondern der zuständige Sheriff des Alameda County. Tesla darf in dieser Zeit nur noch minimale Betriebstätigkeiten durchführen, etwa Gehaltsabrechnungen.

Im Laufe der Wochen hatten einige Counties im Silicon Valley weitgehende Ausgangssperren verhängt, von der lediglich Arbeitnehmer in „unentbehrlichen Branchen“ ausgenommen sind – also etwa der Gesundheitssektor, aber nicht die Neuwagenproduktion. In Fremont werden das Model S, X, 3 und Y hergestellt. Die Gigafactory 3 nahe Shanghai produziert jedoch weiter das Model 3 für den chinesischen Markt.

Zurück nach Europa: Nach dem spanischen Werk Barcelona, das bereits Anfang der Woche geschlossen wurde, hat Nissan nun auch die Fertigung im nordenglischen Sunderland gestoppt. Dort wird unter anderem der Leaf für den europäischen Markt gebaut. Die Unterbrechung ist zunächst nur bis zum Ende dieser Woche angesetzt. Nissan will die Situation nach eigenen Angaben weiterhin beobachten.

Im Rahmen seiner Rede zu den Jahreszahlen gab auch BMW-CEO Oliver Zipse die Maßnahmen bei dem Münchner Autobauer bekannt. „Ab heute fahren wir unsere europäischen Automobilwerke und das Werk Rosslyn in Südafrika herunter“, so Zipse. „Die Produktionsunterbrechung wird voraussichtlich bis zum 19. April eingeplant.“ Das ist länger als bei den meisten anderen OEM, die bisher eine Produktionspause von meist zwei bis drei Wochen einplanen.

Davon sind dann mit dem in Leipzig gebauten i3 und der in England hergestellte Mini Cooper SE als BEV und auch die zahlreichen PHEV-Modelle betroffen, die BMW in Deutschland fertigt. Trotz der vorübergehenden Werkschließung zeigt sich Zipse „vorsichtig zuversichtlich“: „Es gibt eine Zeit während Corona. Und es wird eine Zeit nach Corona geben.“

Auch MAN Truck & Bus hat angekündigt, ab kommenden Montag seine deutschen Werke zu schließen und Kurzarbeit anzumelden – hier werden jedoch keine elektrifizierten Modelle produziert. Diese stammen aus den Werken in Polen oder Österreich. Dort werde die Produktion zurückgefahren, wie es in der MAN-Mitteilung heißt. Der MAN eTGE wird im polnischen Września produziert – als baugleiches Modell zum VW e-Crafter nutzt der eTGE jedoch die Antriebe aus Kassel. Dieses Werk ist jedoch von den VW-Maßnahmen betroffen. Unklar ist, welche Auswirkungen das auf den eTGE und die Verbrenner-Varianten hat. In Starachowice (ebenfalls Polen) soll in diesem Jahr die Produktion des MAN Lion’s City E anlaufen. Im MAN-Werk im österreichischen Steyr wird zudem eine Kleinserie vollelektrischer Lkw produziert.

Am Mittwoch hat auch Toyota beschlossen, „bis auf Weiteres“ seine europäischen Werke zu schließen – teilweise noch am selben Tag, jedoch spätestens ab kommenden Montag. Betroffen sind die Werke in Frankreich, Tschechien, zwei im Vereinigten Königreich, zwei in Polen,  und eine Fabrik in der Türkei. Bei Toyota betrifft das natürlich die Hybrid-Modelle der Baureihen CH-R und Corolla (Werk Türkei) und Yaris (Frankreich). Der RAV4 und Camry Hybrid werden in Russland gebaut, das Werk ist laut der Toyota-Mitteilung nicht von der Schließung betroffen. Der Prius wird in Japan gebaut.

Volvo Cars hat seine Produktion im belgischen Gent eingestellt, sagte ein Sprecher der „Automobilwoche“. Als Grund wurden fehlende Mitarbeiter und zunehmende Probleme in der Lieferkette genannt. Erst kürzlich hatte Volvo am Standort Gent eine Batteriemontagelinie für das kommende BEV XC40 P8 Recharge in Betrieb genommen. Bereits heute wird dort die PHEV-Version des XC40 montiert. Für wie lange Volvo das Werk in Gent schließt, wurde nicht kommuniziert. Das Volvo-Werk in Göteborg produziert aber vorerst weiter.

Als weitere Marke aus dem VW-Konzern gab auch der Sportwagenbauer Porsche bekannt, seine Werke in Zuffenhausen und Leipzig ab Samstag, den 21.03.2020, für zwei Wochen zu schließen. „Neben dem primären Schutz der Belegschaft lassen auch Engpässe bei globalen Lieferketten eine geordnete Produktion derzeit nicht mehr zu“, so Porsche in einer Mitteilung. Damit ist die Taycan-Produktion in Zuffenhausen und auch die PHEV-Varianten des Panamera in Leipzig betroffen. Der Cayenne wird mit seinen PHEV-Versionen im VW-Werk Bratislava gebaut.

Update 19.03.2020: Inzwischen gibt es einige weitere Details zur Schließung der Tesla-Fabrik in Fremont. Nachdem am Vortag eigentlich bereits die Reduzierung auf eine Minimal-Besetzung angeordnet worden war, sagte ein Sprecher des Sheriff-Büros des Alameda County nun, Tesla habe zugestimmt, seine Belegschaft zu reduzieren: „Sie versicherten mir in einem Telefonanruf, eine Reduzierung von etwa 10.000 auf 2.500 Personen vorzunehmen.“ Später hieß es vom Alameda County aber, dass der limitierte Betrieb in der Tesla-Fabrik nicht die Herstellung von Fahrzeugen beinhalten kann. Sie werden Maßnahmen ergreifen, wenn Tesla sich nicht daran hält. Nicht angegeben wurde, welche Aufgaben die 2.500 Mitarbeiter übernehmen sollen, wenn die Fahrzeugproduktion untersagt ist.

Nach Tesla haben auch die US-Schwergewichte General Motors, Ford und FCA angekündigt, ihre Nordamerika-Werke vorübergehend zu schließen – genannt wurde vorerst bis Ende März. Da die großen E-Offensiven der US-Hersteller gerade erst anrollen, ist derzeit vor allem die Produktion des Chevrolet Bolt sowie einiger Hybrid-Modelle betroffen.

Zurück nach Europa: Inzwischen hat auch Hyundai beschlossen, in seinem Werk in Tschechien für zwei Wochen die Produktion zu pausieren, um die Ausbreitung des Coronavirus zu verlangsamen. Das sagte ein Sprecher der Deutschen Presse-Agentur. In dem Werk im tschechischen Nošovice war gerade erst die Europa-Produktion des Kona Elektro angelaufen.

Update 20.03.2020: Auch Škoda hat nun in Absprache mit dem VW-Konzern die Produktion in seinen tschechischen Werken in Werken in Kvasiny, Vrchlabí und Mladá Boleslav gestoppt. In Letzterem werden bekanntlich die Hochvolt-Batterien für die PHEV-Modelle des VW-Konzerns hergestellt. Die Schließung sei „zunächst“ für zwei Wochen angesetzt, so Škoda in der Mitteilung. Das Koordinationsteam beobachte und beurteile fortlaufend die aktuelle Lage. In China hätten jedoch bis auf Changsha alle Standorte, an denen Škoda-Fahrzeuge gebaut werden, die Produktion wieder aufgenommen.

Nachdem Volvo die Produktion im belgischen Gent bereits gestoppt hat (u.a. XC40 PHEV und die Batteriemontage für das kommende BEV), hat der schwedische Autobauer nun mitgeteilt, dass die Werke in Schweden und das US-Werk in South Carolina ab dem 26. März bis zum 14. April geschlossen werden sollen. In Göteborg wird unter anderem die PHEV-Version des V60 montiert. Büro-Angestellte sollen spätestens ab dem 26. März ins Home Office wechseln – anders als bei den Werken wird hier aber nicht genannt, wie lange diese Maßnahme dauern soll. Die chinesischen Werke (wo unter anderem der S90 PHEV gebaut wird) sind derweil wieder geöffnet.

Update 21.03.2020: In Aachen zieht e.GO Mobile nach und unterbricht aufgrund der Auswirkungen der Pandemie vorübergehend die Produktion des e.GO Life – und zwar ab Montag, 23. März, zunächst für vier Wochen. Der Hersteller gibt an, damit „auch Produktionsengpässen zuvor zu kommen, die durch die Produktionsstopps der großen Autohersteller in den nächsten Wochen in der Zulieferkette zu erwarten sind“. Das Management bewerte die Situation auf Basis der aktuellen Informationslage täglich neu. „Wir haben viele Probleme eines kapitalintensiven Startups mittlerweile gelöst. Wir befinden uns aber noch mitten im Hochlauf. Die Maßnahmen treffen uns in einer empfindlichen Phase. Wahrscheinlich brauchen wir Hilfe von Bund oder Land, um die Corona-Krise auch noch zu überstehen“, äußert Unternehmenschef Günther Schuh.

Auch US-Startup Rivian unterbricht die Produktionsvorbereitungen für seinen Debütstromer, den Elektro-Pickup R1T. Wie das Unternehmen auf Twitter bekannt gibt, werden zur Sicherheit der mehr als 2.000 Mitarbeiter alle US-Standorte geschlossen. Das betrifft den Hauptsitz in Plymouth im US-Bundesstaat Michigan ebenso wie Ableger in Normal (Illinois) sowie in San Jose und Irvine (beide Kalifornien). Dazu, wie lange die Stilllegung anhalten soll, äußert sich das Unternehmen nicht.

Während General Motors vor zwei Tagen angekündigt hat, seine Nordamerika-Werke ebenfalls vorübergehend zu schließen, sollen die Umrüstarbeiten an den Produktionslinien des Hamtramck-Werks in Detroit offenbar trotz der Virusgefahr wie geplant starten. Wie berichtet, plant GM die Umwandlung der Produktionsstätte zu einem reinen E-Auto-Werk.

Und ebenfalls in den USA hat sich nun BMW mit Blick auf die Fertigung in seinem Werk in Spartanburg im US-Bundesstaat South Carolina dazu entschieden, die Bänder demnächst anzuhalten. Vor Ort fertigt der Münchner Autobauer u.a. Batterien für seine PHEV-Modelle. Der Produktionsstopp soll ab den 3. April zunächst für voraussichtlich zwei Wochen gelten.

Update 23.03.2020: Tesla hat bestätigt, dass das Werk in Fremont ab heute geschlossen wird. Auch in der Gigafactory 2 im US-Bundesstaat New York für die Solardächer wird die Produktion vorübergehend eingestellt. In beiden Fällen soll ein Minimal-Betrieb aufrecht erhalten werden, um etwa die Versorgung mit Teilen und Lieferungen, aber auch den Betrieb der vernetzten Tesla-Fahrzeuge sowie der Lade- und Energie-Infrastruktur zu gewährleisten – „gemäß den Anweisungen der lokalen, staatlichen und föderalen Behörden“.

Zudem arbeite man daran, an vielen Standorten „kontaktlose Lieferungen“ zu implementieren, schreibt das Unternehmen in einem Investorenbrief. Damit soll etwa der Kofferraum entsperrt werden können, damit ein Lieferdienst die bestellte Ware ohne Kontakt zum Tesla-Fahrer in das Auto zustellen kann.

In der Mitteilung an die Investoren gibt Tesla auch an, dass die Fertigung in der Gigafactory 1 in Nevada weiterlaufen soll. Dabei gibt es aber für den Elektroautobauer eine neue Herausforderung: Batterie-Partner Panasonic hat seine 3.500 dort eingesetzten Mitarbeiter aus dem Werk in Nevada abgezogen. Die Belegschaft solle in der Coronakrise nicht gefährdet werden, hieß es seitens der Japaner. Die Maßnahme soll zunächst für 14 Tage gelten. Ohne die Panasonic-Batteriezellen ist fraglich, wie Tesla mit seinen Mitarbeitern dort die Produktion in Teilen aufrecht erhalten will. In der Gigafactory 1 werden neben den Batteriezellen (von Panasonic-Mitarbeiter) von der Tesla-Belegschaft unter anderem Elektromotoren und die Energiespeicher Powerwall und Powerpack montiert.

Wie Tesla schließt auch BYD sein kalifornisches Werk. In einer Mitteilung gibt der chinesische Konzern an, dass die Produktion „für die nächsten zwei Wochen vorübergehend“ eingestellt wird – „oder bis wir weitere Anweisungen oder Informationen erhalten, die es uns ermöglichen, unseren Betrieb sicher wieder aufzunehmen“. BYD verweist dabei auch auf die Lieferanten, „die ebenfalls vor diesen beispiellosen Herausforderungen stehen“. In dem Werk Lancaster stellt BYD unter anderem Elektrobusse für den amerikanischen Markt her.

Update 26.03.2020: Es gibt erste Berichte, wonach die durch die Coronavirus-Pandemie bedingten Produktionspausen bei einigen Herstellern länger als zunächst angekündigt dauern werden. „Mit einem Hochlauf vor Ende der Osterferien ist nicht zu rechnen“, sagte VDP-Präsidentin Hildegard Müller. Damit würde die Produktion nicht bis Ende März oder Anfang April ruhen, sondern mindestens bis Mitte April.

Auch VW-Chef Herbert Diess hatte bereits angedeutet, dass die Produktionspause länger als die bisher genannten zwei bis drei Wochen dauern wird. „Es ist wahrscheinlich, dass die Maßnahmen länger dauern werden“, sagte Diess.

Bei Daimler werden die Maßnahmen ebenfalls ausgeweitet. Ab dem 6. April werden in Deutschland die Mitarbeiter des „Großteils der Produktion und aus ausgewählten Verwaltungsbereichen“ in Kurzarbeit geschickt. Von der Kurzarbeit, die bis zum 17. April vereinbart wurde, sind sowohl Pkw-, Transporter- und Nutzfahrzeug-Werke des Unternehmens in Deutschland betroffen. „Notwendige Grundfunktionen sowie Zukunftsthemen und strategische Projekte sind von der Kurzarbeit ausgenommen, um nach der Krise wieder voll durchstarten zu können“, schreibt Daimler in der Mitteilung.

Auch Ford weitet die ursprünglichen Pläne aus: Der US-Hersteller kündigte nun an, dass die Produktion zumindest in den Nordamerika-Werken nicht wie ursprünglich geplant am 30. März wieder anlaufen wird. Wie lange die Pause dauern wird, will sich der Vorstand wohl offen halten – Ford hat bisher kein neues Datum für den Wiederanlauf genannt.

Update 27.03.2020: Nun nennt auch VW konkrete Maßnahmen für die angedeutete Verlängerung. In den deutschen Werken der Marke Volkswagen Pkw, von Volkswagen Nutzfahrzeuge und der Volkswagen Konzern Komponente wird die Fertigung für weitere vier Werktage bis zum 9. April ausgesetzt. Betroffen sind die Werke in Dresden, Emden, Osnabrück, Wolfsburg, Zwickau und von Volkswagen Nutzfahrzeuge in Hannover sowie die Werke der Volkswagen Konzern Komponente in Braunschweig, Kassel, Salzgitter, Chemnitz, Hannover Komponente und die deutschen Werke der SITECH.

Update 28.03.2020: Vor fünf Tagen hieß es noch, Tesla wolle die Fertigung in der Gigafactory 1 in Nevada weiterlaufen lassen (siehe unter Update 23.03.2020). Nun reagiert das Unternehmen doch auf die Pandemie: Tesla wird den Betrieb in Nevada weitgehend herunterfahren, heißt es. Nachdem bereits Teslas Batterie-Partner Panasonic seine 3.500 dort eingesetzten Mitarbeiter abgezogen hatte, planen die Kalifornier nun, ihr Personal vor Ort in den kommenden Tagen um rund 75 Prozent zu reduzieren. Die Info basiert auf einer Mitteilung auf der Website des Storey County, in dem die Fabrik liegt.

Update 31.03.2020: Porsche verlängert die zunächst auf zwei Wochen angesetzte Produktionspause in seinen Werken Stuttgart-Zuffenhausen und Leipzig um mindestens eine weitere Woche. Es gebe nach wie vor Engpässe bei den globalen Lieferketten, so ein Sprecher. Davon sind die Taycan-Produktion in Zuffenhausen und auch die Fertigung der PHEV-Varianten des Panamera in Leipzig betroffen.

Update 01.04.2020: In den deutschen Werken der Marke Volkswagen Pkw, von Volkswagen Nutzfahrzeuge und der Volkswagen Konzern Komponente wird die Fertigung für weitere fünf Werktage bis zum 19. April ausgesetzt. Dies geschehe vor allem aufgrund der anhaltend sinkenden Nachfrage nach Fahrzeugen und den weiterhin bestehenden Herausforderungen in der Lieferkette.

Auch Hyundai hat die Produktionspause in seinem europäischen Werk in Tschechien verlängert. Die Fertigung in Nošovice (unter anderem i30 und Kona Elektro 64 kWh) sollte Anfang April wieder anlaufen. Jetzt ist klar, das bis Ostern kein Auto vom Band laufen wird. Laut einem Firmensprecher ist die Wiederaufnahme der Produktion im Osten Tschechiens nun für den 14. April geplant.

Update 04.04.2020: Autobauer Ford verlängert die temporäre Einstellung seiner Fahrzeug- und Motorenfertigung an den meisten seiner europäischen Standorte voraussichtlich bis mindestens zum 4. Mai. Wie weiter oben geschildert, hatten die Amerikaner ihre europäischen Werke am 16. und 17. März geschlossen – und damit auch die hiesige Fertigung ihrer Hybrid-Fahrzeuge ausgesetzt. Zunächst legte sich Ford auf keinen Zeitplan fest, nun steht also das oben genannte Datum als Orientierung für die Wiederaufnahme der Fertigung im Raum.

Update 07.04.2020: BMW verlängert den Produktionsstopp in seinen Werken in Europa und den USA bis zum 30. April. Zuvor hatte BMW Produktionsunterbrechungen bis zum 19. April eingeplant.

Auch bei Porsche stehen die Bänder länger still. Nachdem die Stuttgarter VW-Tochter die Produktionspause bereits bis Ostern verlängert hatte, wurde nun entschieden, dass auch in der Woche nach Ostern in Zuffenhausen und Leipzig keine Autos gebaut werden. Die Begründung ist noch die selbe: Es gebe weiterhin Engpässe bei den globalen Lieferketten, die einen geordneten Wiederanlauf der Produktion nicht zuließen.

Update 08.04.2020: Tesla rechnet derzeit damit, die reguläre Produktion in seinen US-Werken am 4. Mai wieder aufnehmen zu können – „sofern keine wesentlichen Änderungen vorgenommen werden“. An diesem Tag enden die Ausgangsbeschränkungen im Alameda County, in dem das Werk Fremont liegt. Das geht aus einer E-Mail an die Mitarbeiter hervor, in der Tesla auch Gehaltskürzungen ankündigt (30% für Vice Presidents, 20% für Direktoren und 10% für alle anderen).

Update 09.04.2020: Weitere Autobauer verlängern ihre Produktionspausen. Daimler gab bekannt, die seit dem 6. April bestehende Kurzarbeit für den Großteil ihrer Produktion in ihren Pkw-, Transporter- und Nutzfahrzeug-Werken sowie Verwaltungsbereichen bis zum 30. April fortzusetzen. Somit dürften mit dem 1. Mai als Feiertag und dem anschließenden Wochenende die Bänder bei Daimler erst wieder am Montag, den 4. Mai anlaufen.

Auch die VW-Tochter Škoda verlängert den Produktionsstopp in den drei tschechischen Werken Mlada Boleslav, Vrchlabi und Kvasiny, in diesem Fall jedoch bis zum Montag, den 27. April. Škoda hatte bisher mit einer Pause bis zum 20. April geplant.

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2 Kommentare

zu „Coronavirus: Autobauer schließen weltweit Werke“
Strauss
19.03.2020 um 08:13
Aber, der jetzige Live-Stop nützt zumindest dem Klimawandel. Weshalb hört man z. Zt. nichts von aktuellen Luftmessungen.?
Udo
08.04.2020 um 08:21
Das könnte ja des Verbrenner aus noch beschleunigen Ob das die Autolobby freuen wird ???Aber schade für die reine E Mobilität

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